Die globalen Temperaturwerte haben sich in beunruhigende neue Rekordhöhen vorgearbeitet, was Klimawissenschaftler weltweit alarmiert. Mit dem März 2025 setzt sich eine beispiellose Periode extremer Hitze fort, die Teil einer historischen Erwärmungsphase ist und sämtliche wissenschaftlichen Vorhersagemodelle und Erwartungen hinsichtlich des Klimawandels deutlich überschreitet. Experten zeigen sich zunehmend besorgt über diese Entwicklung, die das Verständnis der Klimadynamik grundlegend in Frage stellt.
„Fest im Griff des menschengemachten Klimawandels“
Der Copernicus Climate Change Service (C3S) – die Klimabeobachtungsstelle der Europäischen Union – bestätigte, dass Europa den heißesten März seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1991 erlebte. „Außerhalb Europas waren die Temperaturen in weiten Teilen der Arktis, insbesondere im kanadischen Archipel und in der Baffin Bay, überdurchschnittlich hoch“, so der C3S weiter. „Auch über den Vereinigten Staaten, Mexiko, Teilen Asiens und Australien waren sie überdurchschnittlich hoch.“ Weltweit war es der zweitwärmste März überhaupt.
Seit Juli 2023 befindet sich die Erde in einer nahezu ununterbrochenen Phase von Rekordtemperaturen. Jeder dieser Monate war über 1,5 Grad Celsius (°C) wärmer als im vorindustriellen Zeitalter – ein symbolischer und wissenschaftlich entscheidender Schwellenwert, der im Pariser Klimaabkommen festgelegt wurde. Der März 2025 überschritt diesen Wert sogar noch deutlicher und erreichte eine Abweichung von 1,6 °C – ein Wert, der einst als vermeidbar galt.
Das sei bemerkenswert, zitiert ScienceAlert unter Berufung auf die Agence France-Presse (AFP) die Forscherin Friederike Otto vom Grantham Institute for Climate Change and the Environment am Imperial College London. „Wir befinden uns fest im Griff des menschengemachten Klimawandels.“
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Ungewöhnlich lange Hitzephase
Die anhaltende Hitze gibt Fachleuten weltweit Rätsel auf. Viele hatten erwartet, dass die Erwärmung nach dem Höhepunkt des Wetterphänomens El-Niño Anfang 2024 nachlassen würde. Stattdessen hält die außergewöhnliche Lage bis weit ins Jahr 2025 an. „Wir erleben weltweit immer noch extrem hohe Temperaturen“, bestätigte Robert Vautard vom Weltklimarat der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) der AFP. „Dies ist eine außergewöhnliche Situation.“
Die unerwartete Dauer dieser Hitzephase deutet darauf hin, dass sich das Klimasystem möglicherweise in bislang unbekannte Zustände bewegt. Neben dem bekannten Einfluss von El Niño und Treibhausgasemissionen vermuten Fachleute zusätzliche, noch ungeklärte Ursachen. Veränderungen bei Aerosolen in der Atmosphäre, bei der Wolkenbildung sowie eine reduzierte Kohlenstoffspeicherung in natürlichen Senken wie Ozeanen und Wäldern könnten zu dieser Entwicklung beitragen.
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Mehr und stärkere Extreme erwartet
Europa steht im Mittelpunkt dieser Extreme des Klimawandels. Der März 2025 war 0,26 °C wärmer als der bisherige Rekordmonat März 2014. Zugleich traten extreme Niederschlagsmuster auf: Manche Regionen erlebten den trockensten März seit über 50 Jahren, andere wiederum den nassesten. „Im März 2025 war es in den meisten Teilen Südeuropas überdurchschnittlich feucht, insbesondere auf der Iberischen Halbinsel, die von einer Reihe von Stürmen heimgesucht wurde und weit verbreitete Überschwemmungen erlebte“, berichtet der C3S. „Weitere überdurchschnittlich feuchte Regionen sind Norwegen, Teile Islands und der Nordwesten Russlands.“
Im Gegensatz dazu erlebten das Vereinigte Königreich und Irland deutlich trockenere Bedingungen als im langjährigen Durchschnitt. Diese Niederschlagsarmut erstreckte sich durch einen breiten West-Ost-Korridor über Mitteleuropa und reichte südlich bis zum Schwarzen Meer, nach Griechenland und in die Türkei.
Diese gegensätzlichen Wetterereignisse würden deutlich zeigen, wie ein destabilisiertes Klima „zu mehr und stärkeren Extremen führt“, erklärte Bill McGuire, Klimawissenschaftler am University College London, der AFP. Diese Instabilität bestätigt das Bild eines fortschreitenden Klimakollapses – mit weltweiten Folgen.
Quellen: Copernicus Climate Change Service; ScienceAlert
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