Ein Stück Weltraumschrott schlug im vergangenen Jahr auf der Rückseite des Mondes ein. Forschende ließ es zunächst ratlos zurück. Nach einiger Analyse geht man nun davon aus, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine chinesische Trägerrakete handelte, an der ein unbekanntes Objekt befestigt war.
Objekt auf dem Mond: Das weiß man bisher
Am 4. März 2022 stürzte ein Flugkörper mit der Bezeichnung WE0913A auf die Mondoberfläche und hinterließ dort einen seltsam geformten Doppelkrater. Erste Vermutungen drehten sich um einen Teil einer SpaceX Falcon 9-Rakete. Spätere Beweise deuteten laut IFLScience jedoch darauf hin, dass es sich um einen Booster der Chang’e 5-T1-Mondmission handelte. China bestritt indes jegliche Beteiligung.
Wissenschaftler*innen der Universität von Arizona, des California Institute of Technology und des Project Pluto und des Planetary Science Institute führten jüngst nähere Untersuchungen durch. Dazu haben sie die Flugbahn des Objekts mit Hilfe von bodengestützten Teleskopbeobachtungen kartiert. Man kam dadurch zu dem Schluss, dass WE0913A Teil eines chinesischen Langmarsch-Raketenkörpers der 2014 gestarteten Mission Chang’e 5-T1 sein müsse.
Darüber hinaus fanden sie Anzeichen dafür, dass die verlassene Raketenstufe wahrscheinlich eine „ungenannte, zusätzliche Nutzlast“ trug.
Das könnte die Rakete mit sich geführt haben
Für diese Theorie gibt es mehrere Beweisketten. Erstens schien das Objekt nicht zu wackeln, als es auf die Mondoberfläche fiel, sondern drehte sich in einem ziemlich geordneten Taumel. Dies zeige, dass die Raketenstufe mit einem beträchtlichen Gegengewicht zu den beiden Triebwerken, von denen jedes 544 Kilogramm wiegt, ausbalanciert wurde, so die Forschenden.
„Etwas, das so lange im Weltraum ist, ist den Kräften der Erd- und Mondgravitation und dem Licht der Sonne ausgesetzt. Man würde also erwarten, dass es ein wenig wackelt, besonders wenn man bedenkt, dass der Raketenkörper eine große leere Hülle mit einem schweren Triebwerk auf einer Seite ist. Aber diese Rakete taumelte einfach von einem Ende zum anderen, und zwar auf sehr stabile Weise“, erklärt Tanner Campbell, Erstautor der Studie und Doktorand an der Fakultät für Luft- und Raumfahrt und Maschinenbau der Universität von Arizona, in einer Erklärung.
„Wir wissen, dass am oberen Ende des Boosters ein Instrumentendeck montiert war, aber das wiegt nur etwa 60 Pfund [27 Kilogramm] oder so. Wir haben eine Drehmomentanalyse durchgeführt, die gezeigt hat, dass dieses Gewicht den Schwerpunkt der Rakete um ein paar Zentimeter verschoben hätte – nicht annähernd genug, um die stabile Rotation zu gewährleisten. Deshalb vermuten wir, dass an der Vorderseite der Rakete noch etwas anderes angebracht sein muss“, fügte er hinzu.
„Werden es wahrscheinlich nie erfahren“
Zweitens fielen den Forschenden auch die seltsamen, sich überlappenden Krater auf, die sich gebildet haben: ein östlicher Krater mit einem Durchmesser von etwa 18 Metern und ein westlicher Krater mit einem Durchmesser von etwa 16 Metern.
„Dies ist das erste Mal, dass wir einen Doppelkrater sehen“, erklärte Campbell. „Wir wissen, dass im Fall von Chang’e 5 T1 der Einschlag fast gerade nach unten erfolgte, und um diese beiden Krater von etwa gleicher Größe zu erhalten, braucht man zwei etwa gleich große Massen, die voneinander entfernt sind.“
„Offensichtlich haben wir keine Ahnung, was es gewesen sein könnte – vielleicht eine zusätzliche Stützstruktur oder eine zusätzliche Instrumentierung oder etwas anderes. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren“, sagte Campbell.
Quellen: IFLScience, University of Arizona
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