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Bahnbrechender Fund: Fast vergessener Papyrus enthüllt Hinweis auf die Kindheit Jesu

Es gibt nur wenige Berichte über die Kindheitstage Jesus‘. Umso faszinierender sind neue Erkenntnisse über diese Zeit.

Jesus Christus von hinten
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Die 5 wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten

Jahrtausende menschlicher Kultur bringen auch nach langer Zeit immer wieder erstaunliche Erkenntnisse hervor.Wir zeigen dir die fünf wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten.

Die vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes erzählen vom Leiden, Tod und der Auferstehung Jesu von Nazareth. Auch die Geburt des christlichen Gottessohnes wird in der Bibel ausführlich beschrieben, seine Kindheit jedoch kaum. Lediglich das sogenannte Kindheitsevangelium nach Thomas (KThom) berichtet über die Wunder, die Jesus im Alter von fünf bis zwölf Jahren vollbracht haben soll – es ist jedoch nicht Teil der Bibel. Ein archäologischer Fund könnte die Forschung dem ursprünglichen KThom näherbringen.

Archäologischer Fund „von außerordentlichem Interesse für die Forschung“

Kaum eine Schrift wurde so häufig übersetzt, geändert und zensiert wie die Bibel. Gleichzeitig gibt es kaum ein geschriebenes Werk, das einen solchen Stellenwert genießt wie dieses. Das KThom gehört zu den apokryphen Schriften und ist etwa zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert entstanden. Es ist aber nicht Teil des biblischen Kanons und damit weitaus seltener sind als die kanonischen heiligen Schriften. Schon im Jahr 1901 entdeckt, soll es sich bei dem Papyrusfragment aus der Universitätsbibliothek Hamburg neuen Erkenntnissen zufolge um die wohl älteste bekannte Abschrift des KThom handeln.

Forschende der Universitäten Humboldt in Berlin und Lüttich haben den archäologischen Fund untersucht und ihre Analyse in der Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik veröffentlicht. Sie bestätige Gabriel Nocchi Macedo von der Universität Lüttich zufolge die derzeit geltende Einschätzung, dass das KThom ursprünglich auf Griechisch verfasst worden sei.

„Das Fragment ist von außerordentlichem Interesse für die Forschung“, betonte Lajos Berkes, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Theologischen Fakultät im Rahmen einer Pressemitteilung der Humboldt-Universität. „Zum einen, weil wir es auf das 4. bis 5. Jahrhundert datieren konnten und es damit die früheste bekannte Abschrift ist. Zum anderen, weil wir neue Erkenntnisse zur Textüberlieferung gewinnen konnten.“

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„Buchstabe für Buchstabe entziffert“

Der archäologische Fund messe lediglich elf mal fünf Zentimeter und sei lange Zeit unbeachtet geblieben. „Man dachte, es handelt sich um einen Teil eines Alltagsdokuments, etwa eines Privatbriefes oder einer Einkaufsliste, weil die Schrift so unbeholfen wirkt“, so Berkes. „Uns ist zunächst das Wort Jesus im Text aufgefallen. Dann haben wir durch den Vergleich mit zahlreichen anderen digitalisierten Papyri Buchstabe für Buchstabe entziffert und uns wurde schnell klar, dass es sich nicht um ein Alltagsdokument handeln kann.“

Schnell habe man Parallelen zu anderen Abschriften des KThom entdeckt und mehr und mehr Verbindungen ziehen können. „Aus dem Vergleich mit den bereits bekannten Manuskripten wissen wir, dass unser Text der früheste ist. Er folgt dem Urtext, der nach aktuellem Forschungsstand im 2. Jahrhundert nach Christus verfasst worden ist.“

Obwohl das Kindheitsevangelium nach Thomas nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurde, hat es in der frühchristlichen Literatur eine gewisse Bedeutung erlangt. Es bietet Einblicke in die Vorstellungen und Legenden, die sich um die frühe Lebenszeit Jesu ranken. Der Text existiert in mehreren Versionen, die sich in Umfang und Details unterscheiden. Ein archäologischer Fund, der möglicherweise eine ältere oder vollständigere Version dieses Evangeliums enthält, könnte wertvolle Informationen über die frühe christliche Theologie und die Entwicklung der Jesus-Tradition liefern. Solche Entdeckungen könnten helfen, das Verständnis über die vielfältigen Glaubensvorstellungen und Erzählungen in den ersten Jahrhunderten des Christentums zu vertiefen.

Quellen: „Das früheste Manuskript des sogenannten Kindheitsevangeliums des Thomas“ (Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, 2024); Humboldt-Universität zu Berlin

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