In Dänemark nutzen Forschende Künstliche Intelligenz (KI), um Lebensereignisse vorherzusagen. Das Projekt life2vec analysiert Daten von Millionen, um Gesundheit, Einkommen und Tod zu prognostizieren. Mit anderen Worten: Die KI könnte fragen wie „Wann sterbe ich?“ und „Woran sterbe ich?“ beantworten.
Woran sterbe ich? KI ist kein „Todesrechner“
Sune Lehmann, ein Professor der Danmarks Tekniske Universitet (DTU), führt die Studie. Das Team erklärt, life2vec sei ein privates Forschungsinstrument, nicht öffentlich zugänglich. Damit versuchen sie Webseiten entgegenzuwirken, die damit werben, mittels life2vec einen „Todesrechner“ bereitstellen zu können – natürlich hinter einer Bezahlschranke.
Life2vec basiere auf anonymen Daten von sechs Millionen Däninnen und Dänen, berichtet Science Alert unter Berufung auf die Agence France-Presse (AFP). Sie ermöglichen genaue Vorhersagen über Sterblichkeit und mehr. Die Forschenden fokussieren sich auf die Prognose früher Mortalität bei 35- bis 65-Jährigen und übertreffen andere Algorithmen an Genauigkeit.
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So funktioniert life2vec
Das Tool soll, so das Team, Innovationen aus der natürlichen Sprachverarbeitung adaptieren, „um die Entwicklung und Vorhersagbarkeit des menschlichen Lebens auf der Grundlage detaillierter Ereignisabläufe zu untersuchen“. Denn aus ihrer Perspektive sei das Leben eine einfache Abfolge von Ereignissen, ergänzt Lehmann: „Menschen werden geboren, gehen zum Kinderarzt, werden eingeschult, ziehen an einen neuen Ort, heiraten und so weiter.“
„Unsere Daten enthalten Informationen über Lebensereignisse in Bezug auf Gesundheit, Bildung, Beruf, Einkommen, Adresse und Arbeitszeiten, die mit täglicher Auflösung erfasst werden“, schreiben die Forschenden in ihrer Arbeit. Dabei wissen sie zwar, mit welchen Daten sie das Modell versorgen müssen, können aber bislang nicht mit Sicherheit erklären, wie es zu seinen Ergebnissen kommt.
„Mit Methoden zur Interpretation von Deep-Learning-Modellen untersuchen wir den Algorithmus, um die Faktoren zu verstehen, die unsere Vorhersagen ermöglichen.“
S. Lehmann et al.
Nicht das erste Tool seiner Art?
Das Projekt soll ein wissenschaftliches Gegengewicht zu den privaten KI-Entwicklungen großer Firmen bilden. „Sie können auch solche Modelle bauen, aber sie machen sie nicht öffentlich“, so Lehmann. „Sie sprechen nicht über sie.“ Sie würden sie nur bauen, um mehr Werbung und Produkte zu verkaufen.
Life2vec zeigt die Möglichkeiten der KI in der Vorhersage menschlicher Lebenswege auf – selbst bei so komplexen Fragen wie „Wann und woran sterbe ich?“. Es hebt aber auch die Relevanz ethischer Betrachtungen und gesellschaftlicher Auswirkungen solcher Technologien hervor.
Quelle: „Using sequences of life-events to predict human lives“ (Nature Computational Science, 2024); Science Alert
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