Unser Arbeitsleben verändert sich, vor allem der Bedarf nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance ist gestiegen. Für manche mag das nur ein Buzzword sein, wie wichtig es aber tatsächlich ist, zeigen Forscher in einer neuen Studie. Ein 9-to-5-Job ist für diese Menschen psychologisch und körperlich anstrengend. Das liegt vor allem daran, dass ihre Gehirne ganz anders arbeiten als die von Lerchen.
Work-Life-Balance wichtiger denn je: Diese Studie enthüllt es
Davon, ob du eine Nachteule oder eine Lerche bist, hängt ab, wie du wann morgens aus dem Bett kommst. Es beeinflusst aber anscheinend nicht nur deine Schlafenszeit, sondern noch viel mehr. In einer im Fachmagazin Sleep veröffentlichten Studie präsentieren Forscher der Monash University in Melbourne, Australien, welche Unterschiede wirklich zwischen Frühaufstehern und Nachtschwärmern bestehen.
Für die Untersuchung testeten Dr. Elise Facer-Childs und ihr Forscherteam 38 Personen, die entweder Frühaufsteher (durchschnittliche Schlafenszeit von 23 bis 6:30 Uhr oder Nachtschwärmer (durchschnittliche Schlafenszeit von 2:30 bis 10:30 Uhr) sind. Die Psychologen maßen die Gehirnaktivität beider Gruppen zwischen 8 und 20 Uhr anhand von Gehirntests. Außerdem sollten die Teilnehmer angeben, wie müde sie sich fühlten.
Das Ergebnis: Es gab grundlegende Unterschiede in der Gehirnaktivität von Lerchen und Nachteulen, die erheblichen Einfluss auf den Alltag der Personen hatten. So waren die Frühaufsteher erheblich weniger müde als die Nachtschwärmer. Letztere wiesen am Abend zwar eine schnellere Reaktionszeit auf, diese war aber nicht wesentlich schneller als die der Frühaufsteher.
So schlimm leiden Nachteulen
Außerdem zeigten die Scans unterschiedliche Gehirnverbindungen auf, besonders im Ruhezustandsnetzwerk, das so wichtig für Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Konzentration und Bewusstsein und gleichzeitig auch für Schlafstörungen verantwortlich ist. „Eine höhere Ruhe-Gehirnverbindung, die bei den Frühaufstehern vorkam, war mit einer besseren Aufmerksamkeitsleistung und einer geringeren Tagesmüdigkeit verbunden“, erklärte Facer-Childs dem Portal Coach. Das wirkt sich natürlich nicht nur bei der Arbeit aus, sondern auch in der Freizeit.
Zudem zeigten sich Unterschiede in den Genen und Hormonen der beiden Gruppen. „Zwei der Hormone, die am Schlaf-Wachzyklus beteiligt sind, heißen Melatonin und Cortisol“, so Facer-Childs. „Der Rhythmus dieser Hormone unterscheidet sich erheblich zwischen den Typen – um etwa drei bis vier Stunden.“
Durch moderne Technologien würden derweil immer mehr Menschen zu Nachteulen und sei es nur durch das blaue Licht des Handys. Studien zeigten bereits auf, was passiert, wenn man vor dem Schlafengehen aufs Handy schaut.
Work-Life-Balance verbessern: Das sollten Nachteulen tun
Für Nachteulen bedeuten die Studienergebnisse also nichts Gutes: Sie ernähren sich ungesünder, schneiden im beruflichen Alltag schlechter ab, weil ihre Work-Life-Balance durch den gesellschaftlich vorgegebenen, frühen Zeitplan gestört sei. So sorgte ein anderes Forscherteam 2018 für Aufsehen, das herausgefunden haben will, dass Nachteulen früher sterben als Lerchen, sie verfügen anscheinend über eine zehn Prozent höhere Gesamtmortalität.
Besonderes am gesellschaftlichen Zeitplan aber ließe sich etwas ändern, meint Forschungsleiterin Facer-Childs: „Ich denke, dass die Arbeitszeiten für Menschen flexibler sein sollten, deren innere Körperuhr mit den Standards 9 to 5 nicht kompatibel sind“, sagt Facer-Childs.
Auf die innere Uhr im Gehirn hören
Zudem könne es der Studie von 2018 zufolge Nachteulen helfen, am Morgen mehr und am Abend weniger Licht zuzulassen sowie regelmäßige Zubettgehzeiten einzurichten. Ein kompletter Rhythmuswechsel sei aber nur in Maßen empfohlen. Forscher der Universität Pittsburgh bestätigten das: Wer die innere Uhr gewaltsam in den Takt bringen will, fördert Stoffwechselrisiken. Im Gehirn lasse sich diese Art Uhr tatsächlich lokalisieren, nämlich im ventralen Hypothalamus, dem sogenannten Nucleus suprachiasmaticus.
Das Denken, die Arbeitszeiten flexibler und individueller zu gestalten, rückt bei Unternehmen immer mehr in den Fokus. So bewies jüngst Microsoft den Nutzen der 4-Tage-Woche. Umstritten ist sie dennoch. Vielleicht bist du ja aber auch ein Schlaftyp, der ganz andere Bedürfnisse an die Work-Life-Balance hat, zum Beispiel ein Napper, der morgens und abends wach ist oder ein Nachmittagstyp, der sein Hoch zwischen mittags und abends hat. Manche Forscher meinen, auch diese beiden Typen gehören mittlerweile dazu. 9 to 5 zu arbeiten scheint jedenfalls überholter denn je zu sein.