Während die meisten an Weihnachten bei Plätzchen, Prosecco und Paketen zusammensaßen, haben 50 Forschern etwas Historisches vollbracht: Sie bohrten ein über 1.000 Meter tiefes Loch, das sie zu einem unter einem antarktischen Gletscher befindlichen See führen sollte. Und sie haben es geschafft.
Neben den Forschern waren etliche Bohrer und viele Helfer nötig, um das zu erreichen, was in der Geschichte der Menschheit erst einmal vorher geschafft worden war: Am Freitag gab das Subglacial Antarctic Lakes Scientific Access (SALSA) genannte Team bekannt, dass es den Lake Mercer erreicht hätte, den unterirdischen, antarktischen See.
„Wir wissen nicht, was wir finden werden“
Ein Teil des Teams kam zusammen mit drei Bohrern und zwei Marineingenieuren bereits am 18. Dezember ins Camp, das 650 Meilen von der größten Forschungs- und Logistikstation in der Antarktis, der McMurdo-Station, liegt. Einer der Forscher ist John Priscu, Biochemiker an der Montana State University und Chief Scientist des SALSA-Teams. „Wir wissen nicht, was wir finden werden“, teilte er via Satellitentelefon mit. „Wir lernen noch, es ist erst das zweite Mal, dass so etwas gemacht wird.“
Der Rest des Teams kam am folgenden Tag dazu, im Gepäck 8.000 Pfund Fracht, die benötigt wurden, nachdem Eistraktoren bereits eine Million Pfund Bohrausrüstung, provisorische Labors und Lagerkonstruktionen mitgebracht hatten. Kurz vor Weihnachten begannen sie sich mit einem Hochdruck- und Heißwasserbohrer ihren Weg durch einen riesigen, gefrorenen Fluss zu bohren.
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Seltene Gelegenheit ein extremes Ökosystem zu erforschen
Am 26. Dezember schließlich erreichten sie in einer Tiefe von 1.084 Meter den 139 Quadratkilometer großen See. Nun beginnen die Untersuchungen. Auch ein 4K-Video soll dafür sorgen, dass die Eigenschaften des Sees enthüllt werden. Die Ergebnisse werden Forscher noch über Jahre beschäftigen. Es geht zum Beispiel um die Frage, wie mögliche lebende Organismen über Jahrhunderte ohne Sonnenlicht überleben können.
Der See bietet den Forschern eine seltene Gelegenheit, die Biologie und Chemie des isoliertesten Ökosystems der Erde zu erforschen. Vor ihnen gab es nur einen Vorstoß dieser Art zu einem sogenannten subglazialen See: 2013 in der Nähe vom Lake Whillans. Die Ergebnisse jener Bohrung zeigen, was für ein vielfältiges, mikrobiotisches Leben sich in solch einer extremen Umwelt findet.