Während des Kalten Krieges bohrten Wissenschaftler der US-Armee im Rahmen des „Project Iceworm“ heimlich nach Eiskernen etwa 1,4 Kilometer unter dem Eis im Nordwesten Grönlands. Ihr Ziel war es, eine unterirdische nukleare Abschussbasis zu bauen, um die Sowjetunion im Fall eines heißen Krieges zu überraschen.
Kalter Krieg: Forscher machen beunruhigende Entdeckung
Die arktische Forschungsstation Camp Century war als Deckmantel für das Projekt gedacht. Project Iceworm scheiterte, als sich die dänische Regierung weigerte, den USA den Bau einer Atombasis auf ihrem Territorium zu erlauben. Immerhin sollte die Basis rund 600 nukleare Sprengköpfe vor den Augen der Sowjetunion verstecken. Die ausgebohrten und gesammelten Eiskerne gerieten in Vergessenheit und wurden in einer Eistruhe im Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen gelagert – bis ins Jahr 2017.
Mittlerweile sind die geborgenen Eiskerne untersucht worden und offenbarten dabei eine unbequeme Wahrheit. Die heute mehr als einen Kilometer dicke Kappe des Camp-Century-Gebietes wich einst einer tundraähnlichen Vegetation und sogar einigen Bäumen. Zu diesem Zeitpunkt war die globale Durchschnittstemperatur seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts um etwa 2,5 Grad Celsius gestiegen – im Vergleich zu den „vorindustriellen Werten“, auf die wir uns heute beziehen – und der Meeresspiegel stand circa 10 Meter höher als heutzutage.
„Als wir die Fossilien fanden, war es einer dieser wissenschaftlichen ‚Eureka!‘-Momente, es war völlig unerwartet „, erklärt Andrew Christ, Hauptautor der neuen Studie und Postdoktorand und Dozent am Department of Geology der University of Vermont in Burlington, gegenüber Live Science. Als sie den gefrorenen Boden spülten, um ihn in unterschiedlich große Körner zu sortieren, hätten sie „kleine schwarze Dinge“ bemerkt, die im Wasser schwammen.
Christ setzte einige der schwimmenden Flecken unter ein Mikroskop, „und boom! Es gab fossile Zweige und Blätter in diesem gefrorenen Sediment.“ Die beste Art, sie zu beschreiben, sei „gefriergetrocknet“. Als das Team sie herausgezogen und ein wenig Wasser darauf gegeben hätte, „haben sie sich irgendwie entfaltet, so dass sie aussahen, als wären sie erst gestern gestorben“.
Was der Fund für uns bedeutet
Sollten sich die Ergebnisse bestätigen und der größte Teil der grönländischen Eiskappe einmal verschwunden sein, verheißt dies nichts Gutes für die Stabilität der aktuellen Eiskappe als Reaktion auf den anthropogenen Klimawandel. Wissenschaftler warnen bereits seit Jahren davor, dass Grönland sich einem kritischen Wendepunkt des Eisverlusts nähert. Der Winterschnee wird voraussichtlich ab 2055 nicht mehr die saisonale Schmelze auffüllen.
„Unser Klimasystem hat ein empfindliches Gleichgewicht. Wenn es sich genug ändert, können Sie große Teile dieser Eisdecke wegschmelzen und den Meeresspiegel erhöhen“, so Christ, „und das würde große Teile der am dichtesten besiedelten Gebiete der Erde überschwemmen und überfluten.“ Dafür sprechen nicht nur die Erkenntnisse der Proben aus dem Kalten Krieg.
Konkret prognostizieren Forscher bereits für die kommenden zwei bis vier Jahrzehnte verheerende Folgen des Klimawandels. Um dem entgegenzuwirken investieren Unternehmer wie Bill Gates große Teile ihres Vermögens in erneuerbare Energien und Technologien, die dazu genutzt werden können, CO2-Emissionen zu minimieren. Bis 2050 müsse man diese ihmzufolge auf null senken, um immense Umwelt- und Wirtschaftsschäden zu verhindern.