Smarte Lautsprecher wie Amazon Echo oder Google Home wissen mittlerweile beachtlich viel: Wie sind aktuelle Sportergebnisse? Wie wird das Wetter, hat der Supermarkt noch geöffnet und wann feiert die Kanzlerin Geburtstag? Alexa und Co. geben Antwort – man muss sie nur fragen.
Ein Display macht mehr möglich
Wer aber mal probiert hat, eine günstige Bahnverbindung über einen smarten Lautsprecher zu finden, kennt auch die Grenzen der Sprachassistenten . Manche Informationen lassen sich schlicht viel besser auf einem Bildschirm darstellen. Bisherige Versuche, Sprachassistenten mit einem Display zu verheiraten, überzeugten jedoch nicht.
Das dürfte sich bald ändern: Seit Donnerstag gibt es die grundlegend überholte, zweite Version von Amazons Echo Show zu kaufen. Und Anfang der Woche stellten mit Facebook und Google zwei weitere IT-Riesen ihre eigenen smarten Displays vor.
Die drei Hersteller verfolgen mit ihren Geräten zwar unterschiedliche Strategien – sie zeigen aber, dass smarten Assistenten mit Bildschirm wohl die Zukunft in etlichen Wohnzimmern gehört.
Amazon Echo Show
Amazon bietet in Deutschland bereits seit einem knappen Jahr Echo Show an, ein Gerät, das Alexa mit einem Sieben-Zoll-Display verbindet. Doch der Nutzen war bislang überschaubar. Zu wenige „Skills“ – so nennt man die einzeln installierbaren Fähigkeiten von Alexa – nutzen die Anzeigefunktion sinnvoll. Einen echten Mehrwert hatten Nutzer kaum, klanglich konnte das Display zudem nur mäßig überzeugen.
Diese oft geäußerte Kritik hat sich Amazon bei der Entwicklung der zweiten Generation zu Herzen genommen und Echo Show zu einer Heimzentrale weiterentwickelt.
Smarthome-Hub
Das fängt damit an, dass Amazon im neuen Echo Show (Zehn-Zoll-Display, 229 Euro) wie im Echo Plus einen Smarthome-Hub verbaut hat. Das bedeutet: Etliche smarte Glühbirnen und schaltbare Steckdosen lassen sich ohne zusätzliche Basisstation mit dem Sprachbefehl „Finde neue Geräte“ einrichten und anschließen direkt per Sprachbefehl steuern. Außerdem vereinfacht Amazon auch die Einrichtung per Wlan funkenden Smarthome-Geräten.
Künftig genügt es dank „Wifi Simple Setup“, einen QR-Code mit der Alexa-App auf dem Smartphone einzuscannen. Auch Dritthersteller dürfen das System übernehmen. Mit nur einem Fingerwisch hat man anschließend alle eingerichteten Lampen, Thermostate, smarten Schlösser und schaltbaren Steckdosen auch schweigend unter Kontrolle. So einfach war das bislang allenfalls bei Apple.
Neue Küchen-Funktion
Auch in Sachen Videochat ist das Gerät vielseitiger geworden: Bisher ließen sich nur Verbindungen zu anderen Amazon-Echo-Geräten aufbauen. Künftig können beliebige Geräte über Dritthersteller-Apps angerufen werden, den Anfang wird in wenigen Wochen Skype machen.
Ebenfalls offener sind die Vorgaben für Skills-Entwickler: Sie haben ab sofort deutlich größere Freiheiten, was auf den Echo-Displays angezeigt werden kann. So machten unserer Redaktion vorab gezeigte Skills , etwa „Kicker“ oder „TV Digital Fernsehprogramm“, endlich sinnvoll Gebrauch vom Bildschirm.
Rezepte Schritt für Schritt erklärt
Besonders gut gefiel beim Ausprobieren die neue, in wenigen Wochen verfügbare Küchen-Funktion: Dabei werden Koch- und Backrezepte Schritt für Schritt mit passenden Bildern oder Videos erklärt, ohne dass man dabei das Gerät mit schmierigen Händen anfassen muss.
Dank deutlich basskräftigerem Klang und größerem Display taugt das Gerät endlich auch zum Musikhören oder Nebenbei-Amazon-Prime-Serien-Schauen, mit den jetzt integrierten Web-Browsern (Firefox und Silk) können zudem Youtube-Videos abgespielt werden. Übrigens: Viele softwareseitige Änderungen werden wohl auch auf älteren Echo-Show-Geräten sowie auf smarten Displays mit Alexa-Unterstützung von Drittherstellern zur Verfügung stehen und diese deutlich aufwerten.
Google Home Hub
Googles Home Hub (149 Dollar, ab 2019 in Deutschland) setzt auf ein ähnliches Konzept: Auch hier sitzt ein Touchdisplay (sieben Zoll Bildschirmdiagonale) auf einem Lautsprecher, zwei Mikrofone lauschen auf Sprachbefehle. Im Gegensatz zur Konkurrenz verzichtet Google bei seinem smarten Display aber aus Diskretionsgründen auf eine Kamera.
Das dürfte die Vorbehalte vieler potenzieller Kunden abschwächen – gleichzeitig fallen Videochats deshalb aber flach. Einer der Haupteinsatzzwecke soll die Bedienung von Smarthome-Geräten sein. Das gelingt wie bei Amazon wahlweise per Stimme oder mittels der übersichtlichen Schaltzentrale auf dem Display.
Helfer im Alltag
Darüber hinaus können natürlich auch Youtube-Videos abgespielt, die Verkehrslage auf dem Weg zur Arbeitsstelle auf Google Maps angezeigt oder der Wetterbericht aufgerufen werden. Wird das Display nicht gebraucht, wandelt Home Hub sich auf Wunsch zum digitalen Bilderrahmen, der automatisch die schönsten Bilder von beliebigen Personen aus den eigenen Google-Fotos-Ordnern anzeigt.
Und während einfache digitale Bilderrahmen sich spätestens in den Abendstunden durch blaustichiges, helles Licht als Bildschirm zu erkennen geben, soll Home Hub sowohl Helligkeit als auch Farbtemperatur automatisch anpassen, sodass die Fotos immer natürlich aussehen.
Facebook Portal – vorerst nicht in Deutschland
Facebook wählt mit seinen, vorerst nicht in Deutschland erhältlichen, smarten Bildschirmassistenten Portal (Zehn-Zoll-Display, 199 Dollar) und Portal Plus (15,6-Zoll-Display, 349 Dollar), einen gänzlich anderen Ansatz als Google: Hier ist die verbaute Kamera Hauptmerkmal des Geräts. Denn in erster Linie sollen Portal-Nutzer damit videochatten – und zwar über den Facebook-Messenger.
Das Besondere dabei: Nutzer müssen sich nicht vor die Kamera stellen – Portal hat den ganzen Raum im Blick und wählt den Bildschirmausschnitt des Videos so, dass der oder die Sprecher stets im Mittelpunkt stehen. Facebook verspricht übrigens, dass das Unternehmen die Videos nicht sehe, speichere oder auswerte. Ein Plastik-Clip zum Verdecken der Kamera liegt bei.
Außerdem ist ebenfalls Alexa ins Gerät integriert, womit man von zahlreichen der oben genannten Funktionen profitiert.