Wie schön wäre es, handschriftliche Notizen direkt vom Papier auf den Bildschirm zu zaubern – ganz ohne lästiges Abtippen. Chris Harrison, Assistenzprofessor an der amerikanischen Carnegie Mellon Universität, und Doktorand Yang Zhang haben eine Methode entwickelt, durch die normales Papier kostengünstig mit Touch-Sensorik versehen werden kann.
Papier wird mit leitendem Material versehen
Das Verfahren (zum PDF) besteht darin, eine leitende Schicht auf die Rückseite des normalen Blatt Papiers aufzutragen oder zwischen zwei Blätter zu pressen. Dazu kommen leitende Bahnen, die verschiedene Punkte auf dem Papier miteinander verbinden. Durch sogenannte Spannungsfeldtomographie lassen sich anschließend Touch-Eingaben lokalisieren.
Für die Kopplung mit einem Computer wird das präparierte Papier über einer Klemme mit einem Board verbunden, über das sich die beim Schreiben und Malen entstehenden Sensorsignale übertragen lassen. Dieses Zwischenstück könnte in der Theorie aber auch direkt in andere Geräte integriert werden.
Die Dicke des Papiers ist entscheidend
Bei der Optimierung der Papierauswahl stießen Harris und Zhang darauf, dass vor allem die Dicke des Materials einen großen Einfluss auf die Performance hat. Generell gilt: Je dünner, desto besser. Allerdings kommt es bei zu dünnem Papier zu Einbußen bei der Deckkraft. Die Forschen entschieden sich am Ende für weißes Druckerpapier mit einer Papierdicke von 60 Gramm pro Quadratmeter.
Schreibwerkzeuge zum größten Teil ohne Probleme kompatibel
Getestet wurden darüber hinaus sieben verschiedene Schreibgeräte, vom Bleistift über einen Füller bis hin zu einem Kalligraphie-Pinsel. Während vier davon keine Modifikation benötigten, wurden die anderen drei Schreibutensilien mit etwas Metallband nachgebessert. Am Ende zeigten alle sieben Schreibgeräte in etwa den gleichen Stromwiderstand, der zwischen 1,3 und 2,1 Mikroampere lag. Das ähnelt dem Widerstand, der sich ergibt, wenn ein Finger das Papier berührt (drei Mikroampere).
Zeitungen und Brettspiele bieten Potenzial für Anwendung
Erste mögliche Anwendungsfelder gibt es laut den beiden Forschern bereits. Zeitungen könnten durch integrierte Buttons beispielsweise interaktiv werden, und das Bewerten, Teilen und Setzen von Lesezeichen erlauben. Im Bereich Bildung wären dagegen die Echtzeitbewertung von schriftlichen Tests und Live-Feedback denkbar. Selbst Brettspiele ließen sich mit der Methode erweitern, durch Tracking des Spielestatus, Regelumsetzung und Soundeffekte.
Momentan belaufen sich die Kosten für die Technologie auf rund 30 US-Cent pro Blatt Papier. Laut Harrison und Zhang könnten diese durch Massenproduktion aber noch deutlich gesenkt werden.