Die Jungsteinzeit (Neolithikum) gilt als eins der prägendsten Kapitel in der Geschichte der menschlichen Entwicklung. Konflikte und Kriege verfeindeter Stämme gehörten damals zum Alltag der Menschen. Ein neuer archäologischer Fund belegt nun, mit welcher Brutalität unsere Vorfahren teils zugange waren.
Archäologischer Fund: Spuren eines antiken Massakers
Seit mehr als zehn Jahren forscht man in Honghe im Nordosten Chinas zum Leben der dortigen prähistorischen Bevölkerung. Wie es im Fachjournal Archaeological and Anthropological Sciences heißt, hob man dabei nun ein Massengrab mit 43 Skeletten aus. Besonders schockierend: Sie alle weisen Spuren von Enthauptungen auf.
Das Abtrennen des Kopfes zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte als eine brutale, aber nicht ungewöhnliche Form des Konflikts, heißt es gleich zu Beginn der Studie. Einige Details an dem Fund erscheinen dennoch ungewöhnlich. Bei den Toten handelt es sich ausschließlich um Frauen und Jugendliche.
Ebenfalls ließen Spuren darauf schließen, dass 32 der Verstorbenen auf einmal geköpft wurden. Damit bezeuge der Fund die größte bekannte Kopfjagd des neolithischen Chinas, heißt es in der Studie. Für die Enthauptungen kamen wahrscheinlich Steinmesser mit knöchernen Griffen zum Einsatz.
Unweit der Frauen- und Kinderskelette stieß man auf vier männliche Totenköpfe. Diese scheinen jedoch nicht mit den anderen archäologischen Funden in Verbindung zu stehen. Vermutlich handelte es sich bei den geköpften Männern auch nicht um Einwohner von Honghe, sondern um Feinde des Dorfes. Der Fund gibt Auskunft, wie erbarmungslos prähistorische Kriegsführung sein konnte.
Weitere Massengräber in China entdeckt: Auch dieser archäologische Fund schockiert. An dieser Stelle opferte man reihenweise Menschen und Tiere.
„Hohes Maß an Grausamkeit“
Bei dem Volk von Honghe handelte es sich um eine neolithische Gemeinschaft von Bauern, Jägern und Sammlern. Ihr Dorf dürfte damals in brutale Konflikte mit der Nachbarschaft verwickelt sein. Bei solchen waren Enthauptungen nicht unüblich, erklärt man in der Studie.
Bei sogenannten Kopfjagden nahmen Krieger die abgetrennten Köpfe ihrer Feinde als Trophäen mit. Oftmals hatte das blutige Unterfangen eine spirituelle Bedeutung. Es könnte darum gegangen sein, die Seelen der Feinde einzufangen und deren Energie aufzunehmen, mutmaßt Studienleiterin Qian Wang von der Texas A&M University gegenüber LiveScience.
Dass sich die Angriffe explizit gegen Frauen und Kinder richteten, weist auf einen „zwischenmenschlichen Konflikt mit einem hohen Maß an Grausamkeit“ hin, heißt es in der Studie. Vermutlich attackierten die nicht spezifizierten Feinde Honghe als die Männer das Dorf verlassen haben. Als diese bei ihrer Rückkehr auf die Spuren des Massakers stießen, hoben sie wahrscheinlich bloß behelfsmäßige Gräber für ihre Verstorbenen aus und zogen rasch weiter.
Quelle: „The largest headhunting event in prehistoric Asia: evidence of mass decapitation at the 4100-year-old Neolithic Age Honghe site, Heilongjiang, China“ (Archaeological and Anthropological Sciences, September 2023), LiveScience
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