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Alte ägyptische Mumie: Forscher haben jetzt ihren früheren Duft entschlüsselt

Einem Wissenschaftsteam ist es jetzt gelungen, einen jahrtausendealten Duft zu reproduzieren. Er wurde einst für eine ägyptische Mumie verwendet.

Eine alte ägyptische Mumie.
© Jaroslav Moravcik - stock.adobe.com

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Obwohl ägyptische Mumien mehrere 1.000 Jahre alt sind und sich die Forschung schon eine ganze Weile mit ihnen beschäftigt, kann man ihnen immer noch neue Geheimnisse entlocken. Nun sorgt ein archäologischer Fund für Aufsehen – weil man dessen Duft entschlüsselt hat.

 Archäologischer Fund: Forscher finden „Duft der Ewigkeit“

Schon lange weiß man, dass man im alten Ägypten besondere Persönlichkeiten mumifiziert und ihre Körper und Organe für die Nachwelt präserviert hat. Schriftliche Überlieferungen zum Prozess gibt es aber wenige und sind nicht selten sehr kryptisch. Doch jetzt ist es einem deutschen Team des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie gelungen, den Duft eines alten Balsams bei einem archäologischen Fund herauszufinden, wie es in seiner neuen Studie festgehalten hat.

Das Ergebnis nennen die Forscherinnen und Forscher den „Duft der Ewigkeit“ und möglich wurde er durch Fortschritte bei Technologien zur chemischen Analyse. So konnte man individuelle Substanzen in den Balsam-Resten identifizieren, die man in Kanopen fand – also Gefäßen, in denen man die Organe getrennt vom Körper aufbewahrte.

Für die Expertinnen und Experten ist der Duft weit mehr als nur das: „Er verkörpert die reiche kulturelle, historische und spirituelle Signifikanz von altägyptischen Totenritualen“, so die leitende Wissenschaftlerin Barbara Huber in einem Begleitartikel.

Auch spannend: Es kann schon eine ganze Weile dauern, bis man einer Entdeckung mehr entlocken kann. Hier sind sieben archäologische Funde, die noch immer Rätsel aufgeben – wer weiß, für wie lange noch.

Diese Zutaten steckten im Aroma

Die Balsam-Proben entnahmen Huber und ihr Team den Gefäßen, in denen sich die Überreste von Senetnay befanden. Dies war vor knapp 3.500 Jahren eine Adlige, die als Pflegerin für den Pharaoh Amenhotep II wirkte und aufgrund ihrer höheren Stellung ebenfalls in einem königlichen Grab untergebracht wurde. Schon seit 1900 ist dieser archäologische Fund bekannt, dem man jetzt mehr entlocken konnte.

Mit Hilfe einer Kombination aus Gaschromatographie und Massenspektrometrie konnte man nun eine Mischung aus Bienenwachs, Pflanzenölen, reichhaltigen Tierfetten, natürlichen Erdharzen und Harzen von Nadelbäumen ausmachen. Außerdem fand man Cumarin, ein Pflanzenstoff, der für einen angenehmen vanilleartigen Duft sorgte.

Ein Riecher in die Vergangenheit

In den einzelnen Gefäßen stellte die Forschungsgruppe verschiedene Verhältnisse bei der Zusammensetzung der Inhaltstoffe fest. Dort, wo Senetnays Lungen aufbewahrt waren, fand man außerdem zwei Zutaten, die anderswo nicht vorkamen: Larixol aus dem Harz von Lärchen und das Dammarharz von Flügelfruchtgewächsen. Das führt zur Annahme, dass die einzelnen Balsame und Düfte auf die jeweiligen Organe abgestimmt wurden und man für eine Frau höheren Ranges Zutaten aus dem Ausland importierte.

Es ist nicht auszuschließen, dass Verfallsprozesse die Ergebnisse beeinträchtigt haben könnten oder dass eine ungleichmäßige Verteilung zu den variierenden Mischverhältnissen geführt haben. Allerdings bestätigen andere archäologische Funde der jüngeren Vergangenheit die These der organspezifischen Balsamrezepte.

Bei einer kommenden Ausstellung im dänischen Moesgaard Museum sollen Besucherinnen und Besucher übrigens die Möglichkeit erhalten, am reproduzierten Duft zu riechen.

Quelle: „Biomolecular characterization of 3500-year-old ancient Egyptian mummification balms from the Valley of the Kings“ (Scientific Reports 2023), Max-Planck-Institut für Geoanthropologie

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