Von der Tiefsee sprechen Wissenschaftler, sobald eine Tiefe von 800 Metern erreicht ist. Die tiefste Stelle des Meeresgrundes liegt dabei im Marianengraben des Pazifischen Ozeans. Etwa 2000 Kilometer östlich der Philippinen geht es bis zu 11.034 Meter tief in die See. Der immense Druck und die extreme Dunkelheit, die an diesem Ort herrschen, sollten eigentlich dafür sorgen, dass es kaum Tiefsee-Tiere gibt. Die Sonnenlichtstrahlen reichen noch bis etwa 900 Meter in die Tiefe, aber die Lichtenergie ist schon ab 150 Metern nicht mehr ausreichend für den Wuchs von Pflanzen.
Tiefsee-Tiere widerlegen alte Forschungsmythen
Früher hatten die Forscher ein klares Bild von der Tiefsee. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gingen Biologen davon aus, dass die Tiefsee einfach nur eine dunkle Einöde sei. Wenn in 10.000 Metern Tiefe auf jedem Quadratzentimeter ein Gewicht von etwa einer Tonne lastet, wie soll da Leben existieren? Doch bereits 1860 kamen erste Zweifel darüber auf, als sich Fälle mehrten, bei denen aus mehreren tausend Metern Tiefe Bodenproben und verkrustete Tiere geborgen werden konnten. Die Menge an Tiefsee-Tieren nimmt ab bei zunehmender Wassertiefe. Trotzdem herrscht weit unten eine große Artenvielfalt.
Bei den Tiefsee-Tieren, die du hier theoretisch triffst, handelt es sich nicht nur namentlich um sehr bizarre Gesellen. Die Lebewesen haben so lustige Namen wie Vampirtintenfisch, Seefledermaus oder Peitschenangler – und diese Namen sind die besten Beschreibungen dafür, wie sie tatsächlich aussehen. Daneben gibt es auch noch meterlange Röhrenwürmer, gigantische Einzeller, besonders kantige Krebse und wunderschöne Seefedern. Die Wissenschaftler erklären sich mit der konstanten Zusammensetzung des Lebensraums. Die chemische Struktur des salzigen Meerwassers ist seit Millionen Jahren gleich geblieben, ebenso wie die Temperatur zwischen zwei und drei Grad Celsius.
Tausende Tierarten gibt es in der Tiefsee
Auf dem Meeresboden wurden von Tiefseetauchern und Forschern bereits über 200.000 Arten von Lebewesen identifiziert. Im Tiefseeschlamm sollen sich darüber hinaus noch Millionen weitere Arten, vor allem winzige Tierchen, tummeln. Da es in der Tiefsee kein Licht gibt, kann auch keine Photosynthese stattfinden. Somit sind die Tiefsee-Tiere auf organisches Material als Nahrung angewiesen. Dieses sinkt aus den höheren Schichten herab. Am Ende landen aber nur ein Prozent des sogenannten „Meeresschnees“ tatsächlich auf dem Meeresgrund. Das ist so, weil die höher lebenden Meeresbewohner viel davon wegessen. Wer den Netflix-Film „Der Schacht“ (2018) gesehen hat, der kann sich in etwa die soziale Struktur der Tiefsee-Tiere anschaulich vorstellen.
Wer überleben will, der wandert dann schon mal in höhere Wasserschichten. Dort gibt es dann aufgrund besserer Lichtverhältnisse auch mehr Nahrung. Dort wird dann gefressen und der Weg zurück zum Meeresboden angetreten. Ein Festmahl steht immer dann zur Verfügung, wenn der Kadaver von einem der Meeresbewohner nach unten sinkt. Dann versammeln sich Aasfresser wie Krabben, Aalen und Riesenasseln um das tote Tiefsee-Tier, bis wirklich nur noch Knochen übrig bleiben.
Auch in der Antarktis, unter dem Eis soll es faszinierende Tiere geben. Menschen können sich aber nicht mit allen Tierarten anfreunden. Bei diesen Tieren fürchten sich viele am meisten, und das oft vor Ekel.