Über die Möglichkeiten von Space-Based Solar, zu Deutsch weltraumgestützte Solarenergie, diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten. Ein britisches Unternehmen möchte aus der hypothetischen Gewinnung von Solarstrom im Weltraum schon bald Realität machen. Die Pläne für eine riesige Solaranlage im All klingen fantastisch. Ebenso die Versprechungen der Firma, damit der Weltbevölkerung mehr Energiesicherheit zu bieten. Doch es gibt auch Kritik an dem tollkühnen Projekt.
So funktionieren die gigantischen Solarpanels im Weltraum
Als Energiequelle der Zukunft ist Sonnenstrahlung nicht mehr wegzudenken. Doch sie hat einige Nachteile. Der offensichtlichste: Scheint die Sonne mal nicht, etwa bei Nacht oder Bewölkung, reduziert sich die Stromproduktion erheblich. Hinzu kommt, dass etwa 30 Prozent des von der Sonne ausgestrahlten Lichtes die Erde gar nicht erst erreicht. Zuvor wird es nämlich von der Atmosphäre reflektiert.
Um diese Nachteile zu umgehen, hegt das Start-Up Space Solar nun hohe Ziele. Die britischen Unternehmerinnen und Unternehmer möchten ihre Solaranlagen näher an die Quelle bringe. Läuft alles nach Plan, könnte schon 2035 ein gewaltiges Solarkraftwerk um die Sonne kreisen.
Ganze 1,7 Kilometer soll die Solaranlage im Weltraum mal messen und über 2.000 Tonnen wiegen, verkündet Space Solar auf seiner Website. Trotz der enormen Größe ist die Anlage vollbeweglich, um sich automatisch nach der Sonne auszurichten. So kann sie ohne Unterbrechung Strom produzieren. Dieser wird dann in Radiowellen mit einer Frequenz von 2,45 Gigahertz umgewandelt und zur Erde gesendet. Dort wandeln Antennenanlagen diese wieder in elektrischen Strom um. Mit einem Durchmesser von fünf Kilometern fallen auch die Antennen riesig aus.
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Die innovative Technologie ist nicht unumstritten
In Zeiten von steigender Energieunsicherheit möchte man Verbrauchenden auf der Erde „saubere, verlässliche und bezahlbare Energie aus dem Weltraum“ liefern, erläutert Space Solar seine Mission. Die außerirdische Stromquelle sei demnach besonders sicher, denn ihre Position im Weltraum mache sie immun vor „natürlichen und menschlichen Einflüssen wie Naturkatastrophen, extremen Wetter und geopolitischen Konflikten“.
Ab dem Startpunkt 2035 möchte das Unternehmen Länder rund um den Globus rund um die Uhr mit Solarstrom beliefern. Man plant mit der innovativen Technik bald „bis zu zwanzig Prozent des Energiebedarfs auf der Erde“ abzudecken. Bis es so weit ist, könnten die britischen Weltraum-Pionierinnen und -Pioniere jedoch Konkurrenz erhalten. Neben diversen privaten Anbietern aus aller Welt plant auch die Europäische Raumfahrtbehörde ESA Projekte zu Space-Based Solar Technologien.
Trotz aller Begeisterung über die vermeintlich unendliche und sichere Energiequelle aus dem All, erheben sich auch immer mehr kritische Stimmen, wie das Onlinemagazin Space.com zusammenfasst. So sei etwa der Energieverlust bei der Übertragung des Solarstroms auf die Erde zu hoch, um den aufwendigen Prozess, solche Anlagen zu errichten, zu rechtfertigen. Zudem bestehen Bedenken, dass die riesigen Solarpanels in ein paar Jahren zu gefährlichen Weltraumschrott werden können. Auch könnten die Übertragungswege via Laser, Mikro- oder Funkwellen bisher unbekannte Auswirkungen auf Flora und Fauna auf der Erde haben.
Quellen: Space Solar, Space.com
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