Wer hat das Recht auf künstliche Beatmung? Welche Leben müssen wir erhalten? Im Zusammenhang mit dem Coronavirus kann der Tod nicht außer Acht gelassen werden. Das Sterben war immer schon ein Teil unseres Lebens. Doch wie weit können wir uns selbst vor der Verantwortung drücken, wenn es um das Retten von Menschenleben geht?
Coronavirus und der Tod: Das Schicksal vieler Sterbender
Menschen, die sich in Pflegeheimen befinden, gehören zur Risikogruppe des Virus. Das Coronavirus hat den Tod von vielen älteren Menschen gefordert. So ging es nun auch einer Frau, die vom Tod ihres Vaters in einer Pflegeeinrichtung gegenüber Die Welt berichtet. Nachdem ihr Vater infiziert wurde, wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert. Doch kurze Zeit später fand er sich im Heim wieder. Die Begründung des Chefarztes war, dass der Mann zu krank und schwach sei, um gegen das Coronavirus anzukämpfen. Der Kampf sei verloren, selbst wenn alle zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt würden. Die Frau und ihre Familie akzeptierten das Schicksal.
Es war schon schlimm genug zu akzeptieren, dass das Coronavirus noch einen Tod fordern würde. Schlimmer war es aber, dass die Kinder ihren sterbenden Vater nicht besuchen durften. Ihnen blieb nur ein tägliches Telefonat mit den Pflegern, die sich über den Gesundheitszustand informierten. 14 Tage lang dauerte es, bis der Mann schließlich starb.
Fakten statt richtige Auseinandersetzung mit dem Tod
Das Coronavirus hat unseren Blick auf den Tod verändert. Das Sterben ist ein tägliches Thema, dennoch gehen wir nicht ins Detail. Stattdessen werden nur Fakten zur Versorgung besprochen:
- Wie viele Betten gibt es auf der Intensivstation?
- Haben wir genügend Beatmungsgeräte?
- Welche Leben soll gerettet werden?
- Wie viel Zeit und Geld ist ein Menschenleben wert?
Letztendlich liegt die Entscheidung dieser Fragen immer noch bei den Medizinern. Es macht sich aber grundsätzlich eine Angst um das Coronavirus und den Tod breit. Auch bei Menschen mit Vorerkrankungen. Etwa die Hälfte von alten Menschen mit Vorerkrankungen gaben gegenüber der Deutschen Stiftung für Patientenschutz an, dass sie nicht künstlich beatmet werden möchten. Hinter dieser Aussage steckt die Angst, dass durch eine solche Behandlung nur das Leiden verlängert wird.
Eine Grundsatz-Diskussion: Künstlich Leben erhalten
Doch gerade der Aspekt der künstlichen Beatmung ist auch in Zeiten abseits des Coronavirus eine wichtiger Punkt im Gesundheitssektor. Gerade bei Schädel-Hirn-Traumata werden Menschen oft künstlich am Leben erhalten. Dies geschieht oftmals, weil es in der Notfallmedizin möglich ist. Ärzte sorgen sich auch in Verantwortung gezogen zu werden, wenn Schwerverletzte sterben, obwohl nicht alle Behandlungsmöglichkeiten ausgereizt wurden.
Doch nur, weil ein Menschenleben gerettet wurde, heißt es nicht, dass es auch lebenswert ist. Zehntausende Menschen vegetieren nach einer Rettung vor sich hin. Ohne Geräte würde sie nicht weiterleben. Nur Pflegedienste können diese Menschen würdevoll am Leben erhalten. Oftmals gibt es keine Aussicht auf Besserung.
Alles nur eine Sache der Finanzierung?
Künstliche Beatmung ist nicht nur wichtig zu diskutieren, sondern auch eine Frage der Finanzierung. Viele Kliniken reizen die Beatmungsmöglichkeiten aus, um Geld zu machen. Denn je länger ein Patient an einem Beatmungsgerät hängt, desto mehr zahlt die Krankenkasse. Auch ambulante Pflegedienste erhalten zehntausend Euro im Monat für Patienten, die künstlich beatmet werden. Viele Ärzte sehen dies für Deutschland eher kritisch.
Doch auch in Zeiten des Coronavirus wird das Thema Tod eher ausgeblendet. Statistiken und andere Fakten werden beleuchtet, anstatt sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen. Obwohl es aktuell zu unserem Alltag gehört, dass Menschen dem neuartigen Erreger erliegen, blenden wir die wirklich wichtigen Fragen aus. Wie das Coronavirus für Tode sorgt, erklären Ärzte. So mordet das Virus im Körper. Die genaue Gefahr des Coronavirus lässt sich noch nicht einschätzen.