Forschende vom Karolinska-Institut in Stockholm haben eine Beobachtungsstudie mit fast 150.000 Personen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) durchgeführt. Sie stellten fest, dass Nutzende von ADHS-Medikamenten über zwei Jahre hinweg eine etwas höhere Überlebensrate hatten als Nutzende ohne Medikation. Diese Forschung legt nahe, dass Medikamente das Leben verlängern könnten. Denn: Sie verbessern die Impulskontrolle und Entscheidungsfindung und reduzieren so tödliche Zwischenfälle wie unbeabsichtigte Vergiftungen.
Leben verlängern mit ADHS-Medikamenten
Historisch als Störung unruhiger Jugendlicher angesehen, wird ADHS mittlerweile als eine Beeinträchtigung erkannt, die Nutzende aller Altersgruppen betrifft und tägliche Aufgaben verkompliziert, die Fokus erfordern. Unbehandeltes ADHS führt oft zu erheblichen Unannehmlichkeiten und kann gefährliche Folgen haben. Klinische Studien haben gezeigt, dass die pharmazeutische Behandlung der Symptome Verletzungen, Verkehrsunfälle und kriminelles Verhalten verringern kann.
Die Sicherheit der Medikamente bleibt jedoch umstritten. Obwohl kein eindeutiger Zusammenhang zwischen ADHS-Medikamenten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt wurde, bestehen weiterhin Bedenken. Eine Studie aus dem Jahr 2023 hob eine mögliche Verbindung zwischen der langfristigen Nutzung der Mittel und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervor. Das galt insbesondere Hypertonie und arterielle Erkrankungen.
Das Team des Karolinska-Instituts nutzte für seine Untersuchung Daten aus schwedischen Gesundheitsregistern. Mit ihrer Hilfe folgten die Forschenden 148.578 zwischen 2007 und 2018 diagnostizierten ADHS-Patient*innen. Ihre Ergebnisse zeigten, dass medikamentierte Proband*innen niedrigere Sterblichkeitsraten aufwiesen, sowohl aus natürlichen als auch aus unnatürlichen Ursachen, verglichen mit Nutzenden ohne Medikation.
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Geschlechtsspezifische Ergebnisse zeigten, dass Medikamente die Sterblichkeit aufgrund unnatürlicher Ursachen bei Männern und aufgrund natürlicher Ursachen bei Frauen verringerten. In beiden Fällen waren die Leben verlängert.
Weitere Untersuchungen nötig
Trotz der Bedeutung dieser Ergebnisse erklärt die Studie nicht abschließend, warum medikamentierte Nutzende höhere Überlebensraten aufweisen. Sie deutet darauf hin, dass Medikamente zu sichereren Gesundheitsentscheidungen führen könnten, was zur Verringerung der Sterblichkeit durch natürliche Ursachen beiträgt.
Die Forschung fordert weitere Untersuchungen zu den Geschlechtsunterschieden bei den Ergebnissen der ADHS-Behandlung, um wirksamere Interventionen zu informieren.
Quellen: „Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Medications and Long-Term Risk of Cardiovascular Diseases“ (JAMA Psychiatry, 2023); „ADHD Pharmacotherapy and Mortality in Individuals With ADHD“ (JAMA, 2024)
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