Aktuell zieht der Film „Oppenheimer“ (2023) von niemand geringerem als Christopher Nolan ein riesiges Kino-Publikum an. Im Fokus steht hier die Erfindung der ersten Atombombe durch den verstorbenen amerikanischen Physiker Julius Robert Oppenheimer. In den darauffolgenden Jahren sicherten sich immer mehr Länder eigene Kernwaffen und testeten diese an entlegenen Orten auf der Welt. Aber auch Angriffe mit der Atomwaffe sorgten dafür, dass diese 9 Orte auf der Welt noch jahrzehntelang von der Strahlung gezeichnet sein werden.
Atombombe: Die ersten Tests fanden vor rund 75 Jahren statt
Der Anfang der Atombombe ist mit dem Beginn des umstrittenen und geheimnisvollen Manhattan-Projekts im Jahr 1942 gleichzusetzen. Unter der Führung der USA wurde durch die damals neu entdeckte Kernspaltung in die militärische Forschung integriert. Die Nukleartechnik steckte zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen, doch nur drei Jahre später, 1945, wurde schon der erste Atomtest vollzogen.
Der Trinity-Test am 16. Juli 1945 verzeichnete den ersten Atomtest der Menschheitsgeschichte und ebnete den Weg der zerstörerischen Waffe. Der Test erfolgt auf dem „White Sands Proving Ground“ im Süden des US-amerikanischen Bundesstaates New Mexico. Dieses Gebiet wird heute „White Sands Missile Range“ genannt und dient heutzutage als Übungsgebiet der US-Armee für Raketen- und Drohnentechnologien.
Die Erde musste über 2.000 Atomtests ertragen
Bis heute wurden über 2.000 Atomtests von acht verschiedenen Nationen durchgeführt:
- USA,
- Frankreich,
- China,
- Pakistan,
- Indien,
- Nordkorea,
- Sowjetunion
- und das Vereinigte Königreich.
Erfolgten die Tests zu Beginn noch oberirdisch, haben sich sich die Länder mit der Zeit auf unterirdische Atomtests verlagert. Auf der Webseite des CTBTO (Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen) findest du einige sehr übersichtliche Grafiken zu den Atomtests. Dabei ist gut zu sehen, dass zwischen 1951 und 1992 die meisten davon stattfanden. Vor allem das Jahr 1962 bleibt mit fast 180 Atomtests unübertroffen.
Diese Orte haben die Bomben völlig verstrahlt
Sehr viele Atomtests, insbesondere jene der USA fanden im pazifischen Raum statt. Besser gesagt auf unterschiedlichen Atollen. In den Klammern stehen die Länder, die die Atomtests durchgeführt haben:
- Johnston-Atoll (USA)
- Bikini-Atoll (USA)
- Eniwetik-Atoll (USA)
- Fangataufa (Frankreich)
- Kiritmati (Vereinigtes Königreich und USA)
- Moruroa (Frankreich)
Aber auch verschiedene Testgelände dienten als Orte, an denen Atomtestes durchgeführt werden. Diese Orte sind komplett abgeschottet und für Unbefugte nicht zugänglich. Hier eine kleine Auswahl:
- Semipalatinsk (Sowjetunion)
- Nevada National Security Site (USA)
- Nowaja Semlja (Sowjetunion)
Lesetipp: Die Sprengkraft einer Atombombe hängt von der Anzahl der Köpfe ab. Schlägt sie ein, werden an diesem Ort Gebäude, Tiere und Menschen einfach pulverisiert. Aber auch etliche Kilometer entfernt, sind direkte Folgen zu spüren. Mehr zum Radius einer Atombombe verraten wir dir hier.
Düstere Geschichte hinter einem Testgebiet
Zwar wurden die Atombomben-Teststandorte immer so ausgewählt, dass sie sehr ablegen waren, aber nicht zwingend unbesiedelt. Ein Beispiel ist das Bikini-Atoll. Hierbei handelt es sich um eine Inselkette im Pazifischen Ozean. In unmittelbarer Nähe zu den kleinen Ländereien mitsamt seiner Bewohner zündete man innerhalb von 12 Jahren mehr als 20 nukleare Sprengkörper, erklärt Travelbook. Besonders bekannt ist der Test der Atombombe „Bravo“ im Jahr 1954. Hierbei handelt es sich um die stärkste jemals gezündete Wasserstoffbombe.
Im Anschluss erklärte man diese Orte wieder für sicher und siedelte die Bevölkerung dort wieder an. Wieso? Man wollte sie untersuchen. „Die Menschen wurden wie Meerschweinchen für Forschungszwecke missbraucht, man wollte mit ihnen relevante Daten über die Verstrahlung sammeln“, gibt Bernd Franke, wissenschaftlicher Direktor und Gründungsmitglied des Institutes für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg zu bedenken.
Heute leben die Bewohner*innen zwar auf anderen Atollen – immerhin ist ihr zu Hause unbewohnbar – doch viel besser ist es dort nicht. Die Menschen kämpfen mit Folgen der Strahlenbelastung und sind ökonomisch vom Rest der Welt abgeschnitten. Ein Ort, an dem sich heute viele ehemalige Bewohner*innen von Bikini finden, ist Kili. Da die kleine, nicht einmal 100 Hektar große Insel, nicht mal einen richtigen Hafen hat, kommen Versorgungsgüter oft zu spät. Der Strom fällt oft aus. Zudem beobachtet man nun vermehrt starke Überschwemmungen auf dem kleinen Land.
In Bikini hingegen scheint sich zumindest die Tier- und Pflanzenwelt einigermaßen zu wiederholen. Wem dieser Ort für die Atomwaffen-Tests bekannt vorkommt, der erinnert sich womöglich an „Bikini Bottom“ aus der Kinderserie „Spongebob“. Es gibt eine Filmtheorie, die besagt, dass man mit der Entstehungsgeschichte des sprechenden Schwamms und seiner Freude genau auf die Atomwaffen-Tests im Bikini-Atoll hindeuten wolle. Es gibt gleich mehrere Anspielungen. So könnten Patrick, Mister Krabs und Co. die Folge von Mutationen wegen der Strahlung sein. Zu Beginn jeder Episode sieht man eine verlassene Insel mit einer einzigen Palme.
Noch viele weitere Orte auf der Welt betroffen
Die obigen Auflistungen sind nicht alle Gebiete. Es gibt noch viel mehr Orte, an denen Atomtests durchgeführt wurden. Wie bereits beschrieben, kannst du auf der Seite des CTBTO alle Gebiete einsehen, an denen schon mindestens ein Atomtest stattfand. Diese Orte sind zum einen völlig verstrahlt, zum anderen aber auch kaum bis gar nicht zugänglich.
Ebenfalls gibt es auch Probleme mit der Offenlegung solcher Tests. Beispielsweise gibt es kaum Informationen zu Nordkorea, da das Land seine Projekte abgeschottet von der Außenwelt durchführt, sodass Informationen nur ans Tageslicht kommen, wenn diese auch von dort veröffentlicht werden.
Quelle: CTBTO, Travelbook, eigene Recherche
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.