Beim Optiker oder bei der Optikerin wird man inzwischen standardmäßig gefragt, ob man viel am Computer arbeite. Bejaht man dies, bieten die Verkäufer*innen häufig eine Brille mit Blaulichtfilter an. Doch sind sie den Aufpreis wirklich wert? Das sagt die Forschung.
Brille mit Blaulichtfilter: Das soll sie bringen
Bei einer Brille mit Blaulichtfilter ist der Name Programm. Sie kommen mit oder ohne Sehstärke, ganz nach den Bedürfnissen der Kundschaft, und verfügen über leicht getönte Gläser. Durch diese soll blaues Licht, welches heutzutage vor allem von Smartphones und Computerbildschirmen ausgeht, gefiltert werden, sodass wir weniger davon wahrnehmen.
Die Brille mit Blaulichtfilter soll dabei mehrere positive Auswirkungen auf die Augengesundheit haben. Laut dem Optiker-Portal Deutsche Optiker soll sie dich vor Folgendem bewahren:
- Müde Augen
- Trockene Augen
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen
Letzter Punkt rührt unter anderem daher, dass zu viel blaues Licht insbesondere am Abend den Tag-Nacht-Rhythmus unseres Gehirns durcheinanderbringen kann. Verbringen wir also vor dem Zubettgehen viel Zeit am Handy, halten wir uns künstlich wach. Würden wir hingegen zu einem Buch oder einer Zeitschrift greifen und dieses in einem warmen Nachttischlampen-Licht lesen, würden wir schneller und besser in den Schlaf finden.
Forschende machen Überblicksstudie
Moderne Brillen mit Blaulichtfilter sollen bis zu 450 Nanometer Blaulicht filtern können. Gleichzeitig sollen sie extrem alltagstauglich sein. Beim Tragen nimmt man die Tönung laut Deutsche Optiker eigentlich gar nicht wahr. Da man sie auch ohne Sehstärke herstellen lassen kann, wäre somit die Brille mit Blaulichtfilter die Lösung all unserer Probleme, oder nicht?
Die Studienlage ist nicht so eindeutig, wie zu Marketingzwecken gern suggeriert wird. Das Team um Laura Downie von der University of Melbourne in Australien hat zu diesem Zweck eine Überblicksstudie verfasst. Hierbei fokussierte man sich vor allem auf die nachgesagten Effekte von weniger müden Augen und einem besseren Schlaf.
Keine wissenschaftlichen Methoden
Insgesamt wertete das Team 17 Studien zu Brillen mit Blaulichtfiltern aus, an denen fünf bis 156 Proband*innen teilnahmen. Was hier bereits auffällt: Das ist eine sehr kleine Anzahl an Teilnehmenden, mit der sich kaum Rückschlüsse auf breite Bevölkerungsteile treffen lassen. Einige Experimente nahmen sogar nur wenige Stunden in Anspruch. Bei anderen hingegen überprüfte man die Personen mehrere Wochen lang. Nichtsdestotrotz mangelte es bei über der Hälfte der Studien an sauberen, wissenschaftlichen Methoden. Daher müssen auch ihre Ergebnisse als potentiell verzerrt eingestuft werden.
Hinzu kommt, dass sich die wenigen Studien widersprechen. Währen eine Handvoll Veröffentlichungen nachgewiesen haben wollten, dass sich die Schlafqualität bei Brillen mit Blaulichtfilter verbessere, konnten andere keine Anzeichen dafür ausmachen. Laut Downie fehle es vor allem an quantitativen Daten, um überhaupt Rückschlüsse auf die Wirkungsweise von Filterbrillen zu schließen. „Zukünftige hochwertige randomisierte Studien sind erforderlich, um die Auswirkungen von Blaulichtfilterlinsen auf die Sehleistung, die Makulagesundheit und den Schlaf bei Erwachsenen klarer zu definieren“, fordern sie daher abschließend.
Quelle: „Blue‐light filtering spectacle lenses for visual performance, sleep, and macular health in adults“ (Cochrane Database of Systematic Reviews, August 2023), Deutsche Optiker, eigene Recherche
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