Ein Satellitenbild der NASA hat eine geheimnisvolle ringförmige Struktur in einem Fjord im Westen Grönlands offenbart. Der Itilliarsuup Kangerlua Fjord, der fünf Kilometer breit ist, war mit Eisfragmenten des nahegelegenen Kangilleq-Gletschers bedeckt. Auf dem Bild ist eine helle Linie im Wasser erkennbar, die einen Viertelkreis bildet. Die Wissenschaftler sind über den Ursprung dieser Struktur unschlüssig, haben jedoch mehrere Theorien dazu entwickelt.
Ring in Grönland entdeckt
Geomorphologe Dan Shugar glaubt, dass der etwa 2,6 Kilometer große Ring durch das Kalben von Gletschern entstanden sein könnte. Wenn große Eisstücke ins Meer fallen, verdrängen sie Wasser und erzeugen Schockwellen, die sich kreisförmig ausbreiten. Diese Erklärung wird von NASA-Ozeanograf Josh Willis und Mike Wood von der San Jose State University unterstützt.
„Es ist ein perfekter Kreis“, zitierte das Earth Observatory der NASA Willis im Rahmen einer Pressemitteilung. „Für mich sieht es aus wie eine Welle, die durch ein Kalben verursacht wurde.“
Eine andere Theorie bezieht sich auf die Dynamik des schmelzenden Süßwassers. Wenn Gletscher schmelzen, kann das leichtere Süßwasser plötzlich vom Boden des Gletschers aufsteigen. Der schnelle Aufstieg könnte ein kreisförmiges Muster auf der Wasseroberfläche bilden. Der Ring in Grönland könnte also durch eine aufsteigende Süßwasserwolke statt durch fallendes Eis entstanden sein.
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„Bogen hat sich inzwischen aufgelöst“
Beide Theorien verbinden die Ringstruktur mit dem arktischen Gletscherschmelzen. „Anhand von Satellitenbildern allein lässt sich vielleicht nie mit Sicherheit sagen, was die Ursache für diese kurzlebige Erscheinung ist“, erklärte das Earth Observatory. „Der Bogen hat sich inzwischen aufgelöst, und der Fjord hat wieder sein normales, weniger geometrisches Aussehen.“
Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Gletscher Grönlands, die in alarmierendem Tempo schmelzen. Durch die steigenden globalen Temperaturen schmilzt das Eis an der Oberfläche und in den tieferen Schichten der Gletscher schneller als je zuvor.
Das führt nicht nur zu einem signifikanten Verlust an Eismasse, sondern auch zu einem Anstieg des Meeresspiegels weltweit. Die abnehmende Eismasse destabilisiert zudem die Gletscher selbst, was zu verstärktem Kalben führt. Diese Prozesse beschleunigen die Schmelzrate weiter und tragen zusätzlich zum globalen Anstieg des Meeresspiegels bei.
Forschende gehen davon aus, dass die aktuelle Geschwindigkeit der Eisschmelze in Grönland unabsehbare Konsequenzen für die Ökosysteme weltweit haben könnte. Neue Studien sind erforderlich, um diese Phänomene besser zu verstehen und mögliche Maßnahmen zur Verlangsamung des Gletscherschwunds zu entwickeln.
Quelle: Earth Observatory
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