Ein archäologischer Fund in Nordamerika hat nicht nur unter Forscher*innen für Aufsehen gesorgt. So wurde anhand von 400 Jahre alten Knochen nun herausgefunden, auf welche Nahrungsquelle europäische Siedler*innen währen einer Hungersnot zurückgreifen mussten. Die Ergebnisse lassen erschaudern.
Archäologischer Fund zeigt verstörendes Essverhalten
Jamestowen in Virginia gilt als erste dauerhafte englische Siedlung auf dem amerikanischen Kontinent. Sie wurde 1607 gegründet und wie ein archäologischer Fund nun aufzeigt, hatten die Siedler*innen gerade in den ersten Jahren der Kolonie mit erheblichen Hungersnöten zu kämpfen.
Dies belegen dortige Knochenfunde. Die Überreste gehören zu insgesamt sechszehn Hunden. Die Forscher*innen haben anhand der daraus isolierten DNA untersucht, woher die Vierbeiner kamen und welches Schicksal sie erlitten. Dabei kamen sie zu einem schockierenden Ergebnis. So heißt es in eine kürzlich im Fachjournal American Antiquity veröffentlichten Studie: „archäologische Beweise deuten darauf hin, dass Hunde in Jamestown intensiv geschlachtet und verzehrt wurden.“
Denn „die Hundeüberreste aus Jamestown zeigen allesamt deutliche Hinweise auf menschliche Bearbeitung“. Davon zeugen Schnitt- und Schlagspuren sowie Kerben an den Knochen. „Diese Spuren entsprechen denen, die beim Enthäuten, Entbeinen und dem Entfernen des Fleisches entstehen“, erklärt das Team.
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Hunde hatten für Ureinwohner*innen besondere Bedeutung
Auch wenn die Bewohner*innen wohl aus großer Not gehandelt haben, wird der Verzehr der Hunde durch weitere archäologische Fund noch makaberer. Denn die Forscher*innen konnten ebenfalls herausfinden, dass „mindestens sechs der von uns analysierten Jamestown-Hunde eindeutige Hinweise auf eine indigene nordamerikanische Abstammung aufwiesen.“ Diese Tiere sollen dabei eine besondere spirituelle Bedeutung für die Ureinwohner*innen des Kontinents gehabt haben.
So haben Archäolog*innen „in der gesamten Chesapeake-Region Beweise dafür gefunden, dass Ureinwohner ihre Hunde begraben haben, manchmal zusammen mit Menschen. Eines der bemerkenswertesten Beispiele ist ein Hundefriedhof in der Altstadt von Weyanoke, der mehr als 100 einzelne Hundebestattungen enthielt. Hundebestattungen sind ein starker Totenbeweis für die wichtigen spirituellen und sozialen Wertegemeinschaften, die den Tieren zugeschrieben wurden.“
Die Forscher*innen stellen in Bezug auf den grausigen archäologischen Fund aber auch klar, dass es „in England und anderen Teilen Europas eine lange Geschichte des Hundefleisch-Essens während Hungerperioden“ gibt. Die Bewohner*innen von Jamestown hätten sich also nicht anders als andere frühe Kolonist*innen aus England, Spanien oder Frankreich verhalten. Die in Zeiten der Not ebenfalls auf Hundefleisch zurückgriffen.
Quelle: „The Dogs of Tsenacomoco: Ancient DNA Reveals the Presence of Local Dogs at Jamestown Colony in the Early Seventeenth Century“ (American Antiquity, 2024)
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