In der Forschung kann es immer wieder vorkommen, dass sich lange für selbstverständlich gehaltene Gegebenheiten doch noch als falsch entpuppen können. Ein prominentes Beispiel ist der Pluto, der nicht mehr als Planet gilt, nachdem das Jahrzehnte der Fall war. Nun könnte ein archäologischer Fund die ganze Menschheitsgeschichte neu schreiben.
Archäologischer Fund: Schädel gibt Hinweis auf Geburtsstätte des Menschen
Eigentlich gilt es schon lange als gesetzt, dass der Mensch seinen Ursprung auf dem afrikanischen Kontinent hat. Das haben archäologische Funde aus der Region zum Homo sapiens beziehungsweise seinen Vorfahren bereits belegt. Doch jetzt vermutet ein Forschungsteam anhand eines Schädels, dass die Wiege menschlichen Lebens in Wahrheit in der Türkei liegen könnte.
Bei dem betreffenden Schädel handelt es sich um ein Exemplar eines frühen Affen, den man im türkischen Cankiri ausgegraben hat. Schon 2015 entdeckte man ihn, aber erst jetzt hat man die neue Theorie aufgestellt. Der Schädel soll etwa 8,7 Millionen Jahre alt sein. Frühe Hominini jedoch, zu denen Menschenaffen und der heutige Mensch zählen, traten in Afrika erst vor etwa sieben Millionen Jahren in Erscheinung.
Auch spannend: Nicht nur könnten wir einen anderen Geburtsort haben als bislang gedacht. Ein archäologischer Fund deutet auch auf einen ganz neuen Vorfahren hin, den man bislang noch gar nicht kannte.
Frühe Menschen und ihre Vorfahren zogen von Europa nach Afrika
Demnach könnten sich die Hominini erst in West- und Zentraleuropa entwickelt haben. Dies soll über einen Zeitraum von mehr als fünf Millionen Jahren vonstattengegangen sein, ehe sich die Spezies zuerst zum östlichen Mittelmeer ausbreitete und von dort aus weiter nach Afrika zog.
Wie Professor David Begun von der University of Toronto gegenüber The Telegraph erklärt, könnten sich wandelnde Umgebungen und abnehmende Wälder Auslöser für die Wanderungen gewesen sein.
Noch kein finaler Beweis
Begun räumt jedoch ein, dass der Schädel allein noch kein endgültiger Beweis für diese These darstellt. Für mehr Gewissheit müsste man noch mehr Fossilien in Europa und Afrika aus einer Zeit vor sieben bis acht Millionen Jahren finden und eine Verbindung zwischen beiden Gruppen herstellen.
Derweil zeigen sich andere Mitglieder der Wissenschaftsgemeinde noch nicht beeindruckt. So ist Professor Chris Stringer der Meinung, dass der archäologische Fund die gängige Vorstellung eines Ursprungs in Afrika noch nicht infrage stellt.
Quellen: „A new ape from Türkiye and the radiation of late Miocene hominines“ (Communications Biology 2023), The Telegraph
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