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Samsung Galaxy S9 im Test: Nennt es S8S

Samsung verbessert beim Samsung Galaxy S9 im Vergleich zum Vorgänger nur Kleinigkeiten. Im Test konnten wir keine Schwächen finden, doch ob das Gebotene ausreicht, um Besitzer des S8 zum Neukauf zu bewegen, ist fraglich.

Das Galaxy S9 konnte im Test überzeugen

Smartphones werden für den Niedergang vieler Geräte-Kategorien verantwortlich gemacht: Handys, MP3-Player, Navigationsgeräte, Wecker, Diktiergeräte und vieles mehr. Doch das wohl prominenteste Opfer ist die Kamera. Binnen weniger Jahre wurde der Kameramarkt vollständig vom Smartphone vereinnahmt. Bereits 2016 waren 98,4 Prozent aller verkauften Kameras in Smartphones verbaut. In naher Zukunft werden wohl klassische Digitalkameras vollständig aussterben, prognostizieren Analysten. Schenkt man verschiedenen (nicht repräsentativen) Befragungen Glauben, ist die Kamera mittlerweile sogar das mit Abstand wichtigste Feature in einem Smartphone.

Ob den Konsumenten tatsächlich die Kamera wichtiger ist als Akkulaufzeit, Widerstandsfähigkeit und Bedienbarkeit sei dahingestellt. Doch die Hersteller konzentrieren sich, auch aus Mangel an neuen Innovationen, zunehmend auf die Kamera. So auch Samsung, das bei seinem neuem High-End-Modell S9 vorwiegend die Kamera-Funktionen überarbeitet hat. Mit “Super-Slow-Motion”, variabler Blende sowie zahlreichen Augmented-Reality-Funktionen will man vor allem Apples iPhone X die Stirn bieten, andere Neuerungen sucht man mit der Lupe. Zahlt sich da ein Wechsel auf das neue 849-Euro-Smartphone überhaupt aus? Wir haben es ausprobiert.

Das Design bleibt gleich

Warum etwas überarbeiten, das bereits perfekt ist? Das dachte sich wohl auch Samsung und behält das Design des S8 für den Nachfolger weitestgehend bei. Legt man S8 und S9 nebeneinander, lässt sich auf den ersten Blick kein Unterschied erkennen. Lediglich die Maße weichen geringfügig – 1,2 Millimeter in der Länge weniger sowie 0,6 Millimeter in der Breite mehr – ab. Das dürfte vorrangig Hersteller von Smartphone-Hüllen freuen, die Bedienbarkeit des Smartphones wird dadurch nicht beeinflusst.

Dass ein halber Millimeter aber durchaus einen Unterschied machen kann, beweist das Smartphone bei der Dicke. Das S9 hat 0,5 Millimeter zugelegt, die glücklicherweise in den Rahmen investiert wurden. So lässt sich das Smartphone spürbar besser halten. An den Rundungen der Rückseite sowie der Front wurden keine Veränderungen vorgenommen. Das Smartphone schmiegt sich weiterhin angenehm in die Handfläche und lässt sich problemlos mit einer Hand bedienen. Etwas abgenommen hat zudem der Balken unter dem Display, wodurch der Bildschirm näher zum Daumen rückt.

Kein Rahmenloser Display

Dem Traum vom rahmenlosen Smartphone kommt das S9 leider keinen Schritt näher. Das Display nimmt nahezu gleich viel Platz an der Front ein wie beim Vorgänger (rund 83,6 Prozent). Damit liegt man weiterhin im Spitzenfeld, wie der Vergleich mit dem iPhone X (82,9 Prozent), Xiaomis Mi Mix 2 (80,8 Prozent) sowie dem OnePlus 5T (80 Prozent) zeigt. Dass mehr möglich ist, bewies der chinesische Hersteller Vivo, der auf dem Mobile World Congress mit dem Apex ein Konzept-Smartphone demonstrierte. Dank versteckter Selfie-Kamera und Fingerabdrucksensor im Bildschirm stieg der Bildschirmanteil auf 91 Prozent an.

Samsung ist noch nicht ganz so weit, versteckt aber zumindest die Sensoren nun deutlich besser. So sind Benachrichtigungs-LED, Iris-Scanner sowie der Näherungs- und Lichtsensor nun nur mehr bei näherer Betrachtung erkennbar. Am schwarzen Balken über dem Display sind lediglich der Lautsprechergitter sowie die Selfie-Kamera sichtbar. Im ausgeschalteten Zustand ist der Übergang zwischen Bildschirm und dem ebenso dunklen Gehäuse dadurch fast nahtlos. Eine nette optische Illusion, die zumindest kurzzeitig den Eindruck erweckt, der Bildschirm würde die komplette Front einnehmen.

Entsperren bleibt sperrig

Samsung korrigierte zudem einen der größten Fehler des Vorgängers: Die Position des Fingerabdrucksensors. Beim S8 war dieser direkt neben der Kamera zu finden. Wer beim Griff in die Hosentasche das Smartphone rasch entsperren wollte, betatschte dabei meistens versehentlich die Kameralinse. Um diesen Fehler zu korrigieren, wurde der Fingerabdrucksensor beim S9 unter die Kamera verlegt. Leider ist auch diese Position beim S9 nicht optimal. Samsung sieht den Fingerabdrucksensor offenbar als optionale Entsperrfunktion an, wenn Gesichts- und Iris-Scan nicht funktionieren sollten. Denn der Sensor ist optimal mit dem Zeigefinger erreichbar, wenn man das Smartphone bereits in der Hand hält und es am Handballen abstützt. Wer es rasch aus der Hosentasche zieht, landet aber weiterhin mit dem Finger auf der Kameralinse.

Etwas ärgerlich, da der Fingerabdrucksensor nach wie vor die schnellste biometrische Entsperrfunktion darstellt. Während der Fingerabdruck zuverlässig im Bruchteil einer Sekunde erkannt wird, benötigen sowohl Gesichts- als auch Iris-Scanner deutlich länger. Es gab zwar nie eine Situation, in der ich nicht als Besitzer des Smartphones erkannt wurde, ich musste mich aber des Öfteren neu positionieren. Insbesondere der Iris-Scanner verlangt, wie bereits bei den Note-Modellen, dass das Smartphone präzise auf Augenhöhe positioniert wird. Eine lästige Angelegenheit, weswegen ich oftmals sogar den PIN-Code dem Intelligent Scan vorzog.

Ein Handschmeichler

Apropos lästig: Bixby existiert weiterhin und es ist – zumindest im deutschsprachigen Raum – nach wie vor sinnlos. Der digitale Assistent von Samsung spricht kein Deutsch und liefert trotz zahlreicher Widgets weniger relevante Informationen als Googles Assistant. Zumindest lässt sich die Bixby-Taste, die weiterhin an der linken Seite unter der Lautstärkewippe verbaut wurde, mittlerweile auch deaktivieren.

Die glatte, aber dennoch griffige Glasoberfläche des Smartphones fühlt sich hochwertig an, ist aber nach wie vor für Schmierer und Fingerabdrücke anfällig. Zumindest mein Bedürfnis nach mehr Hygiene hat dadurch zugenommen und ich habe das Smartphone öfter als üblicherweise mit einem Tuch gereinigt.

Dank der makellosen Verarbeitung und nahtlosen Übergänge zwischen Display und Gehäuse gab es zumindest keine Öffnungen, in denen sich Dreck sammeln könnte. Lediglich um das leicht erhobene Kameramodul auf der Rückseite fanden sich des Öfteren Staubkörner. Dank IP68-Zertifizierung kann man diese aber auch problemlos unter fließendem Wasser oder mit einem nassen Tuch entfernen, denn das Smartphone ist weiterhin wasser- und staubdicht. Grundsätzlich ist das S9 neben dem iPhone X und Huaweis Mate 10 Pro das derzeit wohl am besten verarbeitete Smartphone.

Hochwertiger Bildschirm

Das 5,8 Zoll große “Infinity Display” hat sich auf den ersten Blick ebenfalls kaum verändert. Sowohl Größe als auch Auflösung (2960 mal 1440 Pixel), Helligkeit und Bildverhältnis sind unverändert geblieben. Mit 18,5:9 weicht man geringfügig vom Branchenstandard 18:9 ab, wodurch das Smartphone etwas höher ausfällt als andere Geräte mit gleicher Bildschirmdiagonale. Das lässt sich nun auch im Homescreen ausreizen, der sowohl im Hoch- als auch im Querformat verwendet werden kann. Das erspart dem Nutzer das lästige Hin und Her zwischen Hoch- und Querformat, tatsächlich dürfte aber vor allem das etwas größere S9+ davon profitieren.

Auch wenn Samsung das Panel nun “Infinity Display” nennt, steckt weiterhin die AMOLED-Technologie dahinter. Die Farbdarstellung ist entsprechend überzeugend, der Kontrast fällt ebenso hervorragend aus. In der Voreinstellung, der “anpassungsfähigen Anzeige”, passt sich die Farbdarstellung an den Bildschirminhalt an. Bei Video-Apps wie YouTube und Netflix wird die Helligkeit zudem automatisch auf den maximalen Wert angehoben. Wem die Voreinstellungen, die zu leichten Blautönen tendieren, nicht zusagen, kann diese auch manuell anpassen.

Sowohl Farbtemperatur als auch der Anteil an Rot-, Grün- und Blau-Tönen lassen sich individuell einstellen. Die Helligkeit ist etwas geringer als bei vergleichbaren AMOLED-Bildschirmen, beispielsweise beim OnePlus 5T, aber dennoch ausreichend, um auch an sonnigen Tagen den Bildschirm ablesen zu können. Eine sichtbare Farbverschiebung ließ sich erst bei sehr steilen Betrachtungswinkeln feststellen. Selbst diese fand aber nur in einem sehr geringen Ausmaß statt. Ein ähnliches Debakel wie beim Google Pixel 2 XL oder dem LG V30 trifft das S9 nicht.

AR-Emojis: Bei Apple abgeguckt

Ein Mangel an Innovation macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn große Konkurrenten einander gegenseitig kopieren. Nachdem Apple beim iPhone X das “rahmenlose” Design des Samsung Galaxy S8 kopierte, übernahm Samsung kurzerhand ein neues Apple-Feature: Die Animojis. Zugegeben, die 3D-Emojis, auf die sich die eigene Mimik übertragen lassen kann, sind nicht mehr als ein Gimmick. Doch Apple hat das Augmented-Reality-Feature gut verkauft und bei vielen Nutzern Interesse geweckt.

Samsungs Antwort auf die Animojis heißt AR Emojis und ist leider bei weitem nicht so gut gelungen. Der Nutzer kann zwischen vorgefertigten Figuren, beispielsweise einem Häschen und einer pinken Katze, und zahlreichen Snapchat-ähnlichen Filtern (Bier im Mund, Katze am Kopf, Pizza im Gesicht und viele mehr) wählen. Alternativ kann per Selfie auch ein 3D-Abbild des Nutzers erstellt werden. Das funktionierte allerdings nie so wie erhofft. Bei Vollbartträgern wurde beispielsweise die Gesichtsbehaarung meist auf einen Goatee reduziert, die Augenfarbe variierte ebenso jedes Mal. Insgesamt fünf meiner Freunde – sowohl männlich als auch weiblich – haben mithilfe dieser Funktion AR Emojis erstellt, keiner sah Ähnlichkeiten zu seinem virtuellen Ebenbild. Die Auswahl an Outfits und Accessoires ist stark eingeschränkt, weswegen die Figur nicht einmal in puncto Mode an das Original angepasst werden kann.

Auch das Tracking der Mimik funktioniert deutlich schlechter als beim iPhone X. Während Bewegungen der Augenbrauen verlässlich erkannt werden, muss man den Mund weit aufreißen, damit die Bewegung bemerkt wird. Aus unerfindlichen Gründen zuckte der virtuelle Mund zudem unkontrollierbar bei der Aufnahme, auch wenn man komplett ruhig blieb. Virtuelle Musikvideos, wie sie unter anderem mit den Animojis produziert werden, lassen sich so fast unmöglich drehen. Deutlich mehr Spaß bereiten die AR-Sticker, beispielsweise die Katze am Kopf. Im Store finden sich auch zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Sticker-Packs, mit denen die Auswahl erweitert werden kann. Samsung nutzt offenbar Googles ARKit, das kürzlich in der Version 1.0 veröffentlicht wurde und schon bald auf älteren Samsung-Smartphones verfügbar gemacht werden soll.

„Super-Slow-Motion“ selten nutzbar

Während man in vielen Bereichen den Unterschied zwischen S8 und S9 mit der Lupe suchen kann, fallen die Veränderungen bei der Kamera wesentlich deutlicher aus. Die Auflösung bleibt mit zwölf Megapixeln zwar gleich, doch die Kamera kann nun dank neuem Kamera-Sensor und Bildprozessor deutlich mehr. Neben herkömmlichen Zeitlupenvideos (240 Bilder pro Sekunde) können nun auch “Super-Slow-Motion”-Videos aufgenommen werden. Dabei wird eine 0,2 Sekunden lange Sequenz mit 960 statt 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen. In normaler Geschwindigkeit abgespielt lassen sich so beeindruckende Aufnahmen anfertigen – zumindest in der Theorie.

In der Praxis funktionierte die Software mehr schlecht als recht. Obwohl die Kamera-App Bewegung erkennen und automatisch die Aufnahme starten sollte, passierte oftmals gar nichts oder viel zu spät. Der manuelle Modus beweist zudem eindrucksvoll, wie kurz 0,2 Sekunden sind. Zum Vergleich: Ein Wimpernschlag dauert knapp 0,1 Sekunden. Oftmals betätigt man die Aufnahme erst, wenn alles schon vorbei ist. Die Automatik funktionierte meist nur, wenn das Objekt groß genug ist, beispielsweise ein vorbeifahrendes Auto oder Fahrrad. Bei einem Nerf-Pfeil, der aus weniger als 30 Zentimeter Abstand gefilmt wurde, bekam die Kamera offenbar nichts mit.

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Auch die automatisierte Musikauswahl funktioniert aktuell offenbar eher nach dem Zufallsprinzip. Statt zum Thema passende Musikstücke zu wählen, war die Auswahl meist “Yakety Sax”-lustig oder Spannungsmusik aus Actionfilmen. Die Aufnahmen lassen sich – sofern sie gelingen – auch als animiertes Wallpaper für den Sperrbildschirm nutzen oder als GIF verschicken.

Kamera mit variabler Blende

Ebenfalls ein großes neues Feature: Die variable Blende. Wie bei einer Digitalkamera kann die Blendenöffnung an die Situation angepasst werden. Bei der großen Blende (f/1.5) wird mehr Licht eingefangen, die Tiefenschärfe fällt jedoch geringer aus. Objekte, die weit hinter oder vor der fokussierten Ebene liegen, sind daher unscharf. Bei einer kleineren Blende fällt die Tiefenschärfe größer aus, allerdings wird auch mit weniger Licht aufgenommen. Bisher wurden Smartphone-Kameras mit einer fixen Blendenzahl ausgeliefert, die variable Blende gewährt nun mehr Freiheiten. Wer nachts fotografieren möchte, profitiert von der größeren Blende, während bei Tag mit mehr Tiefenschärfe aufgenommen werden kann.

Die Auswahl der Blendenzahl im Automatik-Modus erfolgt dynamisch und meist der Situation angemessen. Bei Tag und guten Lichtbedingungen zieht die Kamera-App fast immer f/2.4 vor, nur in seltenen Fällen wird f/1.5 gewählt. Die Unterschiede lassen sich meist ohnedies nur bei näherer Betrachtung ausmachen, da die Tiefenschärfe sowohl mit f/1.5 als auch mit f/2.4 eher gering ausfällt. Lediglich bei Makroaufnahmen sind die Unterschiede zwischen den beiden Einstellungen auch mit dem freien Auge erkennbar. Die variable Blende ist eine sinnvolle Neuerung, auch wenn der Nutzen für Gelegenheits-Fotografen im Alltag nur selten sofort spürbar ist. Glücklicherweise kann die Blende auch frei im Pro-Modus bestimmt werden, wovon insbesondere erfahrene Smartphone-Fotografen Nutzen machen werden und so nicht mehr auf Software-Tricks zurückgreifen müssen, um ein ansprechendes Bokeh zu erzeugen.

Gute Bildqualität

Die Qualität der Aufnahmen ist, wie beim Vorgänger, herausragend. Trotz der relativ geringen Auflösung von zwölf Megapixel punkten die Aufnahmen mit einem hohen Detailgrad. Der neue Bildprozessor kombiniert insgesamt zwölf Aufnahmen, um das Bildrauschen zu reduzieren und Details zu schärfen. Das funktioniert vor allem bei Tageslichtaufnahmen sehr gut, leichtes Bildrauschen lässt sich aber auch hier nicht vollständig vermeiden. Dieses fällt aber nur bei näherer Betrachtung auf. Wie beim S8 profitiert man von einem starken optischen Bildstabilisator sowie einem rasend schnellen Autofokus. Die 8-Megapixel-Selfie-Kamera liefert ebenso überzeugende Ergebnisse, übertreibt es aber bei schlechten Lichtverhältnissen mit dem Weichzeichner, um das Bildrauschen zu überdecken.

Nur die neuste Hardware

Hierzulande ist im Galaxy S9 ein Exynos 9810 verbaut. Der Octacore-SoC stammt aus der hauseigenen Chip-Schmiede von Samsung und verfügt über vier leistungsfähige M3-Kerne, die mit bis zu 2,7 GHz getaktet sind, sowie vier energiesparende Cortex-A55-Kerne, die mit maximal 1,8 GHz laufen. Die Chips werden weiterhin im 10-Nanometer-Verfahren hergestellt, sollen aber dank eines überarbeiteten Fertigungsprozesses mit höherer Taktrate und geringerem Energiebedarf funktionieren. Bei der GPU setzt man auf ARMs Mali-G72, im Vergleich zum Vorgänger wurde aber die Zahl der GPU-Kerne von 20 auf 18 reduziert. In den Benchmarks machte sich das aber kaum bemerkbar.

  • 3DMark (Sling Shot Extreme, v2.0, OpenGL): 3276 Punkte
  • PCMark (v2.0): 6041 Punkte
  • AnTuTu (v7.0.4): 249.999 Punkte
  • AndroBench 5 (sequenzielles Lesen/Schreiben): 807,02/204,47 MB/s

Huaweis Mate 10 Pro – gleiche GPU, allerdings mit lediglich zwölf Kernen – schnitt im 3DMark beispielsweise nur knapp 10 Prozent schlechter ab. Der Verlust der zwei Kerne wurde wohl durch einen etwas höheren GPU-Takt (bis zu 572 MHz) ausgeglichen. Dennoch wird es spannend, wenn die ersten Smartphones mit Qualcomm Snapdragon 845 auf den Markt kommen, die über die neue Adreno-630-GPU verfügen. Hierzulande wird das wohl LGs G7 sein, Samsung verkauft das S9 mit Snapdragon 845 lediglich in den USA.

Beim Speicher dürfte Samsung auf UFS 2.1 setzen, da in den Benchmarks üblicherweise Lesegeschwindigkeiten von rund 800 Megabyte pro Sekunde erzielt wurden. Beim Schreiben gab es üblicherweise Werte um 200 Megabyte pro Sekunde. Werte, von denen vor allem Apps profitieren. USB 3.2 würde zwar theoretisch bis zu 2500 MB/s ermöglichen, meist wird aber lediglich Gen 1 mit einer Leitung unterstützt. Dort liegt die Grenze mit 625 MB/s deutlich niedriger. Samsung macht vorerst keine Angaben dazu, ob bereits Gen2 unterstützt wird. Bei der Datenübertragung mit dem Kabel kann man wohl die volle Leistung vorerst nicht ausschöpfen.

Apropos hohe Übertragungsraten, die man nicht nutzen kann: Der Exynos 9810 verfügt über ein LTE-Cat18-Modem, das Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 1200 Mbps unterstützt. Derzeit bietet kein österreichischer Mobilfunker derartige Bandbreiten – dazu muss man wohl nach Südkorea auswandern.

Durchschnittliche Akkulaufzeit

Der Akku ist mit 3000 mAh im Vergleich zum Vorgänger gleich geblieben. Im Testzeitraum gab es unerwartete Probleme, ein unbekannter Systemprozess saugte den Akku schneller als erwartet leer. Meist war der Akku nach zwölf Stunden im Standby leer, auch bei minimaler Verwendung. Da sich aber beim “großen Bruder”, dem S9+, diese Probleme nicht beobachten ließen, dürfte es sich wohl um ein Problem mit dem Testgerät gehandelt haben. Die Akkulaufzeit dürfte wohl – sofern keine Softwareprobleme auftreten – im Rahmen des Vorgängers liegen. Dieser bot ausreichend Leistung für einen Tag, mehr war jedoch meist ohne neuerliches Aufladen nicht möglich.

Obwohl es mittlerweile Quick Charge 4+ gibt, unterstützt das S9 weiterhin nur die drei Jahre alte Version 2.0. Diese füllt den Akku zwar im Notfall binnen 30 Minuten zur Hälfte, mit der neuen Quick-Charge-Generation wäre das aber noch einmal schneller möglich. Auch drahtlos kann das Smartphone, sofern Bedarf besteht, schneller geladen werden.

Kopfhöreranschluss und Stereo-Lautsprecher

Trotz des anhaltenden Trends zu Bluetooth-Kopfhörern hat Samsung der Versuchung widerstanden und den Anschluss für 3,5-mm-Klinkenstecker beibehalten. Herkömmliche Kabel-Kopfhörer können somit weiterverwendet werden. Samsung steuert auch In-Ear-Kopfhörer von AKG bei. Die Qualität der Kopfhörer ist gut, vor allem das dicke, geflochtene Kabel ist gut gelungen.

Erstmals verbaut Samsung zudem Stereo-Lautsprecher, die auf von AKG entwickelte Technologie sowie das Surround-System Dolby Atmos setzen. Letzteres zeigte im Test tatsächlich Wirkung und konnte auch bei einfachen YouTube-Videos einen überzeugenden Raumklang erzeugen. Laut Samsung sind die Lautsprecher um den Faktor 1,4 lauter als beim Vorgänger. Das Ergebnis fällt überzeugend aus, trotz deutlich kleinerem Klangkörper erreicht man eine ähnliche Lautstärke wie mit großen 10-Zoll-Tablets. Wer das Bedürfnis verspürt, auf dem Smartphone einen Film ohne Kopfhörer anzuschauen, kann das somit bedenkenlos tun.

Fazit: Nicht viele Neuerungen

Würde man mir das Galaxy S9 in die Hand drücken und behaupten, es wäre das S8, hätte ich es ohne Zweifel geglaubt. So wenig Veränderung bei einem Samsung-Flaggschiff gab es noch nie. Damit geht der südkoreanische Konzern kein Risiko ein und behält zumindest die gute Ausgangsbasis aus dem Vorjahr bei. Doch die Konkurrenz wird nicht stehenbleiben und hat nun die Chance, mit innovativen Geräten Samsung Marktanteile abzuluchsen.

Wer sich vom Samsung Galaxy S9 mehr erwartet als eine aufgefrischte Version des S8 wird somit enttäuscht. Die neuen Funktionen, wie Super-Slow-Motion, AR Emojis und die neue Hardware, können nicht wirklich überzeugen und sind nicht mehr als Gimmicks. Wer sich daher rund 300 Euro sparen möchte, kann ohne Bedenken zum Vorjahresmodell greifen. Auch das ähnlich starke Huawei Mate 10 Pro ist mittlerweile für 150 Euro weniger im Handel erhältlich.

  • Modell: Samsung Galaxy S9
  • Display: 5,8 Zoll Super-AMOLED-Bildschirm – 2960 x 1440 Pixel (18,5:9, 570 ppi, geschützt von Gorilla Glass 5)
  • Prozessor: Octacore-SoC (Samsung Exynos 9810)
  • RAM: 4 Gigabyte
  • Speicher: 64/128/256 GB intern (microSD-Kartenslot verfügbar)
  • Betriebssystem: Android 8.0
  • Anschlüsse/Extras: USB Typ-C, Bluetooth 5, WLAN (a/b/g/n/ac)
  • Akku: 3000 mAh
  • Kamera: 12 Megapixel (Dual-LED-Blitz, optischer Bildstabilisator, variable Blende: f/1.5 oder f/2.4), 8 Megapixel (Frontkamera, f/1.7)
  • Videos: Aufnahme in 2160p bei 30 fps möglich
  • Maße: 147,7 x 68,7 x 8,5 mm, 163 Gramm
  • Preis: 849 Euro (64 GB)

Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at

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