Von allen sogenannten Zivilisationskrankheiten, die vermehrt in hochentwickelten Industrieländern vorkommen, da sie mit der Lebensweise der Menschen in solchen Ländern zusammenhängen, zählt Bluthochdruck zu den verbreitetsten. Hoher Blutdruck ist in vielen Fällen auf eine unausgewogene Ernährung zurückzuführen und birgt Risiken wie gesteigerte Anfälligkeit für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Ein Forscherteam des MIT (Massachusetts Institute of Technology) hat in Zusammenarbeit mit Forschern des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin und der Universität Erlangen nun im Journal Nature eine Studie publiziert, in dem ein möglicher Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Ernährungsgewohnheiten beschrieben wird.
Bakterien im Verdauungstrakt
Die Forscher haben herausgefunden, dass eine sehr salzhaltige Ernährung einen bestimmten Bakterientypus (Lactobacillus murinus) im Verdauungstrakt vermindert, während die Menge an TH17-Zellen steigt. Diese T-Helferzellen sind wichtig für das Immunsystem, bei hoher Konzentration können sie aber die Entstehung von chronischen Entzündungen begünstigen. Es wird außerdem angenommen, dass übermäßiges Wachstum von TH17-Zellen zu Bluthochdruck beiträgt.
Für die Studie haben die Forscher zunächst Labortests an Mäusen durchgeführt. Wurde den Mäusen vorab Bakterien des Typus Lactobacillus murinus zugeführt, stellte sich trotz Erhöhung des Salzgehalts im Futter keine Erhöhung des Blutdrucks ein. Das Ergebnis dieser Versuche wurde später durch Tests an Menschen bestätigt.
Es ist allerdings nicht sicher, ob die Anzahl an TH17-Zellen, Lactobacillus murinus und Bluthochdruck tatsächlich so kausal miteinander zusammenhängen, wie die Tests nahelegen. Die Forscher hoffen nun in weiteren Versuchen, das genaue Zusammenspiel der verschiedenen Akteure auf molekularer Ebene zu verstehen. Dann soll auch getestet werden wie andere Nahrungsmittelbestandteile wie Ballaststoffe, Fette und Proteine sich auf den Blutdruck auswirken.
Probiotische Präparate
Sind die molekularen Vorgänge erst einmal erforscht, erhofft man sich genauer zeigen zu können, wie bestimmte Ernährungsgewohnheiten mit gesundheitlichen Problemen zusammenhängen.
Dann könnten auch probiotische Nahrungsergänzungsmittel entwickelt werden, mit denen der gefragte Bakterientypus zugeführt werden könnte. Bei der Arbeit des Forscherteams steht jedoch nicht die Entwicklung solcher Probiotika im Vordergrund, sondern ein besseres Verständnis des menschlichen Metabolismus.
Selbst probiotische Präparate würden kein Allheilmittel darstellen und wären auch nicht als Freibrief für eine unausgewogene Ernährung zu verstehen: „Die Leute sollen nicht denken, dass sie dann einfach so viel Junk Food essen können wie sie wollen, um dann mit Probiotika den Effekt auszugleichen“, sagt Eric Alm vom MIT. Eine Ernährungsumstellung sei bei gesundheitlichen Problemen dieser Art noch immer die effizientere Behandlungsmethode.