Veröffentlicht inProdukte

Elektroautos: „Vorschriften oder Politik“ haben keine Chance, so Branchen-Ikone

Elektroautos sind dem früheren Toyota-CEO Akio Toyoda zufolge keine Lösung. Er ist für einen „mehrgleisigen Ansatz“.

Batterie eines Elektroautos
© IM Imagery - stock.adobe.com

Der Hyundai IONIQ 5 im Test // IMTEST

Klare Designlinie im Innenraum, rasantes Schnelladen: Der Hyundai IONIQ 5 zeigt im Test, was er alles kann. An welchen Stellen der Stromer nicht überzeugt, klärt der Fahrbericht.

Während in Deutschland und Europa Elektroautos zunehmend an Bedeutung gewinnen, zögern andere Märkte noch mit dieser Entwicklung. Insbesondere in China setzen Politik und Automobilhersteller auf eine vielfältigere Palette von Optionen. Der Grund dafür ist, dass nicht alle in rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen die Zukunft der Mobilität sehen.

Elektroautos: „CO2 ist der Feind“

Im Lauf der vergangenen paar Jahren hat die Automobilindustrie einen nicht unwesentlichen Wandel erlebt. Auch im Rest der Welt forschen Unternehmen unentwegt an neuen Motoren und Batterien für E-Fahrzeuge. Allerdings legen sie sich nicht allein auf diese fest. Akio Toyoda, ehemaliger Chief Executive Officer (CEO) des weltweit umsatzstärksten Automobilherstellers Toyota, meint zwar The Telegraph zufolge, „CO2 ist der Feind“. Doch wirbt der 67-Jährige für einen „mehrgleisigen Ansatz“.

Als Grund für seine Strategie nennt Toyoda die Kundinnen und Kunden. Sie seien es, die über die Verkehrswende entscheiden müssten, „nicht Vorschriften oder Politik“. Ihm zufolge sei es unrealistisch, dass Elektroautos jemals den globalen Automobilmarkt dominieren würden. Selbst perspektivisch geht der Enkel des Toyota-Gründers davon aus, dass E-Fahrzeuge einen Anteil von maximal 30 Prozent erreichen könnten. Die restlichen 70 Prozent sehe er von Brennstoffzellen-E-Fahrzeugen, Hybriden und Wasserstoffautos belegt.

Toyoda verstrickt sich

Der Umstieg auf Stromer sei keine Lösung, solange weltweit eine Milliarde Menschen ohne Strom leben. Wie Toyoda auf diese Zahl kommt, erklärt er nicht näher. So veröffentlichten die Weltbank, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und weitere Organisationen erst Mitte letzten Jahres einen Bericht, demnach 2021 weltweit „nur“ 675 Millionen Menschen ohne Elektrizität leben würden. Rund 84 Prozent dieser Menschen lebten in Subsahara-Afrika.

Wider Toyodas Einschätzung gilt es außerdem zu beachten, dass die Zahl der Menschen ohne Zugang zu Strom eher sinkt. Noch 2010 lebten 16 Prozent der Weltbevölkerung ohne Strom, 2021 waren es nur noch neun Prozent.

Ebenfalls eine wichtige Kennzahl: Lediglich 44 von 1.000 Menschen in Afrika fahren überhaupt ein Auto, berichtet der Africa Business Guide. Vielmehr erlaube die Kaufkraft der Menschen – vor allem in Subsahara-Afrika – nicht. „Die meisten davon gehören zur unteren Mittelschicht“, zitiert die Deutsche Welle (DW) den Wirtschaftswissenschaftler Robert Kappel von der Universität Leipzig. „Sie können sich neue Autos eigentlich nicht leisten.“

Bilanz spricht für sich

Schon eine 2021 durch das International Council on Clean Transportation (ICCT) veröffentlichte Untersuchung zeigte deutlich, dass Elektroautos Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren um Längen voraus sind. Das gilt für die CO2-Emissionen der Fahrzeuge über ihre gesamte Lebensdauer hinweg. Beispielhaft zu nennen sind in diesem Vergleich die Modelle VW Golf und Ford Focus. Sie stießen 66 bis 69 Prozent weniger Treibhausgase aus als ein vergleichbarer Verbrenner.

Nun ist die Veröffentlichung des ICCT mittlerweile etwa drei Jahre her. Seitdem haben Forschung und Industrie nicht geruht. Contemporary Amperex Technology (CATL), der größte chinesische Hersteller von Lithium-Ionen-Akkumulatoren, präsentierte erst Mitte 2023 seine revolutionäre Shenxing-Batterie. Sie soll Elektroautos bei voller Ladung Reichweiten von über 700 Kilometern ermöglichen.

Nicht einmal auf seltene Rohstoffe wie Lithium und Kobalt sind Hersteller länger angewiesen – und das ist auch gut so. Denn sie trugen bislang maßgeblich dazu bei, die Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen zu dämpfen. Eine mögliche Zukunftstechnologie: Natrium-Ionen-Batterien. Auch sie sind „nicht mehr nur ein Trendthema“, meint etwa Florian Degen, Bereichsleiter Strategie und Unternehmensentwicklung bei der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB)

Quelle: The Telegraph; Weltgesundheitsorganisation (WHO); Africa Business Guide; Deutsche Welle (DW); International Council on Clean Transportation (ICCT); Handelsblatt

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.