Noch immer lässt sich das Schmelzen von Gletschern und Eisschilden in der Antarktis nur schwer vorhersagen, was das Einleiten vorbereitender Maßnahmen erheblich erschwert. Nun sind Wissenschaftler*innen im Eis auf eine unerwartete Entdeckung gestoßen, die dabei helfen könnte.
Antarktis: Dünne Risse im Eis
„Wissenschaftler*innen müssen besser verstehen, wie schnell Gletscher schmelzen und was ihre Strömung beeinflusst, um den zukünftigen Anstieg des Meeresspiegels vorhersagen und sich darauf vorbereiten zu können“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Forscher*innen des renommierten Instituts soll nun genau dies gelungen sein. Und zwar mittels mikroskopisch kleiner Verformungen im Eis. Ihre Ergebnisse haben sie nun in einer kürzlich erschienen Studie offengelegt.
„Das wird letztlich zu unserem Verständnis der Wahrscheinlichkeit eines katastrophalen Meeresspiegelanstiegs beitragen“, erklärt die Wissenschaftlerin Meghana Ranganathan, die die Studie am Department of Earth, Atmospheric and Planetary Sciences des MIT leitete.
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Anstieg des Meerespiegels
So konnte das Forschungsteam herausfinden, dass sich die Fließgeschwindigkeit eines Gletschers anhand der Tatsache abschätzen lässt, ob das Eis anfällig für mikroskopische Defekte ist. Gletscherfluss beschreibt die Bewegung von Eis von der Spitze eines Gletschers oder der Mitte einer Eisdecke bis zu den Rändern. Wo es dann abbricht und im Meer schmilzt.
Das ist normalerweise ein langsamer Prozess, der im Laufe der Zeit zum Anstieg des durchschnittlichen Meeresspiegels der Welt beiträgt. Doch in den letzten Jahren sind die Ozeane in beispiellosem Tempo angestiegen. Angetrieben durch die globale Erwärmung und das damit beschleunigte Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden in der Antarktis.
Obwohl bekannt ist, dass der Verlust des Polareises einen großen Beitrag zum Meeresspiegelanstieg leistet, lassen sich darüber immer noch nur schwer genaue Vorhersagen treffen.
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Neues Modell soll Vorhersagen verbessern
Denn „viele der grundlegenden Mechanismen, die Eis zum Fließen bringen, geschehen in einem sehr kleinen Maßstab, den wir nicht sehen können. Wir wollten genau herausfinden, welche mikrophysikalischen Prozesse das Eisfließen steuern, das in Modellen zum Meeresspiegelanstieg nicht abgebildet wurde“, fügt die Forscherin hinzu.
Die Studie der MIT-Wissenschaftler*innen liefert nun ein neues Bild des Gletscherflusses. „Wenn der Klimawandel die Gletscher dünner werden lässt, könnte das die Spannungsempfindlichkeit des Eises beeinflussen“, warnt Ranganathan. „Die Instabilitäten, die wir in der Antarktis erwarten, könnten ganz anders sein, und diese Unterschiede können wir nun mit diesem Modell erfassen.“
Quellen: Massachusetts Institute of Technology, „A modified viscous flow law for natural glacier ice: Scaling from laboratories to ice sheets“ (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2024)
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