Veröffentlicht inScience

Vom Teppich in die Luft: Forscher warnen vor giftigen Stoffen

Giftige Stoffe können in unterschiedlicher Form vorkommen. Auch in einigen Textilien, sogar in Teppichböden können sie auftreten.

Frau liegt auf einem Teppich
Dein Teppich könnte giftige Stoffe in die Luft absondern. Foto: Getty Images/Westend61

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) werden in unterschiedlichen Produkten verwendet. In Form von Polymeren wie Polytetrafluorethylen (PTFE) treten sie etwa in Fahr- und Flugzeugen auf, um Reibungswiderstände zu vermindern. Andere polyfluorierte Acrylate finden etwa in der Produktion von Textilien, Teppichen und fettabweisenden Lebensmittelverpackungen Anwendung. Das Problem: Unter den Verbindungen finden sich auch giftige Stoffe.

Gesund altern: 5 Tipps, die das Gehirn fit halten

Gesund altern: 5 Tipps, die das Gehirn fit halten

Es ist nie zu spät oder zu früh, das Gehirn aktiv fit zu halten: 5 Punkte helfen dem Kopf dabei, gesund zu altern.

Giftige Stoffe: Das Problem mit PFAS

Zu circa 98 Prozent sind PFAS an das Material gebunden, in das sie eingearbeitet sind. Die verbliebenen zwei Prozent können jedoch in Luft oder Wasser emittieren, erklärt Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), im Magazin der Behörde. Weitere Partikel können, so Messner, freigesetzt werden, wenn die tragenden Polymere im Laufe der Zeit abgebaut werden.

Diverse PFAS werden mit schwerwiegenden Gesundheitsschäden assoziiert. Diese reichen von Unfruchtbarkeit über Schwächen des Immunsystems bis hin zu Krebserkrankungen. Eine neue Studie, die ein Team der University of Rhode Island in den Environmental Science & Technology Letters veröffentlichte, zeigt auf, von welchen Materialien aus die höchste Menge der potenziell giftigen Stoffe in die Luft gerät.

Vom Teppich in die Luft

„Lebensmittel und Wasser sind bekanntermaßen wichtige Quellen für die Exposition gegenüber PFAS“, zitiert SciTechDaily Prof. Rainer Lohmann von der University of Rhode Island. Die Studie zeige aber, dass auch die Innenraumluft eine Quelle der Exposition gegenüber potenziell giftigen Stoffen sei.

„Für Kinder in Häusern oder Schulen mit alten, mit PFAS behandelten Teppichen ist die Inhalation als Expositionspfad gegenüber flüchtigen PFAS, die sich schließlich zu persistenteren und schädlicheren PFAS biotransformieren können, möglicherweise sogar noch wichtiger als Staub“, so Lohmann.

In mehreren Räumen der Universität hatten die Forscher:innen höhere Konzentrationen von PFAS in der Luft feststellen können als im Lagerraum des Outdoor-Bekleidungsgeschäfts, der voller Jacken und mit PFAS behandelter Ausrüstung war. Die höchste Konzentration aber stellten Lohmann und sein Team aber in Teppichgeschäften fest.

Vor allem ältere Produkte betroffen

„PFAS wurden früher als schmutz- und wasserabweisende Mittel in den meisten Teppichen verwendet“, ergänzt die Hauptautorin der Studie, Maya Morales-McDevitt. „Glücklicherweise verkaufen große Einzelhändler wie The Home Depot und Lowe’s nur noch PFAS-freie Teppiche. Wir glauben, dass kleinere Einzelhändler dies nach und nach ebenfalls tun werden.“

Doch werden giftige Stoffe wie PFAS auch heute noch genutzt – neben den USA und anderen Staaten übrigens ebenso in Deutschland.

Umweltbundesamt wehrt sich gegen PFAS

„Das Umweltbundesamt bemüht sich gemeinsam mit anderen Institutionen darum, dass die PFAS-Stoffe aus Vorsorgegründen in der EU verboten bzw. nur für wirklich zwingend notwendige Verwendungen zugelassen werden“, beteuert Dirk Messner. „Das ist ein langer Weg, aber wir hoffen, dem Eintrag dieser sogenannten Ewigkeitschemikalien in die Umwelt in absehbarer Zeit Grenzen zu setzen.“

Abzuwarten bleibt, ob sich die Bestrebungen des UBA auch auf europäischer Ebene durchsetzen werden. Allerdings sind Teppiche längst nicht die einzigen Gegenstände, von denen giftige Stoffe in Luft und Lungen gelangen können. So hält sich etwa der Mythos, Dampfen sei gesünder als Rauchen. Ganz falsch ist das nicht. Doch zeigt der Urin von mehr als 5.000 Proband:innen, dass auch Dampfen äußerst schädlich ist.

Quelle: Environmental Science & Technology Letters, Umweltbundesamt

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.