Am vergangenen Freitag veröffentlichte der Guardian einen Artikel von Stephen Hawking, in dem er sich für die Rettung des britischen Gesundheitssystems (NHS) aussprach. Hintergrund waren seine positiven Erfahrungen mit dem NHS in jungen Jahren, ohne das er eigenen Aussagen zufolge nicht mehr am Leben wäre.
Hawking beurteilte es als nicht perfekt, aber als einen Eckstein der Gesellschaft und Großbritanniens besten öffentlichen Dienst: „Die Menschen schätzen das NHS und wir sind stolz darauf, dass wir alle gleich behandeln, wenn sie krank sind. Es bringt das Beste in uns hervor. Wir dürfen es nicht verlieren“.
Herausgepickte Beweise für mangelhaftes Gesundheitssystem
In seiner Kritik bezog sich der Physiker speziell auf Aussagen des britischen Gesundheitsministers Jeremy Hunt. Dieser fordert die Implementierung eines sieben-Tage-Gesundheitssystems, da angeblich tausende Patienten wegen mangelnder Pflege an Wochenende unnötig sterben würden. Auch der Physiker betonte in seinem Artikel, dass er sich zwar mehr verfügbare Dienste an Wochenende wünsche, kritisierte allerdings Hunts Vorgehen, nur herausgepickte Forschung zur Untermauerung seiner Argumente anzuführen. Für Wissenschaftler, so Hawking, sei ein solches Aussieben von Beweisen inakzeptabel.
Hunt vs. Hawking
Hunt nahm diese Kritik nicht stillschweigend hin und „belehrte“ Hawking via Twitter darüber, dass er falsch läge. Er schrieb: „Stephen Hawking ist ein brillianter Physiker, aber er irrt sich beim Mangel an Beweisen für den „Wochenende-Effekt“. Die 2015 Fremantle-Studie ist die umfangreichste überhaupt.“
Hunt wurde bereits im Erscheinungsjahr der Studie von Experten kritisiert, da er anhand der Daten die Ursache des Effektes auf unterbesetzte Krankenhäuser zurückführte. In der Studie selbst wurden dazu jedoch keine expliziten Aussagen getroffen.
Rege Twitter-Häme für den Gesundheitsminister
Nach seinem Twitter-Kommentar zu Stephen Hawking wurde Hunt mit zahlreichen Kommentaren von anderen Politikern und Wissenschaftlern überschwemmt.
Clive Lewis, Mitglied der Labor-Partei sagte: „Hm, einer brachte uns komplexe Theorien zu schwarzen Löchern & alten Universen. Der andere hinterließ ein schwarzes Loch, wo das NHS war & sicherte sich mit alten Fakten ab“.
Die Psychiaterin Dr. Lauren Gavaghan schlug Hunt vor: „Wir bitten Sie höflich, Mr. Hunt, ins Live-Fernsehen zu kommen & zu versuchen, ihre Argumente gegen Stephen Hawking vorzubringen. Es ist Zeit.“
Für den Vizepräsidenten der British Medical Association, Dr. Kailash Chand, ist der Fall eindeutig: „Sehr geehrter Mr. Hunt, Sie werden im Leben viele Gelegenheiten haben, ihren Mund zu halten: Sie sollten jede davon nutzen.“
Andere Twitter-User reagierten einfach mit Memes oder Zitaten: „Lebende Verkörperung einer großen Maxime: ‚Es ist besser, den Mund zu halten und für einen Narren gehalten zu werden, als ihn auf zu machen und alle Zweifel zu beseitigen‘.“
Hunt selbst reagierte zunächst nicht auf die Kritikwelle, meldete sich jedoch einen Tag später zu Wort: „Höchst schädliche Unwahrheit von Stephen Hawking ist Idee, die Regierung will ein Versicherungssystem im US-Stil. Ist es zu viel verlangt von ihm, auf die Beweise zu schauen?“
Reaktionen von Stephen Hawking blieben aus.