Die Energiewende beflügelt Unternehmerinnen und Unternehmer seit Jahren zur Gründung neuer Start-ups für Wind-, Wasser- und Solarkraft. Vor allem letzterer Sektor ist dabei besonders stark umkämpft. Denn günstige Solarmodule aus China überschwemmen den Markt regelrecht und machen es jungen Unternehmen zunehmend schwer, in der aufstrebenden Branche Fuß zu fassen.
Solarmodule zu Dumping-Preisen
Einigen Herstellern gelingt es bereits, die Preise für ihre Paneele dermaßen stark zu drücken, dass man selbst bei einer Massenbestellung teils weniger zahlt als beim Kauf eines vergleichsweise kleinen Balkonkraftwerks 🛒 aus deutscher Produktion. Jenny Chase, leitende Solaranalystin bei der Forschungsorganisation BloombergNEF, erklärte gegenüber der Financial Times (FT), dass das der Tatsache geschuldet sei, dass die Module mittlerweile so günstig geworden seien, „dass wir sie einfach überall aufstellen“.
„Da die Installationskosten – Arbeit, Gerüste – den Großteil der Kosten für die Installation einer PV-Anlage auf dem Dach ausmachen“, könne es durchaus sinnvoll sein, die Solarmodule ganz einfach an anderer Stelle zu verbauen. Beispiele dafür finden sich, so die FT, etwa in den Niederlanden und Deutschland. Dort könne man beobachten, wie Anwohnerinnen und Anwohner ihre Paneele einfach zu Gartenzäunen umfunktionieren.
„Warum einen Zaun errichten, wenn man einfach eine Reihe von Solarmodulen 🛒 aufstellen kann, auch wenn sie nicht genau zur Sonne ausgerichtet sind“, meint auch Martin Brough. Er ist Leiter der Klimaforschung beim Aktienresearch-Team BNP Paribas Exane. „Wenn die Paneele selbst unglaublich günstig sind, werden die Beschränkungen durch die Installationskosten und die Standorte verursacht. […] Man bekommt so etwas wie eine Heimwerker-Mentalität.“
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„Die Stimmung ist düster“
Der einen Vorteil ist der anderen Pleite – das gilt auch für den Photovoltaik (PV)-Sektor. Denn während Verbraucherinnen und Verbraucher von den sinkenden Preisen profitieren, gerät die Industrie zunehmend unter Druck. Das mache sich vor allem in Europa bemerkbar, erläutert Alessandro Barin, Vorstandsvorsitzender des italienischen Solarmodul-Herstellers FuturaSun. Auch sein Unternehmen nutze die günstigen Produktionskosten in China, um hierzulande wettbewerbsfähig zu bleiben.
Mittlerweile koste ein Modul etwa elf Cent pro Watt. Das entspreche etwa der Hälfte dessen, was man noch ein Jahr zuvor dafür hätte zahlen müssen – und die Preise sinken weiter. Barin zufolge dauere es nicht mehr lange, bis es für Unternehmen schlicht unmöglich sei, ernsthaft in eine europäische Produktion zu investieren. Die Marge sei dafür ganz einfach zu gering. Umso wichtiger sei es, dass die Europäische Union (EU) die Produktion fördere, um die eigene Industrie zu stärken.
Auch in den Vereinigten Staaten stehen Hersteller vor vergleichbaren Problemen. „Die Stimmung ist düster“, betont etwa Danielle Merfeld, Chief Technology Officer (CTO) bei Hanwha Q-Cells, einem der größten US-Hersteller von Solarmodulen 🛒. Die Preisnachlässe seien selbst bei importierten Paneelen aus Südostasien so hoch, dass die ansässige Industrie nicht mithalten könne – und das unter Berücksichtigung der Zölle. „Das schafft keine guten Voraussetzungen für den Erfolg einheimischer Hersteller, vor allem nicht in dieser fragilen frühen Wachstumsphase.“
Quelle: Financial Times
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