Forscher der Universität Stanford haben eine künstliche Intelligenz kreiert, die den Prozess des Sammelns von demografischen Daten beschleunigen könnte. Gibt man dem Programm Bilder eines US-Stadtviertels aus Google Street View, kann sie mit hoher Genauigkeit ermitteln, wie in dem Viertel mehrheitlich gewählt wird (Demokraten oder Republikaner), wie hoch der Bildungsgrad der Bewohner ist und wie die ethnische Zusammensetzung des Stadtviertels aussieht. Wie das funktioniert, haben die Wissenschaftler nun im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) ausgeführt.
Zeig mir dein Auto und ich sage dir wen du wählst
Der Schlüssel zum Erkennen all dieser demografischen Merkmale sind die Autos, die am Straßenrand geparkt sind, berichtet Fastco Design. Alleine am Fahrzeugtyp lässt sich das Wahlverhalten eines Viertels beschreiben. Sind etwa mehr Pick-up-Trucks als Limousinen vorhanden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch (82 Prozent), dass mehrheitlich republikanisch gewählt wird. Ist die Lage umgekehrt (mehr Limousinen als Trucks) beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass mehrheilich demokratisch gewählt wird, 88 Prozent.
Fahrzeug gibt Ethnie an
Anhand der Automarken lässt sich wiederum feststellen, welchen Anteil verschiedene ethnische Gruppen in dem jeweiligen Stadtviertel haben. Wie Gizmodo berichtet, sind etwa Toyota und Honda in asiatisch geprägten Vierteln dominant. In mehrheitlich schwarzen Vierteln sind die Marken Chrysler, Buick und Oldsmobile stärker vertreten. In weißen Vierteln wiederum sind es Volkswagen, Aston Martin oder Pick-up-Trucks verschiedener Marken.
Auto-Analyse hat Grenzen
Analysiert die Künstliche Intelligenz auch die genauen Autotypen und Baujahre, lassen sich weitere Schlüsse auf demografische Daten treffen. In den USA besitzt 90 Prozent der Bevölkerung ein Auto. Fahrzeuge als Faktoren für demografische Daten heranzuziehen, funktioniert deshalb in dem Land besonders gut. Das Programm hat allerdings auch seine Grenzen. So ließ sich alleine durch die Analyse von Street-View-Bildern etwa nicht der Anteil an Kindern oder die Zuordnung in dominante Wirtschaftssektoren ausmachen.
Strassenaufnahmen lassen günstigere Datenerhebung zu
Wie die Forscher anmerken, könnte sich die Methode zur Erhebung von Zensusdaten allerdings in Zukunft immer öfter bewähren. Während Street-View-Bilder auch älter sein können, werden durch selbstfahrende Autos bzw. deren Kameras immer aktuellere Straßenaufnahmen entstehen. Durch das Heranziehen von Straßenaufnahmen ließen sich demografische Daten außerdem wesentlich kostengünstiger als durch landesweite Befragungen wie das American Community Survey (ACS) ermitteln.
Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.