Viele Menschen hoffen darauf, dass Wissenschaftler eine Coronavirus-Impfung entwickeln, damit wir den Erreger so schnell wie möglich los sind. Indes suchen Forscher aus aller Welt nach einem geeigneten Impfstoff. Und obwohl die Entwicklung auf Hochtouren läuft und alles schneller vonstatten geht als in der Regel, müssen wir uns wohl noch gedulden, bis ein ein geeigneter Impfstoff gefunden und getestet wird und sich erprobt hat. Genomforscher Hans Lehrach entwickelt indes jedoch eine andere Strategie, um das Coronavirus zu stoppen.
Ohne Coronavirus-Impfung Erreger eliminieren
Hans Lehrach ist ein Experte in dem Gebiet Gen-Sequenzierung und Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik in Berlin. In einem Interview mit Focus erklärt der Genomforscher, dass es nicht unbedingt einer Coronavirus-Impfung bedarf, um den Erreger zu stoppen, der die Welt sein Monaten beschäftigt.
Die Idee von Hans Lehrach ist es, den Infektionszyklus systematisch zu unterbrechen. Dies bedeutet, dass alle Menschen innerhalb eines Landes- oder Schengenraums gleichzeitig getestet werden müssten. In Deutschland wären es mehr als 80 Millionen Menschen, in dem europäischen Schengenraum etwa 400 Millionen. Somit hätte man laut des Forschers „ein klares Bild über das Infektionsgeschehen“. Infizierte Personen müssten so lange in Quarantäne bleiben, bis sie nicht mehr ansteckend sind. „Binnen kürzester Zeit würde die Reproduktionszahl auf Null sinken. Damit hätten wir das Virus innerhalb von vier bis fünf Wochen eliminiert“, so Hans Lehrach. Was es genau mit der Reproduktionszahl R auf sich hat, kannst du hier nachlesen.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Um den Erreger ohne Coronavirus-Impfung einzudämmen, schlägt der Genomforscher vor, allen Menschen Kits mit mehreren Röhrchen zuzuschicken, damit sie sich selbst beispielsweise ein Mal wöchentlich über fünf Wochen hinweg testen können. Die Teströhrchen könnten zum Beispiel in der Apotheke abgegeben und von dort aus an ein Testzentrum geschickt werden.
Bei der Untersuchung möchten sich Hans Lehrach und sein Team die Technologie der DNA-Sequenzierung zunutze machen. Damit werden Bestandteile bestimmt, aus denen das Erbgut besteht. Den Vorgang erklärt er wie folgt: „Zunächst werden den Menschen Probenröhrchen zur Verfügung gestellt, die mithilfe eines Barcodes gekennzeichnet sind. Diese Röhrchen sind durch einen Barcode eindeutig identifiziert. Sie enthalten aber auch einen molekularen Barcode: eine kurze DNA-Sequenz, die das Teströhrchen der Person, die den Test durchgeführt hat, eindeutig zuordnet. Die Information der Person wird dann mit der DNA-Sequenz, die das Testresultat darstellt, verknüpft.“ Dabei wird auch ermittelt, ob eine Person mit dem Coronavirus infiziert ist.
Das ist für die Strategie notwendig
Die Methode, die Hans Lehrach vorschlägt, um den Erreger auch ohne Coronavirus-Impfung zu eliminieren, ist nicht unmöglich, jedoch aber nicht so leicht in der Praxis umzusetzen. Die Herausforderungen sind unter anderem folgende:
- Es gibt logistische Probleme.
- Es gibt organisatorische und technische Hürden.
- Kapazitäten müssen geschaffen werden, um täglich Millionen von Tests durchzuführen
- Finanzielle Mittel müssen geschaffen werden.
Der Genomforscher ist sich aber sicher, dass diese Herausforderungen mit viel Willen gemeistert werden könnten. Außerdem wäre dies auch eine Methode, um künftige Pandemien zu verhindern. Denn das Coronavirus wird mit Sicherheit nicht das letzte Virus sein, welches die Menschheit angreift. „Der populationsweite Testansatz, den wir für Covid-19 vorschlagen, kann in sehr kurzer Zeit an andere, neue Viren angepasst werden“, so Hans Lehrach. Mit seiner entwickelten Strategie könnten wir einer Coronavirus-Impfung Monate oder gar Jahre zuvorkommen. „Einen Impfstoff zu entwickeln, der bei der gesamten Weltbevölkerung angewendet werden soll, der für jeden sicher ist – das dauert seine Zeit“, so der Genomforscher.
Diese fünf Studien machen indes Hoffnung auf eine Coronavirus-Impfung. Darum aber macht es der Erreger den Forschern bei der Suche nach einem Coronavirus-Impfstoff so schwer