Der Palast von König Ghezo in Abomey, der Hauptstadt des alten Königreichs Dahomey (heutiges Benin), beherbergt zwei heilige Hütten, die spezielle Grabstätten sind. Eine Legende besagt, dass das Bindemittel in ihren Wänden aus menschlichem Blut besteht. Ein archäologischer Fund legt nun nahe, dass daran tatsächlich etwas dran sein könnte.
Archäologischer Fund zeugt von grausamer Praxis
Diese schaurige Erkenntnis haben die Forscher*innen nun im Fachjournal Proteomics veröffentlicht. Dafür untersuchten sie Proben von den Wänden des Bauwerks, die zwischen 2018 und 2022 bei Ausgrabungen entnommen wurden.
Das Königreich Dahomey war im 19. Jahrhundert eine absolute Monarchie. Der König regierte durch eine zentralisierte Bürokratie und verkörperte die unangefochtene Spitze einer streng geschichteten Gesellschaft. Abomey, die drittgrößte Stadt Benins, ist wegen seiner königlichen Palastanlagen und Gräber heute eine der größten Touristenattraktionen des Landes.
Einer lokalen Überlieferung zufolge wurde für das Grabmal im Palastkomplex Abomey, das im 19. Jahrhundert von König Ghezo von Dahomey zu Ehren seines Bruders erbaut wurde, Gips verwendet, der das Blut von 41 Menschenopfern enthielt. 41 galt als heilige Zahl, erklären die Autor*innen in der Studie. Um zu überprüfen, ob diese Behauptung wahr ist, haben sie den archäologischen Fund eingehend untersucht.
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Lokale Legende scheint wahr zu sein
König Ghezo wird traditionell als der neunte König von Abomey dargestellt. Er regierte zwischen 1818 und 1858 und ist bekannt für seine Grausamkeit und seinen Machthunger. „Es wird gesagt, dass die Gasse, die zu seiner Hütte führte, mit den Schädeln und Kieferknochen besiegter Feinde gepflastert war und dass einer seiner Throne auf den Schädeln von vier besiegten feindlichen Anführern ruhte“, schreiben die Wissenschaftler*innen.
Um zu überprüfen, ob dessen Grabstätte auch wirklich mit Menschenblut erbaut wurde, haben die Archäolog*innen mehrere gleichmäßig verteilte Punkte auf der Innenfassade vorsichtig abgekratzt, um die Beschichtung zu entfernen. Diese Proben wurden nun mit einer Reihe moderner Techniken analysiert, um ihre Bestandteile zu identifizieren.
Mithilfe der aufschlussreichen Metaproteomik-Analyse konnten sie das Vorhandensein menschlichen Blutes in der Mauerprobe aus dem Königsgrab bestätigen. Trotzdem sind in Zukunft noch weitere Untersuchungen des archäologischen Fundes notwendig. Denn bisher konnte zum Bespiel noch keine Aussagen über die Eigenschaften der Menschenopfer getroffen werden, wie zum Beispiel Geschlecht oder Alter. Die Wissenschaftler*innen vermuten aber, dass es sich dabei um versklavte Personen oder Kriegsfeinde gehandelt hat.
Quelle:“Metaproteomic analysis of King Ghezo tomb wall (Abomey, Benin) confirms 19th century voodoo sacrifices“ (Proteomics, 2024)
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