Vermutlich alle kennen das Gefühl: Wer zu wenig Schlaf hatte, fühlt sich am nächsten Morgen kraftlos und geistig umnebelt. Doch eine neue Studie weckt Hoffnung, dass dieser Effekt in Zukunft der Vergangenheit angehören könnte.
Zu wenig Schlaf: Forscher finden Weg gegen Symptome
Nach zu wenig Schlaf fühlt man sich am nächsten Tag nicht einfach nur müde. Körperliche Trägheit macht sich breit und auch der bekannte „Gehirnnebel“ ist zu bemerken, wenn man sich zum Beispiel schlechter konzentrieren kann. Doch nun ist es einer Forschungsgruppe der Washington State University (WSU) im Rahmen einer neuen Studie gelungen, diese Effekte auszuschalten.
Dazu führte man Experimente an Labormäusen durch und aktivierte dabei die Astrozyten (Teile der Gliazellen und somit zum Nervensystem gehörig) in ihren basalen Vorderhirnen. Dort werden unter anderem der Schlafbedarf und die Schlaf-Wach-Phasen mitgesteuert. Mit der sogenannten Chemogenetik veränderte man die Signalwege innerhalb der Gehirnzellen und schaute, wie sich das bei den Tieren niederschlug.
Das Ergebnis: Die so veränderten Mäuse blieben sechs Stunden länger wach und zeigten keinerlei Symptome von zu wenig Schlaf. Ebenso bemerkenswert war die Beobachtung, dass sie im Anschluss nicht länger und tiefer geschlafen hätten als ausgeruhte Mäuse.
Auch gut zu wissen: Müdigkeit und Gähnen sind nicht die einzigen Hinweise darauf, dass du mehr Ruhe brauchst. Wir nennen dir sieben Warnsignale für mehr Schlaf, die dein Körper aussenden kann – und die du womöglich gar nicht bemerkst.
Vielleicht bald möglich: Künstlich länger wachbleiben
Für die Forscherinnen und Forscher zeigt sich durch die Ergebnisse, dass Schlaf nicht einfach nur durch unsere Wachphasen beeinflusst wird, sondern auch von diesen neuronalen Zellen, die man lange nicht beachtet hatte. Ausgehend von den Experimenten sind nun weitere Untersuchungen möglich, um herauszufinden, wie genau Astrozyten mit Neuronen interagieren und den Schlaf regulieren können.
Ferner will man überprüfen, wie sich diese Form des Wachhaltens auf Prozesse wie Lernvermögen, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, den Stoffwechsel und das Immunsystem auswirkt. Langfristig, so hofft man, könnte diese Forschung auch für Menschen praktische Ergebnisse hervorbringen.
Besonders Personen mit langen Arbeitszeiten oder Schichtdiensten könnte man so unter die Arme greifen und helfen, länger wachzubleiben und sich weniger müde zu fühlen. Bis dahin wird man wohl weiterhin mit Kaffee vorliebnehmen müssen.
Quelle: „Activation of Basal Forebrain Astrocytes Induces Wakefulness without Compensatory Changes in Sleep Drive“ (The Journal Of Neuroscience 2023)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.