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Klimawandel: Forscher warnen vor katastrophalem Denkfehler

Das Eine sagen, das Andere Tun. Gerade im Kontext des Klimawandels ist das übliche Praxis. Doch was müsste man tatsächlich tun?

KI-generierte Visualisierung des Klimawandels
© futurezone.de via Midjourney

Klimawandel: Die Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft

Der menschengemachte Klimawandel verändert unsere Welt mit vielfältigen Folgen. Welche Bereiche sind akut betroffen?

Die rekordverdächtige Produktion fossiler Brennstoffe und die weltweiten Treibhausgasemissionen treiben extreme Temperaturen an. Trotz der dringenden Klimakrise bleibt die Menschheit träge. Das Ziel, den globalen Klimawandel auf eine Erwärmung von 1,5 Grad Celsius (°C) zu begrenzen, das einst als erreichbar galt, erscheint nun zunehmend unrealistisch.

Klimawandel: Politik setzt doppelte Standards

„Wir haben beschlossen, dass sich unser umfassender und ganzheitlicher Plan für Cop28 um eine Sache drehen soll, und das ist der Nordstern“, erklärte Sultan Ahmed Al Jaber, Präsident der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Dubai 2023, bereits vergangenes Jahr. „Das Klimaproblem ist eine Bedrohung und muss von allen angegangen werden.“ Dabei ist anzumerken, dass Dr. Al Jaber auch Chief Executive Officer (CEO) der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) ist und damit selbst maßgeblich die Förderung und Verbrennung fossiler Brennstoffe vorantreibt.

Mit dieser Doppelzüngigkeit ist der Ölmagnat jedoch nicht allein. So behaupten weltweit etliche Politiktreibende, mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens von 2015 übereinzustimmen, agieren jedoch diesen Aussagen zuwider. Der augenscheinliche Konsens sei „Wir können einen gefährlichen Klimawandel vermeiden, ohne die dafür erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen“, kritisieren Forschende der Universitäten Exeter, East Anglia und Lund.

Dabei sei es dringend notwendig, „die Treibhausgasemissionen von Industrie, Verkehr, Energie (70 % des Gesamtausstoßes) und Nahrungsmitteln (30 % des Gesamtausstoßes) rasch zu reduzieren und gleichzeitig die Energieeffizienz zu steigern“. Anders könne der menschengemachte Klimawandel nach derzeitigem Stand der Wissenschaft schlicht nicht aufgehalten werden, mahnen sie.

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Gefährliches Spiel mit dem Überschreiten

Das Konzept des „Überschreitens“ erlaube es politischen Entscheidungstragenden, notwendige Maßnahmen aufzuschieben, indem sie versprechen, in der Zukunft Kohlenstoffdioxid (CO) zu entfernen. Dieser Ansatz berge das Risiko, die Welt in katastrophale Klimabedingungen zu führen. Die Abhängigkeit von spekulativen Technologien wie der Kohlenstoffentfernung und dem Geoengineering lenke die Aufmerksamkeit von der dringenden Notwendigkeit einer sofortigen Dekarbonisierung ab.

James Dyke, Außerordentlicher Professor für Erdsystemwissenschaften (University of Exeter), Robert Watson, Emeritierter Professor für Umweltwissenschaften (University of East Anglia) und Wolfgang Knorr, Senior Research Scientist für Physische Geographie und Ökosystemwissenschaft (Lund University) warnen zudem vor falschen Versprechen ohne Hand und Fuß. Insbesondere geht es ihnen dabei um die Abhängigkeit von Netto-Null-Zielen, die unbewiesene Technologien einschließen.

Ein Paradebeispiel dafür ist das Pochen deutscher Politikerinnen und Politiker – insbesondere aus FDP und CDU – auf den Erhalt von Verbrennungsmotoren mittels E-Fuels. Vor den Problemen, die aus dieser Ahnungslosigkeit entstehen können, warnten bereits Energieexperten wie Volker Quasching und der bekannte deutsche Physiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch.

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Versagen des Pariser Abkommens

Das Pariser Abkommen war ein Meilenstein in der Klimadiplomatie. Nun aber wird immer deutlicher, dass es nicht die notwendigen Maßnahmen gebracht hat. Statt einer raschen Dekarbonisierung sind die Emissionen weiter angestiegen und erreichen ein Allzeithoch nach dem anderen.

„Wir leugnen nicht, dass bei den erneuerbaren Technologien erhebliche Fortschritte erzielt wurden“, betonen Dyke, Watson und Knorr. „Der Einsatz von Wind- und Solarenergie hat in den letzten 22 Jahren jedes Jahr zugenommen, und die Kohlenstoffemissionen gehen in einigen der reichsten Länder zurück.“ Das reiche jedoch bei Weitem nicht aus und geschehe vor allem nicht schnell genug. Damit reiht sich das Forschungstrio in einen wissenschaftlichen Konsens ein, den Politik und Wirtschaft seit Jahrzehnten ignorieren.

Angesichts des Scheiterns der derzeitigen Klimapolitik und der zunehmenden Abhängigkeit von spekulativen Technologien sei es an der Zeit, den globalen Ansatz zur Bewältigung des Klimawandels zu überdenken. Der Schwerpunkt müsse sich von langfristigen Zielen und technologischen Lösungen auf sofortige und greifbare Maßnahmen verlagern:

N° 1: Fossile Brennstoffe im Boden lassen

Der einfachste Weg, Emissionen zu reduzieren, sei, das Verbrennen fossiler Brennstoffe zu stoppen. Das bedeute, die Erkundung und Ausbeutung neuer fossiler Brennstoffreserven zu beenden und den Übergang von bestehenden fossilen Brennstoffen einzuleiten. Auch das Lebensmittelsystem, insbesondere der Viehsektor, müsse transformiert werden, da dieser erheblich zu den Treibhausgasemissionen beiträgt.

N° 2: Abschied von unrealistischen Netto-Null-Zielen

Der Schwerpunkt auf Netto-Null-Ziele für die Mitte und das Ende des Jahrhunderts solle aufgegeben werden, so die Wissenschaftler. Der Fokus müsse auf sofortigen Maßnahmen liegen, mit dem Ziel, die globalen Emissionen bis 2030 zu halbieren, um überhaupt eine Chance zu haben, die Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.

N° 3: Politik auf glaubwürdige Wissenschaft stützen

Klimapolitiken sollten auf dem basieren, was mit aktuellen oder kurzfristig verfügbaren Technologien erreicht werden kann. Spekulative Technologien wie die Kohlenstoffabscheidung und das Solar-Geoengineering sollten nicht in Netto-Null-Pläne aufgenommen werden, bis ihre Machbarkeit und Sicherheit vollständig nachgewiesen sind.

N° 4: Ehrlichkeit in Sachen Klima

Die Welt brauche ein „Klima-Ehrlichkeits-Projekt“, das die Misserfolge der aktuellen Politiken anerkennt und den Bedarf an radikalem Wandel aufzeigt. Das beinhalte, die enormen Ungleichheiten in Bezug auf Wohlstand, Kohlenstoffemissionen und Anfälligkeit für den Klimawandel anzugehen.

Quelle: The National; The Conversation

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Das Titelbild dieses Artikels wurde von der Redaktion unter Verwendung von Midjourney erstellt.

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