Bleiben mehr Menschen zuhause, vor allem Paare, dann gibt es gleich im nächsten Jahr einen spürbaren Ausschlag bei der Geburtenrate. Hierfür gibt es unzählige Beispiele aus der Geschichte. Das berühmteste Beispiel sind Stromausfälle in Großstädten, die zum Sex animieren. Jetzt kann man zu den Coronavirus-Folgen nicht mehr nur Home Office und mehr Computernutzung zählen, sondern auch mehr Schwangerschaften. Das ist eine unerwartete positive Folge, gilt doch die Situation als stark stressbelastet wegen dauerhaftem Aufeinanderhocken daheim. Ob der Lockdown tatsächlich zu mehr Schwangerschaften geführt hat, darüber sind sich die Experten aber noch uneinig.
Über positive Coronavirus-Folgen hört man doch gerne
Eine spannende Umfrage des WDR in Frauenarztpraxen ergab Ende Juli 2020, dass die Zahl der Schwangerschaften um ein Drittel gestiegen sei im Verhältnis zu relativen Zeiträumen zuvor. Diese Beobachtung wird gestützt von einigen Apotheken, die berichten, dass im Mai und Juni 2020 doppelt so viele Schwangerschaftstests über die Ladentheke gingen als sonst in dieser Saison. Auch die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere ist seit Wochen am steigen und seit Mitte 2020 melden immer mehr Frauenärzte, dass sie mehr Schwangerschaften bestätigen als üblich. Sind das Coronavirus-Folgen dank des Lockdowns?
Für viele Beobachter steht für das Jahresende des apokalyptisch anmutenden Corona-Jahres 2020 und für die ersten zwei Quartale 2021 ein regelrechter Babyboom in Aussicht. Dafür gibt es im Dezember 2020 aber noch keine eindeutigen Zahlen. Der NRW-Landersvorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzte Bernd Bankamp zeigt sich bereits im Juli eher skeptisch und verwies darauf, dass Rezepte für die Pille damals in unveränderter Zahl ausgestellt wurden. Der Lockdown müsse nicht zwingend zu mehr Sex führen. „Wer vorher keinen Partner hatte, hat in dieser Zeit höchstwahrscheinlich auch keinen finden können,“ so das nüchterne Urteil von Bankamp. Es könne aber durchaus sein, dass mehr Paare sich zu Kindern entschieden haben in der Zeit.
Steigt die Geburtenrate doch nicht?
Die Geburtenrate müsse laut dem Bericht der WDR nicht unbedingt steigen. Denn in den Kinderwunschpraxen NRWs etwa wurden zwei Monate lang keine künstlichen Befruchtungen vorgenommen. Die Corona-Situation war in den Monaten zu unsicher, so dass diese Zentren erst seit Herbst wieder ihre Aktivitäten aufgenommen haben.
Zudem sollte man die Coronavirus-Folgen auf die Geburtenrate nicht überbewerten. So haben Forscher der Universität Florenz 1.500 junge italienische Paare nach ihrem Kinderwunsch in Folge von Corona befragt und die Antwort erhalten, dass ein Drittel mit einem früheren Kinderwunsch diesen nicht mehr hätten, weil sie zu viel Angst vor einer unsicheren Zukunft hätten.
Die neueste Entwicklung im letzten Quartal 2020 ist nicht so positiv
In einem neueren Bericht der Berliner Zeitung und dpa vom 22. November 2020 wird auch noch einmal festgestellt, dass es rein rechnerisch bislang noch zu früh sei, um alle Babys zu zählen, die während der Corona-Pandemie gezeugt wurden, und eine abschließende Prognose über den Geburtenzuwachs abzugeben. Immerhin ist die Pandemie ja auch noch nicht überstanden. Die UN-Kinderhilfsorganisation Unicef in New York mag auch noch nicht spekulieren, gab aber eine Gesamtprognose für die gesamte Welt von 140 Millionen Babys ab, die 2020 geboren werden. 113 Millionen davon sollen laut Unicef während des Ausbruchs der Pandemie im März gezeugt worden sein.
Betrüblich dabei ist, dass in Entwicklungsländern aufgrund von Schwierigkeiten, an Verhütungsmitteln zu kommen, und in Folge von sexueller Gewalt oder finanziellem Druck es zu vielen ungewollten Schwangerschaften während der Corona-Pandemie kommen werde, so Unicef. Auch sind Verhütungsmittel in manchen Ländern sehr teuer und Abtreibungen fast unerschwinglich, so dass es zu mehr ungewollten Schwangerschaften in der Zeit kommen werde.
„Wir wissen, dass die Hälfte aller Schwangerschaften ungewollt ist“, sagt dazu Sophie Hodder, Leiterin von Marie Stopes in Kenia, einer Organisation für Familienplanungs-Beratung, Gesundheitsversorgung nach Abtreibungen und Schwangerschaftsbetreuung. „Unsere Prognose ist, dass diese zunehmen,“ so die Expertin weiter.
Vermehrter Haarausfall könnte möglicherweise auch eine Folge des Coronavirus sein. Forscher haben zudem einen Zusammenhang zwischen T-Zellen von alten Krankheitsphasen und Covid-19 herstellen können. Dieser Faktor bedeutet Schutz oder Gefahr bei einer Coronavirus-Ansteckung. Wie alt ist eigentlich Covid-19 und in welchem Tier lebte es vor dem Menschen? Es gibt mehr Erkenntnisse über die Herkunft des Coronavirus.