Veröffentlicht inScience

Länger leben: Der Schlüssel für ewige Jugend könnte bereits in uns stecken

Der Mensch möchte gerne länger leben und dafür investiert er viel Zeit und Mühen. Laut einer neuen Studie könnte die Lösung dafür bereits in unseren Körpern schlummern.

KI-generiertes Bild einer alten Frau mit zusammengefalteten Händen.
© akkash jpg - stock.adobe.com

Diese Prozesse bestimmen das Altern

Wenn wir auf die Welt kommen, beginnt er im Grunde bereits: Der Alterungsprozess. Wissenschaftler:innen aus Köln wollen herausgefunden haben, welche Mechanismen beeinflussen, wie alt wir werden.

Über die vielen Jahre hat sich der Mensch kontinuierlich verändert. Im Durchschnitt ist er größer als je zuvor, und die Lebenserwartung erreicht neue Höchstwerte. Dennoch besteht nach wie vor der Wunsch, länger zu leben. Viele Menschen achten deshalb auf ihre Ernährung und treiben Sport, um dieses Ziel zu erreichen. In der Forschung stolperte man nun über ein faszinierendes Detail, das in diesem Kontext Hoffnung weckt.

Länger leben: T-Zellen im Fokus der Forschung

Eine Forschungsgruppe hat sich für ihre neue Studie gentechnologisch veränderte T-Zellen, sogenannte CAR-T-Zellen, vorgeknöpft. Diese nutzt man eigentlich für die Behandlung von Krebserkrankungen, doch für die Untersuchung setzte man sie auf Zellen an, die zur Alterung und zu Krankheiten im höheren Alter beitragen.

In Laborexperimenten mit Mäusen stellte man dann fest, dass alte Versuchstiere nach der neuartigen Behandlung einen verbesserten Stoffwechsel aufzeigten und besser mit körperlichen Übungen zurechtkamen. Junge Tiere hingegen alterten langsamer und waren ihr ganzes Leben lang vor altersbedingten Krankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes geschützt. Das alles könnten schon Indizien dafür sein, dass man auf die Weise länger leben könnte.

Auch gut zu wissen: Auch ohne experimentelle Behandlungsmöglichkeiten gibt es einige Tipps, um länger leben zu können.

Alte Zellen müssen beseitigt werden

T-Zellen spielen eine zentrale Rolle für das Immunsystem. Sie können einerseits von Viren und anderen Erregern befallene Zellen angreifen oder B-Zellen bei der Bildung von Antikörpern helfen. Zudem kann man sie zur Krebszellenbekämpfung verändern – oder wie jetzt zur Beseitigung alter, sogenannter seneszenter Zellen.

Diese Zellen vermehren sich nicht mehr, sind aber immer noch im Körper vorhanden, wo sie weiter Chemikalien produzieren, die für Entzündungen sorgen können, wie New Atlas einordnet. Im Alter nimmt die Leistung des Immunsystems ab, weshalb es zu einer zunehmenden Anhäufung dieser Zellen kommt – das kann zu chronischen Entzündungen und dadurch zu Alterskrankheiten führen.

CAR-T-Zellen vs. u-PAR-Zellen

Bei ihrer Forschung fanden die Expertinnen und Experten heraus, dass das Protein Urokinase Rezeptor (u-PAR) verstärkt an den seneszenten Zellen haftete und somit besonders oft sowohl bei alten Mäusen als auch älteren Personen nachgewiesen werden konnte. Die CAR-T-Zellen nahmen u-PAR speziell ins Visier.

Nach nur einer einzigen Injektion mit den präparierten Zellen waren alte Mäuse gesünder als die ohne eine Verabreichung. Der Stoffwechsel verbesserte sich, inklusive niedrigerer Blutzuckerwerte und besserer Insulin-Sensibilität und auch körperliche Aktivitäten funktionierten besser. Das ging mit der Reduktion von u-PAR-positiven Zellen einher. Die Mäuse nahmen die Behandlung gut auf, sie wirkte nicht toxisch.

Auch spannend: Die Suche nach mehr Zeit auf der Welt führt auch auf ungewöhnliche Wege. So könnten Nacktmulle das Geheimnis für ein langes Leben beherbergen.

Verjüngungskur durch eine Injektion

Bei jungen Mäusen stellte man fest, dass die CAR-T-Zellen ein Leben lang in ihren Körpern verblieben, auch wenn die Zahl an seneszenten u-PAR-Zellen deutlich geringer war. Eine Verschlechterung des Stoffwechsels war bei ihnen nicht zu beobachten.

Nach einer sehr fettreichen Ernährung führte die Injektion wiederum zu einem signifikanten Gewichtsverlust, ebenfalls bessere Blutzuckerwerte und noch weniger seneszente Zellen in der Bauchspeicheldrüse, Leber und im Fettgewebe – dieser Zustand blieb auch über die Untersuchungszeit erhalten.

„Wenn wir [die CAR-T-Zellen] alten Mäusen geben, verjüngen sie sich“, sagt die federführende Studienautorin Corina Amor Vegas. „Geben wir sie jungen Mäusen, altern sie langsamer. Keine andere Therapie kann das aktuell.“

Einzelne Injektion könnte für Jahre Gesundheit sorgen

Die Wirksamkeit an Menschen müsste man noch untersuchen. Aber schon jetzt ist der Ansatz vor allem wegen seiner zeitlichen Komponente sehr vielversprechend: „T-Zellen haben die Fähigkeit, ein Gedächtnis zu entwickeln und in unseren Körpern für sehr lange Perioden zu überdauern“, erklärt Vegas. „Das ist ganz anders als ein chemisches Medikament.“

Mit CAR-T-Zellen besteht das Potenzial, eines Tages nur diese eine Behandlung zu benötigen und sonst nichts anderes. „Das wäre ein großer Vorteil für chronische Krankheiten.“ Man denke an Patienten, die täglich verschiedene Behandlungen brauchen. Im Kontrast dazu könnten sie mit nur einer Infusion jahrelang beschwerdefrei leben.

Allerdings muss sich noch bestätigen, ob man tatsächlich auch damit länger leben kann oder nicht. Genau diesen Aspekt will das Team noch genauer untersuchen.

Quellen: „Prophylactic and long-lasting efficacy of senolytic CAR T cells against age-related metabolic dysfunction“ (Nature Aging 2024), New Atlas

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.