Ein Exoplanet ist ein Planet außerhalb unseres Sonnensystems. Doch aus weiter Entfernung können die kreisrunden Objekte auch Sterne, Braune Zwerge und sonstiges sein. Die Einordnung ist nicht immer einfach und teilweise recht tückisch. Ein neuer Fund beweist das sehr anschaulich.
Exoplanet HD206893c wandelt nah an der Grenze
„Was einen extrasolaren Riesenplaneten (EGP) von einem Braunen Zweig (BD) unterscheidet, ist immer noch umstritten“, leitet das Forschungsteam um den Astrophysiker Sasha Hinkley ihre Studie zum Exoplanet HD206893c ein. Aktuelle Definitionen schreiben immerhin die Größe in Form von Jupitermassen vor.
So darf ein Exoplanet maximal 13 Jupitermassen vorweisen. Braune Zwerge hingegen befinden sich über diesem Wert. Ab 13 Jupitermassen soll ein Brauner Zwerg in der Lage sein thermonukleare Fusion von Deuterium durchführen zu können. Das sagen zumindest bisherige Erkenntnisse.
Doch für die Forschung besonders interessant sind die Grenzgänger, zu denen auch HD206893c gehört. Wenn man diese Objekte untersucht, kann man die Unterscheidungslinie künftig eventuell noch genauer ziehen – oder man muss sich von ihr verabschieden.
Objekt leuchtet sehr stark für geringe Masse
Zusätzlich befindet sich im System von HD206893c noch ein weiteres Objekt. Mit 28 Jupitermassen handelt es sich hierbei klar um einen Braunen Zwerg. Doch bei dem vermeintlichen Exoplaneten wird die Zuordnung schwierig.
Der Exoplanet misst zwischen 12 und 13 Jupitermassen und gehört somit eigentlich nicht zur Gruppe der Braunen Zwerge. Jedoch deutet sein starkes Leuchten daraufhin, dass er eine eigene Energiequelle (wie bei der Deuterium-Fusion regulärer Brauner Zwerge) besitzt. Dieser Widerspruch lässt Forschende an den bisherigen Definitionen der beiden Objekte zweifeln.
Anderer Faktor entscheidend
Die Entdeckung und Beobachtung dieses Systems stellt daher die bisherige Einordnung zwischen Exoplanet und Braunem Zwerg in Frage. Die Forschenden argumentieren daher, dass die Waagschale eher mit der Entstehung der Objekte zusammenhängt:
„Exoplaneten-Hybridsysteme, die sowohl einen Braunen Zwerg als auch einen Exoplaneten enthalten, der vermutlich gleichzeitig aus derselben protoplanetaren Scheibe entstanden ist, sind daher ideale Systeme, um verschiedene mögliche Entstehungspfade mit Hilfe von Diagnostika wie atmosphärischen Atomverhältnissen zu untersuchen.“
Studie: „Direct Discovery of the Inner Exoplanet in the HD 206893 System Evidence for Deuterium Burning in a Planetary-Mass Companion“
Die Forschenden sind sich sicher, dass es weiterer Untersuchungen bedarf, um dieser Grenzziehung genauer auf den Grund zu gehen. Um Antworten auf die anhaltenden Fragen zu erhalten, wäre es unter anderem notwendig den Entstehungsprozess beider Objekte besser zu verstehen. Auch die innere Struktur vom Exoplanet HD206893c aber auch des Braunen Zwergs könnten zum Durchbruch verhelfen.
Quelle: „Direct Discovery of the Inner Exoplanet in the HD 206893 System Evidence for Deuterium Burning in a Planetary-Mass Companion“ (Astronomy & Astrophysics, November 2022)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.