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Nie mehr Überschwemmungen? Forscher wollen das Wetter unter Kontrolle bringen

Der Schmetterlingseffekt wurde zwar schon oft in der Science-Fiction verwurstet, ist aber alles andere als Hokuspokus. Schließlich hat er seinen Ursprung in der Wissenschaft. Nun versucht ein japanisches Forschungsteam, ihn für die Kontrolle des Wetters einzusetzen.

Schmetterlingseffekt
Der Schmetterlingseffekt soll beim Wetter helfen (symbolische Darstellung). © imago images / Panthermedia

Immer öfter machen extreme Wetter-Phänomene Schlagzeilen. Naturkatastrophen erscheinen jedes Jahr mehrfach überall auf der Welt mit verheerenden Folgen und rücken die Diskussion über den Klimawandel wiederholt in den Fokus. Um zukünftig großes Leid zu verhindern, schickt sich ein Forschungsteam des RIKEN Centers in Japan an, das Wetter mit Hilfe des Schmetterlingseffektes unter Kontrolle zu bringen.

Wetter kontrollieren mit Schmetterlingseffekt

Den Begriff des Schmetterlingseffektes hat einst der US-Mathematiker Edward N. Lorenz geprägt. Damit drückte er aus, dass eine winzig kleine Störung (in seinem ursprünglichen Beispiel der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien) eine große Folge nach sich ziehen kann (ein Tornado in Texas nach Lorenz). Kurz gesagt geht es vor allem um die Unvorhersehbarkeit der langfristigen Auswirkungen kleiner Effekte.

Diese beschriebene Empfindlichkeit der Dinge führe den Forscher*innen nach zu „chaotischen Verhaltensweisen und einer intrinsischen Grenze der Vorhersagbarkeit“, wie sie in ihrer Abhandlung schreiben. Doch genau das will man sich zunutze machen. Dazu möchten die Experten und Expertinnen eine Form der Kontrolle designen, bei der eine Reihe kleiner Störungen zu einer gewünschten Zukunft führen.

„Die Kontrolle über das Wetter ist ein menschliches Verlangen seit langer Zeit, und wenn wir wissen, wann und wo wir einen ‚Schmetterling‘ einsetzen müssen, könnte das zu einem besseren Leben führen, zum Beispiel durch die Reduktion des Tornado-Risikos.“

Takemasa Miyoshi et al.

Wetter in bestimmte Bahnen lenken

Noch setzt das Team seine Ideen mittels Computersimulationen um. Doch das Ziel ist es, eines Tages die daraus resultierenden Erkenntnisse in der echten Welt anzuwenden. Wetterphänomene wie zum Beispiel extreme Regenfälle sollen so zum Beispiel an andere Orte verlagert werden können, um Katastrophen zu vermeiden, ohne jedoch Nebenwirkungen auf das Weltklima zu erzeugen.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben für ihr Projekt komplexe Wettersimulationen entwickelt. Anschließend haben sie spezifische thermale Zeitfenster ausgemacht, während der die Anwendung künstlicher Temperaturschwankungen das endgültige Resultat des jeweiligen Wettersystems beeinflussen könnte. Es geht also nicht darum, das Klima als solches zu verändern. Sondern darum, innerhalb eines bestimmten Wetters kleine Stellschrauben zu justieren, damit es danach etwas Berechenbares macht.

Wetter kontrollieren: Herausforderungen

In einer Simulation lassen sich natürlich weitaus einfacher Veränderungen am Wetter vornehmen als in der realen Welt. Die richtigen „Schmetterlinge“ für das Vorhaben zu finden, ist eine Sache. Doch diese müssten auch wirklich herstellbar sein, wie das Team einräumt. Aktuell scheinen die Möglichkeiten sogar nicht ausreichend zu sein, um entsprechend große Veränderungen an der Atmosphäre vornehmen zu können.

Ferner müssen Nebenwirkungen auf das Klima berücksichtigt werden. Man müsse sehr vorsichtig sein und passende Protokolle für soziale, ethische und gesetzliche Übereinkünfte für den Einsatz in der echten Welt parat haben. Der geplante Umfang der Wetterkontrolle ist derweil immens und dürfte so noch nicht versucht worden sein. Allerdings handelt es sich nicht um den ersten Versuch. So gibt es unter anderem die „Wolkensaat-Technologie“. Bei dieser Art der Wettermanipulation sollen Drohnen als Hilfe zum Einsatz kommen.

Quelle: „Control simulation experiment with Lorenz’s butterfly attractor“ (2022, Nonlinear Processes in Geophysics)

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