Kann ein Computer vom Menschen beeinflusste Entwicklungen wie Seuchen und Pandemien zutreffend kalkulieren? Im Höchstleistungsrechenzentrum HLRS in Stuttgart tritt nun der Supercomputer „Hawk“ seinen Dienst an, den Wissenschaftler als eine Art Hoffnungsträger der Seuchenentwicklung bezeichnen – denn die Rechenanlage ermöglicht komplexe und anspruchsvolle Simulationen für die Wissenschaft.
Deutscher Supercomputer könnte Pandemien vorhersehen
Lässt sich die Entwicklung von Seuchen eines Tages mithilfe eines Supercomputers einfach vorhersehen? Die Rechenanlage mit dem Projekt-Namen „Hawk“, die durch den Hersteller Hewlett Packard Enterprise (HPE) erbaut wurde, soll genau dazu in der Lage sein.
Der neue Superrechner soll noch komplexere Simulationen für Wissenschaft und Industrie ermöglichen und beispielsweise errechnen können, wie Windräder gestaltet werden müssen, um gleichzeitig den meisten Strom zu erzeugen, dabei aber für die Anwohner den geringsten Lärm zu machen. Den Flugzeugbau könnte „Hawk“ durch die Berechnung des Windwiderstands von Tragflächen revolutionieren, um zu sehen, wie diese optimal gestaltet sein müssen.
In Zukunft soll die Rechenanlage allerdings vor allen Dingen von Menschen beeinflusste Entwicklungen wie Pandemien oder Flüchtlingströme kalkulieren können, um Folgeschäden einzudämmen. Da das menschliche Verhalten nur schwer vorhersehbar ist, sind solche Berechnungen allerdings enorm anspruchsvoll. Laut Schätzungen der beteiligten Wissenschaftler wird der Rechner voraussichtlich in drei bis fünf Jahren zu einer solchen Kalkulation in der Lage sein.
Im weltweiten Vergleich der Superrechner schnappt sich „Hawk“ den 10. Platz
Der Rechner, der laut Angaben der Entwickler erst im April oder Mai 2020 seine volle Leistung entfalten wird, gehört nebst des „SuperMUC-NG“ in München zu den schnellsten Computern Deutschlands.
Im weltweiten Vergleich der 500 schnellsten Superrechner nehmen allerdings Anlagen in den USA, China und in der Schweiz die vordersten Plätze ein. Der „SuperMUC-NG“ im Leibniz-Rechenzentrum in München rangiert auf dem neunten Platz, während sich der Supercomputer „Hawk“ einen stolzen zehnten Platz schnappt.
Übrigens: Die Hauptspeicherkapazität von „Hawk“ beträgt ganze 1,4 Petabyte – also etwa 250.000 Mal so viel wie der Speicher eines normalen Arbeitscomputers. Die Entwicklung einer solchen Rechenlage kann aufgrund dessen etwa 20 Jahre dauern. Wissenschaftler setzen allerdings nicht nur in Sachen Seuchenentwicklung auf die Power von Supercomputern, sie nutzen diese auch, um dem Ursprung unserer Galaxie auf die Schliche zu kommen.