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„Seltsamer Planet ohne Vergleich“: Eine Supererde beeindruckt selbst Forscher

Der Exoplanet „Nu2 Lupi d“ besitzt außergewöhnliche Merkmale. Zudem zeigte er ein Verhalten, das erstmalig durch die Wissenschaft beobachtet werden konnte.

Exoplanet
Sonneneruptionen können geomagnetische Stürme in Richtung Erde schicken (Symbolbild). © imago images / Science Photo Library

In rund 50 Lichtjahren Entfernung von der Erde kreisen drei Planeten um den Stern „Nu2 Lupi“. Einer davon gilt inzwischen als Supererde. Nur durch einen „höchst glücklichen Umstand“ stießen Forschende bei seiner Beobachtung darauf, dass der Exoplanet sehr ungewöhnliche Eigenschaften aufweist. Er soll deshalb künftig genauer untersucht werden.

„Seltsamer Planet ohne Vergleich“: Eine Supererde beeindruckt selbst Forscher

„Seltsamer Planet ohne Vergleich“: Eine Supererde beeindruckt selbst Forscher

Der Exoplanet "Nu2 Lupi d" besitzt außergewöhnliche Merkmale. Zudem zeigte er ein Verhalten, das erstmalig durch die Wissenschaft beobachtet werden konnte.

Nur durch Zufall: Exoplanet „Nu2 Lupi d“ als Supererde identifiziert

Die Auswertung der Daten des Weltraumteleskops CHEOPS (Characterising ExOPlanet Satellite) der Europäischen Weltraumorganisation ESA verhalf dem Forscherteam unter der Leitung von Laetitia Delrez von der Universität Lüttich und dem Observatorium Genf zu einer unerwarteten Beobachtung. Wie das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) berichtet, entdeckten die Forschenden dabei „eine Supererde mit außergewöhnlichen Eigenschaften“.

Die Existenz des Exoplaneten ist bereits seit 2019 bekannt. Während einer der CHEOPS-Messungen rückte „Nu2 Lupi d“ allerdings unerwartet in den Fokus. Das Objekt zog vor seinem Stern „Nu2 Lupi“ vorbei und vollzog damit einen Transit, mit dem die Wissenschaftler:innen gar nicht gerechnet hatten. Bis dahin war nicht klar, ob die Bahn dieses äußersten der drei Planeten im System überhaupt so geneigt ist, dass ein solches Ereignis möglich ist.

Deshalb ist die Supererde „außergewöhnlich“

Transitplaneten sind für die Exoplanetenforschung besonders wertvoll, weil sie es erlauben, die Atmosphäre zu analysieren und seine Bahnlage und Größe genauestens zu bestimmen. Was „Nu2 Lupi d“ darüber hinaus allerdings so besonders macht, sind seine spezifischen Merkmale, die ihn auch in die Klasse der Supererden heben:

  • Bahnperiode von 108 Tagen (damit würde er innerhalb unseres Sonnensytems zwischen Merkur und Venus liegen)
  • ihn erreicht nur gemäßigte Strahlung (anders als bei vielen anderen Exoplaneten)
  • der Radius ist etwa zweieinhalb Mal so groß wie der der Erde
  • seine Masse entspricht dem 8,8-Fachen der Erdmasse
  • hoher Bestandteil an flüchtigen Stoffen

Wie das Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC) berichtet, das ebenfalls an den Untersuchungen durch CHEOPS beteiligt ist, ist es das erste Mal, dass ein Exoplanet mit einer Bahnperiode von über 100 Tagen bei einem Transitereignis beobachtet werden konnte. Zudem gilt die ungewöhnliche Supererde aktuell als „seltsamer Planet ohne bekanntes Äquivalent“.

Die detaillierten Erkenntnisse zu „Nu2 Lupi d“ und den 2020 durch CHEOPS durchgeführten Messungen haben die Forschenden am 28. Juni 2021 in der Fachzeitschrift Nature Astronomy veröffentlicht.

Vorsicht: Supererden sind keine zweiten Erden

Der Begriff Supererde hat mit der Bewohnbarkeit und der Oberflächenbeschaffung eines Planeten übrigens nicht viel zu tun. Alternative Begriffe sind Gaszwerg oder Mini-Neptun. Die Klassifizierung ist umgangssprachlich und zielt auf extrasolaren terrestrischen Planeten. Sie richtet sich nach der Masse. Dabei muss eine Supererde mindestens so schwer wie die Erde, aber leichter als der Planet Uranus sein.

Ein dagegen als tatsächlich erdähnlich eingestufter Planet ist Kepler-452b. Der sechs Milliarden alte Exoplanet liegt etwa 1400 Lichtjahre von uns entfernt. Laut NASA handelt es sich dabei um das Objekt, das unserem Planeten am nächsten kommt, was die Bedingungen betrifft. So sollen die Temperaturen auf Kepler-452b zum Beispiel flüssiges Wasser, und damit eine Grundvoraussetzung für Leben zulassen.

Quellen: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Nature Astronomy, Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC)

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