In Genf versammeln sich dieser Tage die Autohersteller um ihre neuen elektrischen und selbstfahrenden Konzepte der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ein Hersteller, der in den vergangenen Jahren die Konkurrenz – zumindest marketingtechnisch – vor sich hertrieb wird allerdings nicht am Genfer Autosalonvertreten sein: nämlich Tesla.
Diverse europäische Hersteller nützen hingegen bereits im Vorfeld die Chance, um ihrerseits ihre Entwicklungen im Bereich autonomer E-Autos vorzustellen und aufzuzeigen, dass sie abseits vom Marketing-Getöse des Tesla-CEO Elon Musk selber zielstrebig an der Elektro-Zukunft und am selbstfahrenden Auto arbeiten
Ride-Sharing mit dem Renault EZ-GO
Der französische Autobauer Renault hat mit seinem Ride-Sharing-Konzept EZ-GO für Aufsehen gesorgt. Das futuristische Auto mit einer Höchstgeschwindigkeit von lediglich 50 km/h bewegt sich vollautonom durch Städte und bietet Platz für sechs Passagiere, die sich – ähnlich wie in einer Seilbahn-Gondel – gegenübersitzen.
Bei Renault könne man sich vorstellen, den EZ-GO vor allem für Uber-ähnlicheDienste einzusetzen. Neben den klassischen Fahrdiensten könnte das Fahrzeugauch für Sightseeing, Partys oder andere Aktivitäten verwendet werden, erklärte Renault bei der Pressekonferenz in Genf. Durch das ausfahrbare Dach könnten auch Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt und auf einen Rollstuhl angewiesen sind, das Fahrzeug dennoch mühelos verwenden, ebenso Eltern mit Kinderwägen oder Reisende mit Gepäck. Ein erste EZ-GO-artiges, autonomes Fahrzeug will Renault bis 2022 auf die Straße bringen.
Aston Martin Lagonda Vision: E-Luxus der Oberklasse
Auch der britische Hersteller Aston Martin hat in Genf sein elektrischer Luxusstudie Lagonda Vision präsentiert. Aston Martin gibt die Reichweite mit 643 Kilometern an. Ab 2021 soll der Lagonda Vision produziert werden. Detail zur Motorisierung, Ausstattung und autonomen Fahrmodi blieb Aston Martinschuldig.
Hyundai: E-SUV für heute, Design-Experiment für die Zukunft
Bereits im Vorfeld des Autosalons hat Hyundai angekündigt, seine elektrifizierte Version seines SUV Kona zu zeigen. Rein äußerlich unterscheidet sich der E-Kona kaum von der hybridgetriebenen Vorgängergeneration. Das Ladekabel wird frontal hinter dem Kühlergrill angeschlossen.
Das Elektroauto soll in sieben Farben angeboten werden. Was den Antrieb angeht, wird es zwei Versionen geben. Die Reichweite gibt Hyundai mit 470 respektive 186 Kilometern an. Der Preis soll in etwa bei 32.000 Euro liegen.
Neben den bald erhältlichen E-SUV Kona hat der südkoreanische Autobauer noch sein elektrisches Konzept mit dem Namen Le Fil Rouge in Genfpräsentiert. Die Studie soll lediglich einen Ausblick auf die Richtung geben, die Hyundai in design-technisch gehen wird. Hingucker dabei ist in erster Linie der 21,5 Zoll große Display im Innenraum des Fahrzeugs.
Audi E-Tron:
Audis erster vollelektrischer E-SUV E-Tron, der bereits 2015 angekündigt und im Vorjahr offiziell präsentiert wurde, wird zwar nicht in Genf erneut ausgestellt. Medieninformation zufolge soll das Elektroauto aber für Testfahrten zur Verfügung gestellt werden. Die Reichweite wird von Audi mit rund 480 Kilometer angegeben, verbaut sind drei Elektromotoren. Der Audi e-tron kann an Schnellladestationen mit bis zu 150 kW Ladeleistung Strom tanken. Damit soll der SUV in knapp 30 Minuten bereit für die nächste Langstrecken-Etappe sein.
Jaguar I-Pace
Ein Kandidat, der für einiges an Aufsehen sorgen dürfte, ist der in Graz produzierte Elektro-SUV I-Pace, der mit zwei Elektromotoren bestückt ist und mit einer Leistung von 400 PS bzw. 294 kW Kunden ansprechen will. Auf 100 km/h beschleunigt der Jaguar in 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 200 km/h angegeben.
Mit dem 90 kWh Lithium-Ionen-Akku soll der I-Pace maximal 480 Kilometer weit kommen. Das Auto, das über 78.000 Euro kostet, kann bereits bestellt werden und soll ab dem Sommer ausgeliefert werden.
Volkswagen verzichtet auf das Lenkrad
Mit Spannung wurde die Präsentation des I.D. Vizzion von Volkswagen erwartet. Das futuristische Konzeptauto ist eine vollelektrische, selbstfahrende Luxus-Limousine, die ohne Lenkrad und Pedale auskommt. Die rein elektrische Reichweite des Konzeptfahrzeugs soll 650 Kilometer betragen. Bis spätestens 2022 soll ein Serienmodell des I.D. Vizzion auf die Straße kommen.
Darüber hinaus hat der VW-Konzern seine jüngste Variante des markenübergreifenden Konzepts des selbstfahrenden Elektrofahrzeuges namens Sedric gezeigt. Ähnlich wie bei EZ.GO von Renault sollen damit neue Mobilitätskonzepte aufgezeigt und ermöglicht werden. So könne der vollautonome Kleinbus etwa als Schulbus eingesetzt werden und die Kinder vollautomatisch von Tür zu Tür bringen.
Elektro-Mobilität, autonomes Fahren, digitale Vernetzung und neue Mobilitätsdienste seien „wichtige Hebel, mit denen wir die Mobilität in den Städten effizienter, sauberer und menschlicher machen wollen“, sagte VW-Chef Matthias Müller. VW investiere dafür bis 2022 mehr als 34 Milliarden Euro.
Porsche greift Tesla an
Porsches Tesla-Konkurrent Mission E soll Ende 2019 auf den Markt kommen. Besonderen Wert legt man bei Porsche auf die Schnellladefähigkeiten des Autos. Die 800-Volt-Architektur soll es erlauben, in lediglich 20 Minuten Ladezeit das Auto für eine Strecke von gut 400 Kilometer aufladen zu können. Außerdem verfügt der Porsche über neuartige Anzeige- und Bedienkonzept mit Touch-Screen und Blicksteuerung.
BMW und Daimler ohne Vorstellungen
Aufsehenerregende Konzepte und Designstudien sind von den beiden Premium-Herstellern Daimler bzw. Mercedes-Benz und BMW dieses Jahr in Genf ausgeblieben. Soll nicht heißen, dass sie keine Studien in der Schublade haben. Die beiden Premium-Hersteller nutzten für die Präsentation ihrer Zukunftskonzepte ganz einfach andere Branchenveranstaltungen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at