In Deutschland kann man, insofern man keinen Brunnennanschluss hat, grundlegend Leitungswasser trinken und genießen. Doch je nach Region setzt sich dieses anders zusammen. Kommt ein bestimmter Stoff darin in zu hohen Mengen vor, kann dies ein höheres Risiko für den weitverbreiteten Prostatakrebs bei Männern bedeuten. Die Forschenden, die eine passende Studie dazu veröffentlicht haben, fordern daher wichtige Transformationen in der Landwirtschaft.
Leitungswasser und Prostatakrebs
Die Deutsche Krebsgesellschaft erklärt, dass Prostatakrebs die häufigste Tumorart bei Männern ist. Zahlen des Robert-Koch-Instituts belegen, dass jährlich 63.000 Männer mit einem Prostatakarzinom diagnostiziert werden. Die Ursachen sind bisher nur teilweise erforscht. Doch die Lebensweise, und nun augenscheinlich auch ob und wie viel Leitungswasser man trinkt, sollen eine große Rolle spielen.
Das legt zumindest der Versuchsaufbau von Carolina Donat Vargas nahe. Sie ist Forscherin am MDEA Food (Madrid) und Karolinska Institutet (Stockholm) in der Abteilung für Herz-Kreislauf- und Ernährungsepidemiologie. Ihr Spezialgebiet ist gegenwärtig die öffentliche Gesundheit und Präventivmedizin. Zusammen mit ihrem Team hat sie 1.500 Männer untersucht und unter anderem die Vorlieben im Bereich Leitungswasser in ihre Analyse mit einfließen lassen.
Bei einem Drittel der Probanden wurde ein Prostatakarzinom diagnostiziert. Die größere Kontrollgruppe war zu diesem Zeitpunkt krebsfrei. Durch Befragungen und anschließende Hochrechnungen wurde die Aufnahme von Leitungswasser auf einem lebenslangen Maßstab skaliert. Darauf zogen Vargas und Kolleg*innen folgende Schlussfolgerungen.
Nitratgehalt kann Risiko erhöhen
Unter Verdacht standen die beiden Stoffe Nitrat und Trihalogenmethane (THMs), die häufig das Leitungswasser belasten. Bei ersterem stellten Vargas und ihr Team fest, dass ein zu hoher Nitratgehalt im Getränk tatsächlich für ein höheres Prostatarisiko sorgen kann. „Über Wasser aufgenommene THMs wurden nicht mit Prostatakrebs in Verbindung gebracht.“, erklären sie außerdem.
In puncto Nitrat soll jedoch nicht nur das Risiko auf Prostatakrebs beim Mann steigen, sondern auch die Aggressivität des Tumors. Dabei spielt die Menge des Giftes eine Rolle. Wer mehr als 14 Milligramm Nitrat zu sich nimmt, steigert das Risiko, früh an Prostatakrebs zu erkranken. Die Aggressivität der Erkrankung wachse sogar um das Dreifache, heißt es in einer Pressemitteilung zur Studie.
Landwirtschaft erhöht Nitrate im Wasser
Die Studie wurde in Spanien durchgeführt und umfasste letztendlich über 300 Regionen, in denen unterschiedliches Leitungswasser aufbereitet wird. Die Nitratbelastung ist je nach dem etwas unterschiedlich. Grundlegend sind Regionen in denen viel Landwirtschaft betrieben wird, eher auch solche mit nitrathaltigem Leitungswasser. Nichtsdestotrotz warnen Vargas und ihr Team vor einem gefährlichen Trend.
Durch die Bearbeitung landwirtschaftlich genutzter Flächen steigt der Nitratgehalt im Trinkwasser. „Nitratvorkommen im Wasserkreislauf steigen weltweit aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Stickstoffdünger und intensiver Landwirtschaft“, heißt es in der Studie.
Gleichzeitig stellen sie jedoch klar, dass das Trinken von Leitungswasser nicht bedeutet, dass man im Laufe des Lebens an Prostatakrebs erkranken wird. Mit ihrer Studie befinden sich die Forschenden lediglich auf den ersten Schritten einen kausalen Zusammenhang nachzuweisen. Stand jetzt liegt er lediglich nahe.
Lebensweise kann Risiko senken
Des Weiteren heben Vagras und ihr Team hervor, dass eine gesunde Lebensweise das Risiko an Prostatakrebs auch senken kann. „Eine hohe Aufnahme von Ballaststoffen, Obst/Gemüse und Vitamin C kann dieses Risiko [durch Leitungswasser] senken.“
Wer sich jetzt jedoch direkt über Supplements informiert, sollte vorsichtig sein. So warnt etwa der Verbraucherschutz vor Nahrungsergänzungsmitteln aus Online-Shops. Setze besser auf unverarbeitete Lebensmittel. Laut Forschern sollen diese vier Superfoods besonders gut für dich sein. Alarmierende Folgen haben hingegen diese fünf beliebten Lebensmittel.
Quellen: Deutsche Krebsgesellschaft, Barcelona Institute of Global Health, „Long-Term Exposure to Nitrate and Trihalomethanes in Drinking Water and Prostate Cancer: A Multicase–Control Study in Spain (MCC-Spain)“ (März 2023, Environmental Health Perspectives)
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