Forschende haben einen riesigen archäologischen Fund aus Europa analysiert. Insgesamt 1.600 menschliche Skelette skizzieren die Völkerwanderungen in Europa. Diese soll den neusten Erkenntnissen zufolge nicht nur in drei Phasen stattgefunden haben, sondern zusätzlich soll eine der Gruppe anfällig für eine unheilbare Krankheit sein.
Archäologischer Fund: Menschen kamen vor 45.000 Jahren von Afrika nach Europa
Vor etwa 45.000 Jahren hat unsere Spezies Eurasien während der Eiszeit erreicht und überlebt. Dies gelang wahrscheinlich dank der Erfindung von Kleidung. Archäologische Funde können das jedoch nur schwerlich nachweisen, da diese vollständig verrottet sein muss. Die Frage ist nun, was danach geschah.
Eine kürzlich in Nature veröffentlichte Studie wirft Licht auf den unregelmäßigen Prozess der Neolithisierung in Europa. Dazu nutzte das Team um Morten Allentoft von der Universität Kopenhagen einen umfassenden archäologischen Fund. Dabei handelte es sich um eine genomischen Analyse von etwa 1.600 antiken Menschen.
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Unsichtbare Grenze vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee
Im Gegensatz zur bisherigen Annahme, dass die neolithische Revolution gleichmäßig vom Mittelmeerraum nach außen hin ausstrahlte, zeigt die neue Studie, dass es eine unsichtbare „Grenze“ gegeben haben muss, die sich vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee erstreckt.
Auf beiden Seiten dieser Linie unterschieden sich die Jäger und Sammler-Populationen und der Prozess ihrer Neolithisierung verlief ebenfalls unterschiedlich, fasst ein Artikel von Haaretz zusammen. Die Etablierung der Landwirtschaft dauerte östlich dieser imaginären Linie 3.000 Jahre länger als im Westen.
Dritte Volkerwanderung schließt die Kluft
Die letzte Eiszeit erreichte vor etwa 26.000 Jahren ihren Höhepunkt und die Menschen im Mittelmeerraum begannen, die Höhlen zu verlassen. In Südostanatolien machte man entsprechende archäologische Funde wie etwa eine prähistorische Monumentalarchitektur der „Göbekli-Kultur“. Diese muss vor circa 12.000 Jahren von Jägern und Sammlern erbaut worden sein.
Während zu diesem Zeitpunkt also im Osten noch aktive Jäger- und Sammler-Populationen lebten, betrieb man in Westeuropa bereits rege Landwirtschaft. Diese unsichtbare Linie wurde archäologischen Funde zufolge jedoch durchbrochen – und zwar durch die dritte Welle der Volkerwanderung.
Yamnaya-Kultur brachte Risiko für Multiple Sklerose
Nomaden der Yamnaya-Kultur ritten vor 5.000 Jahren auf dem neu domestizierten Pferd aus der pontischen Steppe und zogen nach West-Eurasien. Neben ihren Pferden brachten sie auch ein erhöhtes Risiko für multiple Sklerose für den europäischen Genpool mit, deckt ein weiterer Artikel in Nature auf.
Noch heute gibt es daher in Europa Menschen, die von dieser Bevölkerungslinie abstammen und ebenfalls ein erhöhtes Risiko für die unheilbare Krankheit aufweisen. Weitere Untersuchungen, die auf archäologischen Funden von 410.000 Verstorbenen fußen, zeigen, dass es ein klares Nord-Süd-Gefälle gibt. Das höchste Risiko hat entsprechend die Bevölkerung im europäischen Norden Europas und damit auch in Teilen Deutschlands.
Quelle: „Population genomics of post-glacial western Eurasia“ (Januar 2024, Nature), „Elevated genetic risk for multiple sclerosis emerged in steppe pastoralist populations“ (Januar 2024, Nature), Haaretz
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