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Werbe-Experiment lässt von Bier träumen: Forscher beunruhigt über Beeinflussung

Eine US-amerikanische Brauerei zeigt eine außergewöhnliche Werbung: Sie zeigt, dass sie Träume beeinflussen kann und Menschen dazu bringen kann, von ihrem Bier zu träumen. Traumforschende beunruhigt das.

Mann träumt.
Würdest du deine Träume beeinflussen lassen? Foto: Getty Images/Luis Alvarez

Eine Brauerei aus den USA zeigt in einem experimentellen Werbevideo, wie es Versuchspersonen dazu bringt, von ihrem Bier zu träumen. Doch obwohl es sich auch lediglich um einen PR-Stunt handeln könnte, halten es Traumforscher:innen für gefährlich, Träume so zu beeinflussen. In einem offenen Brief erklären sie warum.

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Wovon träumen wir?
  • Wir träumen von Dingen, die uns im Tag beschäftigen
  • Das können Personen, die Arbeit, das Studium, Urlaub und Co. sein
  • Zusätzlich mischt der Traum alte Erfahrungen mit neuen Erlebnissen
  • Fantasievolle Neuschöpfungen können auch vorkommen
  • (Quelle: academics)

Träume beeinflussen: Das ist das Experiment der Werbung

Die Molson Coors Beverage Company führte ein Experiment durch, das zeigt, wie leicht sich Träume beeinflussen lassen können. Das Unternehmen geht noch einen Schritt weiter, indem es offenbart, dass auf diese Weise wohl Werbung im Schlaf platziert werden kann. Dafür nutzte es ein 90 Sekunden langes Video, in dem etwa ein kühler Bergsee und immer wieder Coors-Bier gezeigt wird. Der Versuchsaufbau des Experiments geht wie folgt:

Versuchspersonen sehen sich dieses Video vor dem Einschlafen an und sollen sich selbst sagen, dass sie von dem Video träumen wollen. Sobald ersichtlich wird, dass sie in der REM-Schlafphase sind, werden sie geweckt und sollen erzählen, wovon sie geträumt haben.

Tatsächlich gaben einige Teilnehmer:innen an, von dem Inhalt des Videos geträumt zu haben. Allerdings ist anzumerken, dass zwölf der 18 Versuchspersonen bezahlte Schauspieler:innen waren (laut heise).

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Träume beeinflussen: Aufruf, es selbst zu probieren

Unter dem Werbevideo „Coors Big Game Commercial of Your Dreams: Dream Study“ schreiben die Verantwortlichen der US-Brauerei folgendes:

„Kann Coors Sie wirklich dazu bringen, von einem Big Game-Werbespot zu träumen? Schauen Sie hinter die Kulissen, schauen Sie sich unsere Trauminkubationsstudie an und probieren Sie es selbst auf CoorsBigGameDream.com aus.“

Laut heise bot der Hersteller interessierten Kund:innen bei einem Selbstversuch zu Hause günstigere Preise für die Getränke an.

Träume beeinflussen: Kritik von Traumforschenden

In einem offenen Brief von namhaften Forschenden (unter anderen aus der Harvard Medical School), wird der Werbe-Gag unter dem Titel „Werbung in Träumen kommt: Was nun?“ kritisiert.

Die Forschenden schreiben etwa: „Während wir schlafen, entscheidet unser Gehirn, welche Erinnerungen es behalten und vergessen soll und es organisiert sich. […] Durch diesen nächtlichen Prozess formt das Gehirn die Erinnerungen, die zusammen unsere autobiografische Vergangenheit, unserem Gefühl dafür, wer wir jetzt sind, und unser Verständnis dafür, wie wir unser Leben in der Zukunft am besten gestalten können, erschaffen.“

Im Moment erfordere solch eine Werbung zwar eine aktive und freiwillige Teilnahme, doch laut der Forschenden sei es leicht, sich eine Welt vorzustellen, in der intelligente Lautsprecher „zu Instrumenten passiver, unbewusster Nachtwerbung werden, mit oder ohne Erlaubnis“.

Träume beeinflussen: „Besorgt über Marketingpläne“

Zum Schluss steht im offenen Brief der Wissenschaftler:innen: „Als Schlaf- und Traumforschende sind wir sehr besorgt über Marketingpläne, die darauf abzielen, Gewinne auf Kosten der Störung unserer natürlichen nächtlichen Gedächtnisverarbeitung zu erzielen.“

Die Forschenden sind gegenüber dem Werbevideo durchaus kritisch. Besorgt stehen sie außerdem den möglichen Folgen, die es haben könnte, wenn Werbetreibende auf die Idee kommen, Werbung im Schlaf zu schalten und damit unsere Träume zu beeinflussen. Dass unsere Eindrücke von dem Tag im Schlaf verarbeitet werden, legen die Wissenschaftler:innen dar. Eine Studie von 2018 unterstreicht, wie Träume als Nebenprodukte unseres Gehirns fungieren.

Quellen: academics, heise, YouTube-Kanal Coors Light, Offener Brief von Robert Stickgold, Antonio Zadra und AJH Haar

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