Wohl jeder Mensch setzt sich Ziele, die er in seinem Leben erreichen will. Schulabschluss, Studium, Erfolg im Job, einige wollen vielleicht auch Kinder. Wir verwenden dann viel Zeit darauf, diese Ziele zu erreichen und unser Leben als „Erfolg“ wahrzunehmen.
Sind die vermeintlichen Meilensteine jedoch erreicht, droht die sogenannte Midlife-Crisis. Was in Filmen oft als witzig-verzweifelter Versuch von Männern porträtiert wird, ihre Jugend nachzuholen, kann im echten Leben verheerende Auswirkungen auf Betroffene haben. Wie man die Midlife-Krise erkennt und was man gegen sie tun kann, sagen wir dir hier.
Die Midlife-Crisis ist real – diese Menschen sind betroffen
Eins gleich vorweg: Die Midlife-Crisis ist real und betrifft zahlreiche Menschen. Eine großangelegte Studie des Dartmouth College in New Hampshire (USA) hat nun den Versuch unternommen, den wahrscheinlichsten Zeitpunkt zu eruieren, an dem die Krise die Menschen betrifft. Dazu wurden Menschen aus insgesamt 32 Staaten untersucht. Das sind die Ergebnisse:
- Bei den meisten Menschen erreicht die Krise im Alter von 47 oder 48 Jahren ihren Höhepunkt
- Das Alter der Betroffenen variiert von Land zu Land kaum: In den Industrienationen liegt es bei 47,2 Jahren, in den Entwicklungsländern bei 48,2.
Interessant an der Untersuchung ist auch, dass Faktoren wie Reichtum oder Lebensqualität nur bedingt eine Rolle spielen. Generell werde die Midlife-Crisis von jedem erlebt, die Stärke der Symptome kann dabei variieren.
So macht sich die Midlife-Krise bemerkbar
Betroffen der Midlife-Krise seien häufig insbesondere Menschen, die sich schon sehr lange in einer Beziehung befinden, erklärt die Psychologin und Paartherapeutin Carina Holthoff gegenüber Focus. Sind die wichtigsten Lebensziele erreicht und die Kinder aus dem Haus, fangen die Gedanken an. Man blickt zurück auf das bisher Erreichte und guckt auf das, was noch kommen kann.
„Wenn ich aber merke, dass mich mein Leben in der jetzigen Form nicht mehr zufrieden macht, kann das auch in Depressionen oder Angstzuständen münden“, erklärt die Therapeutin Holthoff. Das Umfeld des Betroffenen merkt dann zuerst, dass etwas nicht stimmt, Betroffene selbst fühlen sich oft unverstanden und verspüren den tiefen Wunsch nach einer Veränderung in ihrem Leben.
Das kann durchaus positiv sein und für einen ungeahnten Tatendrang sorgen. Auf der anderen Seite kann es aber auch zu Spannungen im familiären Umfeld führen, da die Angehörigen unter Umständen wenig Verständnis für die Eskapaden der Betroffenen zeigen.
Typische Anzeichen
Obwohl die Auswirkungen der Midlife-Krise sehr individuell sein können, gibt es doch typische Anzeichen, auf die man als Angehöriger achten kann:
- Neue Hobbys
- Anderes Erscheinungsbild
- Ständige Streitigkeiten
Angehörige sollten den Veränderungen, die Menschen in der Midlife-Krise durchgehen, nicht nur negativ gegenüberstehen. Vielleicht kann man das neue Hobby gemeinsam ausüben, gemeinsam Shoppen gehen und so den anderen auf seinem Weg in den neuen Lebensabschnitt begleiten. Häufigen Streitgesprächen könnte man auf diesem Wege vielleicht auch zuvorkommen.
Landläufig wird häufig davon ausgegangen, dass überwiegend Männer von der Midlife-Krise betroffen sind. Dem ist nicht so, betont die Expertin. „In meiner Praxis ist das tatsächlich ausgeglichen. Das kann Männern wie Frauen genauso passieren“, so Holthoff. Wodurch wird die Krise aber ausgelöst? Sind es die Hormone, wie so oft gesagt wird? Diese werden sicherlich eine Rolle spielen, primär sei die Midlife-Krise aber psychologisch bedingt.
Wichtig für Betroffene und deren Angehörige: Es ist in der Regel nur eine Frage der Zeit, bis die negativen Gefühle und die vielen Zweifel wieder verschwinden. Unsere Emotionen bewegen sich grafisch betrachtet auf einer Art „U“. Ist man ersteinmal im „U-Tal“ angekommen, steckt also mitten drin in der Midlife-Krise, geht es danach auch wieder aufwärts!
Wissenschaftler halten Selbstgespräche aus diesem Grund für sehr gesund. Du bist vergesslich? Dann bist du richtig intelligent, meinen Forscher.