Ein Schwarzes Loch wird generell als Objekt klassifiziert, dessen Masse auf ein extrem kleines Volumen, also eine sogenannte Singularität, konzentriert ist. Supermassereiche Schwarze Löcher existieren in den Zentren aller großen Galaxien und erzeugen in ihrer unmittelbaren Umgebung eine so starke Gravitation, dass nicht einmal Licht ihnen entfliehen kann. Kommt ein Stern einem Schwarzen Loch zu nahe, so zerreißt es ihn förmlich. Dieses Phänomen nennt sich „Tidal Disruption Event“, also Gezeiten-Sternzerrissereignis. Nun ist es Astronomen gelungen, ein solches Ereignis fast von Anfang an zu beobachten und zu filmen – und den bislang detailreichsten Blick auf das Phänomen zu erlangen.
Schwarzes Loch vs. Stern: Forscher filmen Gezeitenkatastrophe
Astronomen beobachteten kürzlich den Tod eines Sterns an einem supermassereichen Schwarzen Loch in einer Galaxie, die etwa 375 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist und den Namen 2MASX J07001137-6602251 trägt. Wird ein Stern von einem Schwarzen Loch der Länge nach auseinandergerissen und verschluckt, sprechen Wissenschaftler von einer Gezeitenkatastrophe.
Dabei verlässt ein Teil der Materie das Gravitationsfeld des Sterns und bildet daraufhin eine so genannte Akkretionsscheibe um das Schwarze Loch. Die Materie des Sterns rotiert als Scheibe um das Schwarze Loch und wandert dabei gen Zentrum. Im folgenden Video kannst du das Event betrachten:
Mithilfe des automatischen Teleskops des ASAS-AN (All-Sky Automated Survey for Supernovae, Himmelsbeobachtung zum Aufspüren von Supernovae-Sternexpolisionem) und dem NASA-Weltraumteleskop TESS, das seit Juli 2018 im Betrieb ist, sei es gelungen, enorm frühe Daten des Ereignisses zu sammeln.
„Die Daten von TESS haben es uns erlaubt, genau zu beobachten, wann das zerstörerische Ereignis namens ASASSN-19bt heller wurde“, beschreibt Thomas Holoien, unter dessen Führung eine Fachpublikation im Magazin „Astrophysical Journal“ veröffentlicht wurde.
Die Gezeitenkatastrophe gilt als enorm seltenes Ereignis
In einer Galaxie von der Größe unserer Milchstraße findet eine solche Gezeitenkatastrophe, in der ein Stern von einem Schwarzen Loch zerrissen wird, jedoch enorm selten statt – und zwar ungefähr alle 10.000 bis 100.000 Jahre. Bislang konnten Wissenschaftler erst 40 solcher Sternentode beobachten, allerdings keinen davon rechtzeitig und im Detail. Zudem wurden ebensolche „Tidal Disruption Events“ meist erst detektiert, nachdem der Stern schon zerstört und der Strahlenausbruch wieder am Abklingen war, berichtet die Frankfurter Rundschau.
Die Temperatur des zerrissenen Sterns sank innerhalb weniger Tage von 40.000 auf 20.000 Grad Celsius. Ein solcher Temperatursturz sei zwar theoretisch vorhergesagt, aber noch nie gemessen worden. Weiterhin fanden die Astronomen heraus, dass das Zerreißen des Sterns nur wenig Röntgenstrahlung, allerdings enorm viel UV-Strahlung freisetzte.
Schwarze Löcher faszinieren
Zwar sind Schwarze Löcher für ihre enorme Gravitation bekannt, doch Wissenschaftler fanden kürzlich einen raren Stern, der der Dunkelheit aufgrund seiner extremen Geschwindigkeit entfliehen konnte. Generell geht eine enorme Faszination von den Himmelskörpern aus – und doch ist die Entstehung der Schwarzen Löcher noch immer nicht hinreichend aufgeklärt. Nun gibt es allerdings eine neue Theorie hinsichtlich dessen Entstehung.