In welcher Region der Erde befindet sich der kälteste Ort der Welt? Was ist dein Tipp? Grönland, Russland oder vielleicht Kanada? Eins steht schon mal fest: So kalt wie hier wird es nirgendwo sonst auf der Erde.
Kältester Ort der Welt: Temperaturen auf Rekord-Tief
Der kälteste Ort der Welt ist eine menschenleere, schneebedeckte und eisige Region. Der offiziell Rekord-Tiefwert liegt bei unglaublichen minus 89,2 Grad Celsius Lufttemperatur und stammt vom 21. Juni 1983. Wenn bei uns in Mitteleuropa Sommer herrscht, ist am kältesten Punkt der Erde tiefster Winter – genauer gesagt: antarktische Polarnacht.
Der absolut kälteste Ort der Welt liegt in der Antarktis. Die tiefste jemals gemessene Lufttemperatur wurde an der russischen Forschungsstation Wostok in der Ostantarktis erhoben. Die Station liegt über einem zugefrorenen See in knapp 3.500 Metern Höhe. Die Forschungsstation wird von russischen, amerikanischen und französischen Forschenden genutzt, um Eiskernbohrungen und Wetterbeobachtungen durchzuführen.
Der Rekordwert wurde einst unterboten
Die Region um Wostok wird als der „Kältepol der Erde“ bezeichnet. Zu den eisigen Temperaturen kommt es, da die Luft in derartigen Höhen die winterliche Auskühlung zu begünstigen scheint. Der offizielle Rekordwert von fast minus 90 Grad Celsius wurde im Jahr 2004 sogar noch unterboten.
Per Satellitenmessung wurde nordwestlich der Forschungsstation von Wostok eine Temperatur von minus 98,6 Grad Celcius erfasst – also fast 100 Grad unter dem Gefrierpunkt. Mittels eines Infrarotspektrometers wurde die Temperatur direkt auf der Eisoberfläche gemessen. Die Forschungsstation markiert demnach den kältesten Ort der Welt.
Das ist auch der Grund, warum es sich hierbei nur um einen „inoffiziellen“ Rekord handelt. Bei internationalen Messungen wird die Temperatur standardmäßig zwei Meter über dem Boden gemessen. Daher gilt nach wie vor der Rekordtiefwert aus dem Jahr 1983 von minus 89,2 Grad Celsius.
Lebensfeindlich wie der Mars
Solche Temperaturen sind so extrem, dass sie nicht von dieser Welt scheinen. Der Mensch ist es gewohnt, dass sein Heimatplanet optimale Bedingungen für Leben garantiert. Doch Orte wie die Forschungsstation Wostok weisen Bedingungen auf, die etwa so lebensfeindlich sind wie die Marsoberfläche. Die mittlere Temperatur kann dort mit teils minus 63 Grad Celsius sogar weitaus wärmer sein.
Doch wie auch eine potentielle Marsstation, ist die Forschungsstation Wostok im ewigen Eis der Antarktis nur ein Außenposten und kein ständiger Wohnsitz. In Teilen Sibiriens leben jedoch Menschen, wo das Kontinentalklima im Winter bis auf 50 Grad unter den Gefrierpunkt treibt.
Der kälteste bewohnte Ort der Erde
Es ist nicht der kälteste Ort der Welt, aber wohnen wollen auf diesem Punkt der Erde nur wenige Menschen. Im sibirischen Ort Oimjakon beträgt die durchschnittliche Temperatur im Winter Minus 50 Grad Celsius. Und dabei handelt es sich nur um den Durschnitt.
In den Tiefen der sibirischen Ebene wächst weder Gemüse noch Obst, da der Permafrostboden selbst im sehr kurzen Sommer nicht genügend auftaut. Daher sind Fisch und Fleisch die wichtigsten Nahrungsmittel für die Menschen in Oimjakon.
Die kälteste je gemessene Temperatur im Dorf betrug 1924 minus 72,2 Grad Celsius. Dieser Rekordwert wurde jedoch nie bestätigt. Der offizielle Kälterekord liegt hingegen bei minus 67,8 Grad und wurde 1933 aufgestellt. Bei solchen Temperaturen können sich Menschen nur wenige Minuten draußen aufhalten. Aufgrund der extrem kalten Luft, kann jeder Atemzug Schmerzen erzeugen.
Satellitenmessungen zur Bestimmung des kältesten Ortes über Jahre gesammelt
Den „inoffiziellen“ Rekordwert haben Forschende der University of Colorado zu verantworten. Das Team um Leiter Ted Scambos hat im Zeitraum zwischen 2004 und 2016 unzählige Messungen vorgenommen und dabei mehr als 150 Mal einen Wert zurückbekommen, der unter minus 90 Grad Celsius liegt, wie aus dem Ergebnis der Studie von 2018 hervorgeht.
Da ihre Messungen nicht als offizielle Werte gelten, haben die Forschenden eine Umrechnung vorgenommen. Sie schätzen, dass minus 98 Grad Celsius an der Oberfläche circa 94 Grad Celsius in zwei Metern Höhe entsprechen. Damit hätten sie den Rekordwert aus dem Jahr 1983 um rund vier Grad unterboten.
Kälter geht es nicht
Die Messungen des Teams der University of Colorado erstreckten sich geografisch über mehrere hundert Kilometer. Dabei wurde der Wert von minus 98 Grad nie unterschritten. Daraus schlussfolgert das Forschungsteam, dass diese Temperatur eine Art Obergrenze für Minusgrade darstellen könnte.
Nur falls „ideale“ Bedingungen über Wochen und Monate konstant blieben, könnten möglicherweise noch tiefere Temperaturen erreicht werden. Das ist aufgrund des fortschreitenden Klimawandels und der steigenden Luftfeuchtigkeit aber äußerst unwahrscheinlich.
Der kälteste Ort der Welt war während der Eiszeit nur einer von vielen sehr, sehr kalten Gegenden. Warum es überhaupt zur Eiszeit kam, darüber wird nach wie vor gestritten. Forschende halten es für möglich, dass eine Supernova der Auslöser der Eiszeit war. Seit Kurzem wissen sie auch, wie alt die Erde wirklich ist.
Dass es dem blauen Planeten aufgrund der Klimaveränderungen immer schlechter geht, ist allgemein bekannt. Was die Forschungszahlen aber tatsächlich bedeuten, erfährst du hier.
Quellen: weather.com, WELT, eigene Recherche