Aufnahmen von Raumsonden zeigen immer wieder rätselhafte Löcher auf der Oberfläche des Mondes. Besonders eines hat in der Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten für zahlreiche Spekulationen gesorgt. Nun ist ein Forschungsteam zu einer erstaunlichen Entdeckung gelangt. Sie könnte unser Verständnis vom Erdtrabanten völlig verändern.
Mond: Höhlen unter der Oberfläche
Das Loch liegt im Mare Tranquillitatis auf dem Mond. Eben jenes Gebiet, auf welchem die Astronauten der Apollo-11-Mission 1969 den Himmelskörper zum ersten Mal betraten. Die Analyse von Radardaten hat nun enthüllt, was sich unter diesem befindet. Ein Team internationaler Wissenschaftler unter der Leitung der Universität Trient in Italien bezeichnete diese Entdeckung als „Meilenstein in der Mondforschung“.
Denn zum ersten Mal konnte die Existenz eines Tunnels im Untergrund des Mondes nachgewiesen werden. Es scheint sich um eine leere Lavaröhre zu handeln. Die Forschungsstudie wurde vor wenigen Tagen im Fachjournal Nature Astronomy veröffentlicht. „Die Existenz dieser Höhlen wird seit über 50 Jahren vermutet, aber es ist das erste Mal überhaupt, dass wir ihre Existenz nachgewiesen haben“, erklärt Lorenzo Bruzzone, Professor an der Universität Trient und einer der Autoren der Studie.
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Leere Lavaröhre ist betretbar
Bereits 2010 hat das der Lunar Reconnaissance Orbiter der NASA Daten erfasst, die Hinweise auf eine Grube im Mare Tranquilitatis enthielten. Jahre später hat das Forschungsteam diese Daten mit komplexen Techniken erneut analysiert. Dabei haben sie Radarreflexionen aus dem Bereich der Grube entdeckt, die am besten durch einen unterirdischen Höhlenkanal erklärt werden können.
„Dank der Analyse der Daten konnten wir ein Modell eines Teils des Kanals erstellen“, fügt Leonardo Carrer, Forscher an der Universität Trient, hinzu. „Die wahrscheinlichste Erklärung für unsere Beobachtungen ist eine leere Lavaröhre.“ Diese soll zudem auch noch betretbar sein. Damit könnte die Entdeckung auch für künftige Mond-Missionen oder gar der Besiedelung des Erdtrabanten von entscheidender Bedeutung sein.
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Neue Möglichkeiten für Mond-Missionen
Denn die Oberflächentemperaturen auf der beleuchteten Seite des Mondes können 127 Grad Celsius (°C) erreichen, während diese auf der unbeleuchteten Seite auf minus 173 °C fallen können. Außerdem ist die Sonnenstrahlung auf der Mondoberfläche teilweise bis zu 150-mal stärker als auf der Erde.
Zudem besteht auf dem Mond eine ständige Gefahr von Meteoriteneinschlägen. Diese Bedingungen erfordern die Suche nach sicheren Standorten für den Bau von Infrastruktur, die eine nachhaltige Erkundung ermöglichen. Höhlen wie diese würden, laut den Forschern, eine Lösung für dieses Problem bieten.
Quellen: „Radar evidence of an accessible cave conduit on the Moon below the Mare Tranquillitatis pit“ (nature, 2024), Università di Trento
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