Gut 2.000 Jahre lang lagen die Deckenreliefs des altägyptischen Tempels von Esna unter einer dicken Schicht aus Ruß und Schmutz begraben. Nun gelang es Forschenden erstmals, sie freizulegen. Der archäologische Fund dazugehöriger Aufschriften half ihnen, die kryptischen Zeichen zu entschlüsseln. Dargestellt sind mächtige Götter und schreckenserregende mythische Kreaturen.
Archäologischer Fund: Gut erhaltene Bilder
An den gut fünf Jahre dauernden Restaurationsarbeiten waren auch Forschende der Universität Tübingen beteiligt. In einer offiziellen Pressemitteilung geben die Ägyptologinnen und Ägyptologen spannende Einblicke in ihre Arbeit. So hat die zentimeterdicke Schmutzschicht den ausgefallenen Deckenmalereien des Esna-Tempels gar nicht geschadet. Im Gegenteil: Sie hat die Bilder zwei Jahrtausende lang vor äußeren Einwirkungen abgeschirmt und somit konserviert. Das macht den archäologischen Fund besonders wertvoll.
Trotz des sehr guten Zustandes war es anfangs kein Leichtes, die Reliefs zu entziffern. Doch bei weiteren Arbeiten im Tempel stießen die Wissenschaftler*innen auf antike Tintenaufschriften. Diese halfen ihnen, die Darstellungen zu entziffern. Dabei erlangten sie auch einige aufschlussreiche Einblicke in das spirituelle und wissenschaftliche Leben im alten Ägypten.
Der Tempel war drei antiken Gottheiten gewidmet, die in goldene Gewänder gehüllt übers Wasser fahren. Auch eine schreckenserregende Kreatur strahlt nach der Restauration in neuem Glanz: Ein mächtiger Löwe mit den Flügeln eines Adlers und dem Kopf eines Widders. Inzwischen dieser mythischen Gestalten taucht Pharao Ptah auf. Seine roten Kleider und riesige Haube aus Gold sollten allen Eintretenden die Macht des Herrschers aufzeigen.
Lesetipp: Auch dieser archäologische Fund im Inneren einer Pyramide lüftete ein jahrtausendealtes Geheimnis.
Antike Astronomie
Insgesamt 200 Aufschriften fanden die Expertinnen und Experten. Professor Christian Leitz von der Universität Tübingen wertet den archäologischen Fund als wichtiges Etappenziel in der Rekonstruktion des Esna-Tempels. Ein Detail sticht dabei besonders hervor. Es wurden nicht nur Göttern und Monarchen gehuldigt, sondern auch der Wissenschaft.
Die Aufzeichnungen belegen, wie ausgefeilt die Astronomie im alten Ägypten war, meint der Ägyptologe Daniel von Recklinghausen. Die Deckenreliefs zeigen detaillierte Aufzeichnungen des täglichen Sonnenzyklus und der verschiedenen Mondphasen. Auch die Planeten Mars, Jupiter und Saturn sowie eine Reihe von Sternbildern sind naturgetreu dargestellt. Neben dem rund 60 Kilometer entfernten Dendara-Tempel von Luxor ist der Esna-Tempel die zweite religiöse Stätte aus der ägyptischen Antike, die mit derartigen Himmelsbeobachtungen aufwartet.
Quelle: Universität Tübingen Institut für die Kulturen des Alten Orients
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