Im Zentrum unserer Galaxie, der Milchstraße, spielen sich stetig hochenergetische Prozesse ab, denn diese beherbergt bekannterweise ein supermassives Schwarzes Loch namens Sagittarius A*, in dessen Umgebung es ganz schön gefährlich werden kann. In dieser Region weht außerdem ein galaktischer Wind, der aus den zwei gigantischen, energiereichen Fermi-Blasen, die senkrecht aus unserer Galaxie emporragen, mit etwa drei Millionen Kilometern pro Stunde vom Zentrum der Milchstraße wegströmt. Doch eine nun gesichtete, seltsame Aktivität innerhalb dieser Gasblasen können sich Astronomen aktuell nicht erklären. Diese spucken gar „schussartig“ kaltes, molekulares Gas – dieses gilt als die Geburtsstätte neuer Sterne.
Milchstraße: Kaltes, molekulares Gas in den energiereichen Fermi-Blasen entdeckt
Im Jahr 2010 entdeckte das Gammastrahlen-Teleskop Fermi in unserem galaktischen Zentrum zwei gewaltige, Gammastrahlen aussendende Blasen, die ins Weltall hinausragen und für das menschliche Auge nicht sichtbar sind. Die senkrecht zur Ebene der Milchstraße austretende Doppelblase erstreckt sich über gigantische 25.000 Lichtjahre in nördlicher und südlicher Richtung vom galaktischen Zentrum aus.
Der Ursprung dieser riesigen, energiereichen und noch immer wachsenden Gaspilze gilt bislang als ungeklärt, es existieren allerdings zwei konkurrierende Annahmen für die Entstehung des Phänomens. So entstanden die Fermi-Blasen, Astronomen zufolge, entweder durch Eruptionen des Schwarzen Loches im Zentrum der Milchstraße, oder aber durch eine heftige Serie von Sternentstehungen in den zentralen Regionen.
Die komplexen Gebilde gelten als die Ausflüsse gewöhnlicher, heißer Gase sowie hochernergetischer Strahlung. Doch Astronomen der Australian National University veröffentlichten im Fachjournal Nature die Ergebnisse einer Studie, die etwas Ungewöhnliches offenbart: Aus den Fermi-Blasen in unserem galaktischen Zentrum strömen außerdem Klumpen kalten, molekularen Gases – und Astronomen können sich nicht erklären, warum das passiert. Aus dieser Art von Gas, die vom Zentrum unserer Milchstraße wegströmt, formen sich normalerweise Sterne.
Astronomen können die Präsenz des kalten, molekularen Gases nicht erklären
Mithilfe des Radioteleskops Atacama Pathfinder Experiment (APEX) konnten die Astronomen zuvor identifizierte Wolken von Wasserstoffatomen innerhalb der Fermi-Blasen näher untersuchen, um ihre spektrale Signatur zu offenbaren. Dabei sichteten sie nebst des heißen Gases, dass aus den Gebilden austritt, außerdem das austretende kalte, molekulare Gas, das sich als weitaus kompakter erwies und sich somit langsamer bewegt, berichtet Sciencealert.
Die Analyse der Daten offenbart, dass die Masse dieser kalten, molekularen Gaströmung aus unserem galaktischen Zentrum heraus nicht gerade geringfügig ausfällt und somit das Maß der Sternenformation in den zentralen Regionen unserer Galaxie beeinflussen könnte. Je mehr kalte Gasmasse unsere Galaxie verliert, desto weniger ist sie dazu in der Lage, neue Sterne zu formen.
Weiterhin finden die Astronomen für die Präsenz dieses kalten Materials in unserer Milchstraße keine Erklärung, denn weder das Aktivitätenlevel des Schwarzen Lochs Sagittarius A* noch das aktuelle Level der Sternenformation im Innern der Galaxie scheint eine realistische Quelle für die Entstehung des kalten, molekularen Gases darzustellen.
Daten des Hubble-Weltraumteleskops offenbarten eine ebenso seltsame Aktivität der Milchstraße, denn zu diesem Zeitpunkt absorbierte diese eine unerwartet hohe Masse an Gas. Doch nicht nur das: Im Zentrum unserer Galaxie sichteten Astronomen außerdem einen Überschuss schwach ionisierter Gase.