Sex ist in vielen Bereichen (leider) immer noch ein Tabuthema. So selbst in Beziehungen. Nicht jedem ist es angenehm, seinem Partner oder seiner Partnerin klar zu verstehen zu geben, dass man Sex will. Ein neues Gadget macht es jenen Schüchternen um einiges leichter, ihre Wünsche zu äußern.
Lust auf Sex? Auf den Button statt ins Ohr
Auf Kickstarter hat ein Paar eine Kampagne gestartet, die sich dem Konversationsproblem annimmt. Mit dem Crowdfunding soll ein neues Gadget entwickelt werden, das die Erfinder „LoveSync“ nennen.
Es ist vom Prinzip her der Amazon Dash Button, das Smart Home-Gerät, mit dem Kunden ihr Lieblingsprodukt per Knopfdruck nachbestellen können. Der Sex-Button jedoch bestellt weder Waschmittel noch Druckerpatronen, sondern (hoffentlich) den gewünschten Geschlechtsverkehr.
Anstatt dich also selbst zu deinem oder deiner Angebeteten hinzubeugen und das eigene Verlangen leise ins Ohr zu flüstern, übernimmt der „LoveSync“ für dich. Er enthält zwei Knöpfe, einen für dich und einen für deinen Partner beziehungsweise deine Partnerin. Drückst du deinen, empfängt der andere Knopf ein Signal.
Dem Freund oder der Freundin bleiben dann zwei Optionen: ebenfalls drücken, um zu zeigen, dass ebenfalls die Bereitschaft für Sex vorhanden ist oder den eigenen Knopf für vier Sekunden halten, was – Überraschung – das Gegenteil bedeutet.
Beim Sex ist Drücken Silber und Reden Gold
Diese einfache Technologie scheint eine gute Lösung für diejenigen zu sein, die nicht gern ihren Wunsch nach Sex ansprechen. Doch wie The Verge berichtet, ist sie auch problematisch.
„Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sich für eine Aktion entscheiden, tippen Sie anonym auf Ihre Schaltfläche“, heißt es auf der Crowdfunding-Seite. „Ihr Wunsch wird für einen bestimmten Zeitraum gespeichert. Keine Ablehnungsgefahr und kein Druck auf Ihren Partner – wenn nur einer von Ihnen klopft, passiert nichts.“
Was, wenn einer nicht will?
Das werfe die Frage auf, wie die Partner damit umgehen sollen, wenn einer von beiden nicht will? Sicher ist es wie im Leben ohne Sex-Button: Dann eben nicht, wer will, muss sich selbst vergnügen.
Doch wie unterscheidet man, ob der Knopf vom Partner oder der Hauskatze gedrückt wurde und wie spricht man darüber, wenn man sich den Button zugelegt hat, um eben nicht darüber sprechen zu müssen? In der Theorie jedenfalls steht zu Befürchten, dass der „LoveSync“ die Sex Talk-Problematik nur verlagert und nicht löst.
Außerdem gibt es bis jetzt nur zwei zusammenpassende Knöpfe, genug für ein normatives, monogames Paar. Entspricht das noch der Wirklichkeit?
Das Vorspiel ist wichtig
Sex und vor allem Gespräche über Sex sind sicherlich kein einfaches Thema. In den FAQs der Kampagnenseite weisen auch die Erfinder von „LoveSync“ darauf hin: „LoveSync reduziert die Anzahl der fehlgeschlagenen Vorspielversuche erheblich, um herauszufinden, ob Ihr Partner ‚in Stimmung‘ ist“. Allerdings sei auch das „Vorspiel selbst ein wichtiger psychologischer und physiologischer Aspekt von gesundem Sex“.
Ja, was denn nun?, fragt man sich. Die Seite hält keine Ratschläge dazu oder Hinweise darauf parat, warum es unter Umständen besser ist, mit mit dem Partner oder der Partnerin über die eigenen sexuellen Bedürfnisse offen zu reden und wie das zu bewerkstelligen ist. Zugegeben würde das auch die Daseinsberechtigung des Produkts in Frage stellen.
Trotzdem: „Wenn Sie diese lebenswichtigen Gespräche vermeiden, vermeiden Sie möglicherweise Unbeholfenheit, aber Sie geben sich auch mit suboptimalem Sex zufrieden“, sagte Sexualerzieherin Kate McCombs in einem Interview mit HealthLine 2017.
Ob Sex Tech gesund für den Menschen ist, ist ein viel diskutiertes Thema. Technologien gibt es mittlerweile viele, wie den Chatbot, der deine Sex-Probleme lösen soll. Inwiefern moderne Technik die so wichtige, menschliche Interaktion ablöst, steht aber zur Debatte. Übrigens: Der Amazon Dash Button selbst stand schon vor Gericht.
Würdest du den Sex-Button nutzen wollen?