Der Planet Venus, heimisch in unserem Sonnensystem, ist ein heißblütiger Himmelskörper, den dichte, ätzende Säurewolken mit enormer Geschwindigkeit umkreisen. Jetzt entdeckten Astronomen eine bislang unbeobachtete, planetenumspannende und 7.600 Kilometer lange Wolkenstörung in der unteren Gashülle der Venus, die in Höchstgeschwindigkeit um den Planeten rast – und sich somit weitaus schneller fort bewegt als die atmosphärischen Winde auf der selbigen Höhe.
Planet Venus: Einzigartige Wolkenstörung in unserem Sonnensystem
Zwar zählt der Planet Venus zu den vier erdähnlichen Planeten unseres Sonnensystems, doch die Atmosphäre des Himmelskörpers besteht nicht nur zu 96 Prozent aus CO2, sein Oberflächendruck fällt außerdem 90-mal höher aus als der der Erde. Ein Astronomenteam um Studienleiter Javier Peralta von der japanischen Weltraumagentur JAXA offenbarte kürzlich einen weiteren, spannenden Befund hinsichtlich des Gesteinsplaneten: So spielt sich ein rätselhaftes und bislang unentdecktes Wolken-Phänomens in der Venusatmosphäre ab.
Mithilfe der japanischen Venussonde Akatsuki wurde das meteorologische Phänomen nicht in der oberen Wolkenetage der Venus gesichtet, sondern in der bislang kaum erforschten unteren Etage, die in 48 bis 55 Kilometern Höhe liegt. Ebendieses Phänomen besteht aus einer scharf abgegrenzten Störung planetaren Ausmaßes in der Wolkendecke, die sich quer über den Äquator der Venus erstreckt und bis zu 7.600 Kilometer lang sowie etwa 280 Kilometer breit ausfällt.
Die Wolkenstörung bewegt sich mit einer enormen Geschwindigkeit von etwa 328 Kilometer pro Stunde westwärts und ist deutlich schneller als die atmosphärischen Winde auf ihrer Höhe – innerhalb von fünf Tagen umrundet das Wolkengespinst die Venus einmal.
Das Wolken-Phänomen besteht bereits seit 1983
Die langlebige, scheinbar wiederkehrende Wolkenstörung existiert laut alter Teleskop- und Sondenaufnahmen bereits seit dem Jahr 1983, wurde aber seit Jahren übersehen. „Diese atmosphärische Störung ist ein völlig neues meteorologisches Phänomen, dass wir auf anderen Planeten noch nie beobachtet haben“, erklärt Peralta, somit sei es „noch sehr schwer, eine physikalische Erklärung dafür zu finden“. Erste Vermutungen legen jedoch nahe, dass es sich bei der Störung um eine Art von Kelvinwelle handelt. Das sind Schwerewellen, die auf der Erde an den Rändern von ozeanischen Auftriebsgebieten oder atmosphärischen Hoch- und TIefdruckgebieten auftreten können, berichtet Scinexx.
Die Astronomen arbeiten nun fieberhaft an der Aufklärung der Entstehung der rätselhaften, planetaren Wolkenfront, die den Himmelskörper unseres Sonnensystems umkreist. Der Planet Venus ist allerdings nicht nur für seine auffällige Atmosphärenaktivität bekannt. Kürzlich erforschten Wissenschaftler außerdem die Venus-Oberfläche und fanden Hinweise auf junge, vulkanische Strukturen.